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Totengebet für Papst Franziskus im Hohen Dom St. Paulus zu Münster

Die Gestaltung des Totengebets war relativ frei, orientierte sich jedoch in ihrer Struktur an der Totenvesper, wie sie im katholischen Gotteslob (Nr. 655) zu finden ist. Eröffnet wurde das Gebet mit dem Lied „Herr, ich bin dein Eigentum“ (Gotteslob Nr. 435), das bereits in der zweiten Strophe das Vertrauen auf Gottes unerschütterliche Treue und sein gnädiges Gedenken an den Menschen zum Ausdruck brachte.

In einem eindrucksvollen Wechsel lasen der Weihbischof und ein Ministrant anonymisierte Einträge aus dem Kondolenzbuch vor. Diese stammten von Menschen, die Papst Franziskus für seine barmherzige Art, den Menschen zu begegnen besonders dankbar waren. Durch diese einfühlsame Gestaltung wurde das Wirken von Papst Franziskus auch auf einer emotionalen Ebene greifbar gemacht und würdevoll in das liturgische Gedenken eingebettet.

Weihbischof Dr. Zekorn stellte das Totengebet unter den Gedanken, dass die Gemeinde im Sinne des verstorbenen Papstes für ihn beten solle – so, wie sich Papst Franziskus stets das Gebet des Volkes Gottes gewünscht hatte. Gerade in diesem Totengebet sollte diesem Wunsch in besonderer Weise entsprochen werden.

Bereits vor Beginn der Feier waren die Gläubigen eingeladen, sich eine Kerze zu nehmen, die in unmittelbarer Nähe der Sitzplätze bereitgestellt worden war. Der Weihbischof und ein Ministrant entzündeten diese Kerzen am Licht der Osterkerze – ein bewusstes Anknüpfen an die Symbolik der Osternacht: Dass das Licht Christi in der Dunkelheit des Todes aufleuchtet und Hoffnung spendet.

Während des Anzündens sang die versammelte Gemeinde das Lied „O Licht der wunderbaren Nacht“ (Gotteslob Nr. 334). Besonders die zweite Strophe, die auf die Hoffnung der Auferstehung verweist, machte deutlich: Diese Hoffnung gilt nicht nur Papst Franziskus, sondern allen Gläubigen.

Im Anschluss wurde Psalm 116 angestimmt – ein für Sterbe- und Begräbnisliturgien typischer Psalm, der bereits bei der Überführung der sterblichen Überreste des Papstes am 23. April 2025 gesungen worden war. Daran anschließend sprach Weihbischof Zekorn ein meditatives Wort über die Fülle des Lebens, die bei Gott zu finden sei, und lud die Gemeinde zum anschließenden Rosenkranzgebet ein, das den liturgischen Mittelpunkt des Totengebets bildete.

Weihbischof Zekorn erinnerte daran, dass der Rosenkranz für Papst Franziskus stets ein „Gebet des Herzens“ gewesen sei. In diesem Sinn lud er die Gemeinde ein, sich diesem Herzensgebet anzuschließen und für den verstorbenen Papst zu beten. Besonders eindrucksvoll war die kontemplative Gestaltung des Rosenkranzgebets: Zu jedem Geheimnis wurde ein Zitat aus Predigten oder Reden von Papst Franziskus vorgelesen, das inhaltlich auf das jeweilige Rosenkranzgeheimnis abgestimmt war. So wurde das traditionelle Gebet zu einer geistlichen Meditation, die Franziskus’ theologisches Denken und seine persönliche Frömmigkeit widerspiegelte.

Als klassische Andachtsform für Verstorbene ist der Rosenkranz im katholischen Raum tief verwurzelt. Die fünf betrachteten Geheimnisse setzten sich wie folgt zusammen: Zwei aus dem schmerzhaften Rosenkranz: „[Jesus], der für uns das schwere Kreuz getragen hat“ und „[Jesus], der für uns gekreuzigt worden ist“, zwei aus dem glorreichen Rosenkranz: „[Jesus], der von den Toten auferstanden ist“ und „[Jesus], der dich, o Jungfrau, in den Himmel aufgenommen hat“, sowie ein Gesetz aus dem trostreichen Rosenkranz: „[Jesus], der alles vollenden wird“.

Die Zusammenstellung der Rosenkranzgeheimnisse in Verbindung mit der kontemplativen Betrachtung war in sich stimmig. Die beiden schmerzhaften Geheimnisse lenkten den Blick auf das Leiden und den nahenden Tod – eine existenzielle Erfahrung, die auch Papst Franziskus in seinen letzten Jahren intensiv bedacht hat. Die beiden glorreichen Geheimnisse hingegen führten zur Hoffnung auf Auferstehung und Vollendung: Christus ist von den Toten auferstanden und Maria wurde in den Himmel aufgenommen – ein Weg, der allen Gläubigen offensteht. Das abschließende trostreiche Geheimnis schließlich brachte den Glauben an die endgültige Vollendung in Christus zum Ausdruck.

All dies sind Aspekte, die nicht nur für Papst Franziskus in besonderer Weise erbeten wurden, sondern zugleich als Verheißung und Zuspruch für die gesamte Kirche gelten.

Im Anschluss an das Rosenkranzgebet wurde das Evangelium nach Johannes vorgetragen (Joh 16,20.22):

„Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet bekümmert sein, aber euer Kummer wird sich in Freude verwandeln. So seid auch ihr jetzt bekümmert, aber ich werde euch wiedersehen; dann wird euer Herz sich freuen und niemand nimmt euch eure Freude.“

Nach der johanneischen Schriftlesung folgte das Responsorium (Gotteslob Nr. 616,8) sowie eine kurze Homilie von Weihbischof Zekorn. In seiner Ansprache betonte er, dass Papst Franziskus sein Leben aus der Freude am Evangelium heraus gestaltet habe – eine Haltung, die sein gesamtes Wirken geprägt habe.

Im Anschluss wurde die Litanei für die Verstorbenen gesungen – eine Gebetsform, die traditionell in der Zeit zwischen Tod und Begräbnis Verwendung findet. In diesem Totengebet ersetzte sie auf feierliche Weise die Fürbitten. Die Litanei wurde als inniges Gebet für den verstorbenen Papst gesprochen, mit der Bitte, dass er die Erlösung und das ewige Leben erlangen möge.

Alles in allem gelang durch die düstere Atmosphäre im Kerzenschein eine liturgische Gestaltung, die den Tod aus österlicher Perspektive beleuchtete – ganz im Sinne des Anliegens von Papst Franziskus. Über Youtube ist das Totengebet aufrufbar.

 

Marco Xu, 25.04.2025