Missa exsequialis

Verfolgte man die Missa exsequialis anhand der Ausgabe des Ordo Exsequiarum Romani Pontificis von 2000 – da die neue Ausgabe von 2024 noch nicht erhältlich ist –, nahm man zwar einige Veränderungen wahr, doch die grundlegende Struktur mit Gebeten und Gesängen blieb erhalten. Der Vatikan hatte bereits nach der Veröffentlichung des neuen Ordo grundlegende Änderungen angekündigt (vgl. vatican.va). Wer den Ordo Exsequiarum nicht zur Hand hatte, um die Feier über den Livestream mitzuverfolgen, konnte sich das vom Vatikan bereitgestellte Libretto herunterladen und so an der Liturgie teilnehmen.

Papst Franziskus wünschte sich eine schlichte Begräbnisfeier. Über die Frage, ob eine schlichte Feier für das geistliche Oberhaupt von derzeit über 1,4 Milliarden katholischen Gläubigen und zugleich einem Staatsoberhaupt überhaupt möglich ist, lässt sich sicher streiten. Dennoch ist es bemerkenswert: Vergleicht man das Begräbnis des verstorbenen Papstes mit jenem seiner Vorgänger Johannes Paul II. oder Benedikt XVI., so kann die Feier durchaus als schlicht bezeichnet werden. An der Missa exsequialis für Johannes Paul II. nahmen mehr als drei Millionen Menschen teil. Zum Vergleich: Beim Begräbnis von Papst Franziskus waren es weniger als 200.000 Gläubige. Auch wenn bei Papst Benedikt XVI. lediglich rund 50.000 Menschen anwesend waren, darf man nicht vergessen, dass mit Papst Franziskus erstmals seit Johannes Paul II. wieder ein amtierender Papst verstorben ist.

Vor dem Requiem wurde für Papst Franziskus der Rosenkranz gebetet. Es folgte das Totengeläut, und in mehreren modernen Sprachen wurde die Einladung zur Teilnahme am Requiem ausgesprochen.

Eigentlich sollte am 27. April 2025 die Heiligsprechung von Carlo Acutis (1991–2006) stattfinden. Aufgrund der eingetretenen Sedisvakanz muss diese jedoch auf unbestimmte Zeit verschoben werden, bis ein neuer Papst gewählt ist. Wie der Kommentator Pater Martin Wolf (zweite Kommentatorin: Silvia Kritzenberger) von Vatican News erläuterte, waren viele Jugendliche eigens zur Heiligsprechung nach Rom gereist – und nahmen nun an der Begräbnisfeier für Papst Franziskus teil. Das Requiem wurde vom Kardinaldekan Giovanni Battista Re geleitet. Während der Übertragung machte der Kommentator die bemerkenswerte Aussage, das Christentum sei ohne das Papsttum nicht vollständig, und verwies dabei auf die schriftliche und mündliche Tradition des christlichen Glaubens. Eine Aussage, die zum Nachdenken anregt, da sie den Anspruch auf eine universale Autorität für die gesamte Christenheit sandeutet.

Wie bereits beim Begräbnis von Papst Johannes Paul II. wurde ein Evangeliar auf den Sarg gelegt – ein starkes Symbol, das durch das Umblättern der Seiten wegen des Windes im Gedächtnis blieb (vgl. auf Youtube): Wie der Kommentator erläuterte, solle damit am Ende des irdischen Lebens die Berufung des Papstes sichtbar werden, die Botschaft Jesu Christi in die Welt zu tragen. Auch den Tod des Papstes am Ostermontag deutete er als ein „tiefes Zeichen“, da Christinnen und Christen an die Auferstehung Jesu Christi glauben – ähnlich wie einst bei Johannes Paul II., der ebenfalls während der Ostertage verstarb. Dass der Todestag in die Ostertage fiel, spendet vielen Christinnen und Christen Trost.

Aus dem Johannesevangelium (Joh 21,15–19) wurde in der Wortliturgie der Messe jene Passage vorgetragen, in der Petrus seine Liebe zu Christus dreimal bekennt – ein Text, der auf das Papsttum und die Sendung des Nachfolgers Petri bezogen wird:

„Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer! Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich lieb habe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! Amen, amen, das sage ich dir: Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest gehen, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst. Das sagte Jesus, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen würde. Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach!“

Der Kommentator wies darauf hin, dass die Stelle Joh 21, 15–19 im Hauptschiff des Petersdoms verewigt sei – als bleibende Erinnerung daran, dass der Papst stets Christus lieben möge. In seiner Predigt betonte Kardinaldekan Giovanni Battista Re, dass Jesus Petrus die große Aufgabe anvertraut habe, „beständig die Schafe zu weiden“. Diese Sendung gelte ebenso für dessen Nachfolger: ein Dienst der Liebe nach der Art Christi, des Meisters und Herrn. Papst Franziskus habe, so der Kardinaldekan, diese Aufgabe bis zu seinem Tod in hingebungsvoller Weise erfüllt.

Auffällig war, dass die Gläubigen während der Predigt mehrfach mit Applaus reagierten, insbesondere dann, wenn bestimmte Verdienste des verstorbenen Papstes gewürdigt wurden – etwa sein Einsatz für den Frieden und die Bewahrung der Schöpfung. Am Ende seiner Predigt erinnerte der Kardinaldekan daran, dass Papst Franziskus stets darum bat, man möge nicht vergessen, für ihn zu beten. Sinngemäß sagte er zum Abschluss: „Lieber Papst Franziskus, nun bitten wir dich, für uns zu beten, vom Himmel aus die Kirche und die ganze Welt zu segnen.“

Nach der Predigt und den Fürbitten – also nach der Wortliturgie der Messfeier – wurde die Eucharistiefeier eröffnet, wobei das Dritte Hochgebet ausgewählt wurde. Während der Kommunionausteilung lud der Kommentator die Gläubigen dazu ein, den Leib des Herrn in geistlicher Weise zu empfangen: eine Möglichkeit, auch über moderne Kommunikationskanäle voll am Requiem teilzunehmen. Unter geistiger Kommunion versteht man einen Akt des Verlangens nach der Kommunion, um mit Christus vereint zu werden.

Nachdem die Allerheiligenlitanei für den verstorbenen Papst angestimmt worden war, beteten Vertreter der unierten Ostkirchen in griechischer und arabischer Sprache für ihn – wobei das Arabische im Libretto nicht verzeichnet war.

Bevor das Requiem endete und der Sarg des verstorbenen Papstes zur Basilika Santa Maria Maggiore überführt wurde, wurde die traditionelle Antiphon In Paradisum Deducant te Angeli angestimmt – ein Gesang, der seit dem Frühmittelalter bezeugt ist:

„Zum Paradies mögen Engel dich geleiten, die heiligen Märtyrer dich begrüßen und dich führen in die heilige Stadt Jerusalem. Die Chöre der Engel mögen dich empfangen, und durch Christus, der für dich gestorben, soll ewiges Leben dich erfreuen.“

Der Gesang steht in den alten Riten des Begräbnisses am Beginn des Übergangs, bevor der Verstorbene seine ewige Ruhe in seinem Grab findet.

Die Überführung des Papstes in die Basilika war aufwendig, da die Straßen Roms gesichert werden mussten. Der Sarg wurde von einer Polizeieskorte begleitet. Viele Menschen säumten die Straßen, um dem verstorbenen Papst ein letztes Geleit zu geben.

In der Basilika Santa Maria Maggiore angekommen, verharrten die Sargträger kurz vor der Marienikone Salus Populi Romani. Wie der Kommentator erläuterte, pflegte Papst Franziskus vor und nach seinen Reisen vor dieser Ikone zu beten und legte dort weiße Rosen nieder. Für seine letzte Reise legten Kinder nun weiße Rosen in Körben vor den Altar. Die Beisetzung fand anschließend im kleinen Kreis und außerhalb der Öffentlichkeit statt (vgl. die Beisetzung auf Youtube).

Bevor sich das Konklave versammeln wird, beginnt nun das Novendiale – eine neuntägige Trauerzeit, die auf das Begräbnis eines Papstes folgt und von liturgischen Feiern begleitet wird.

Die Gestaltung des Begräbnisses strahlte eine große emotionale Kraft aus.

 

Marco Xu, 26.04.2025