Repositorium der heiligen Öle, Dom zu Münster
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Die Krankensalbung

Die Krankensalbung ist eines der sieben Sakramente der katholischen Kirche. Sakramente im Allgemeinen und die Krankensalbung im Besonderen sollen Menschen guttun. Es ist zu hoffen, dass die Feier kranken Menschen Hoffnung gibt und sie dadurch körperlich stärkt. Eine körperliche Heilung ist aber nicht die Wirkung der Krankensalbung. Die Kirche spricht in diesem Sakrament den Menschen, die es empfangen, die Vergebung ihrer Sünden zu. Man kann sich dazu auf einen Text des Neuen Testaments berufen; den Jakobusbrief 5,14f:

„Ist einer unter euch krank, dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben.“

Der Text könnte auf Priester als Vorsteher der Feier hinweisen. Die Salbung soll „im Namen des Herrn“ von den „Ältesten“ durchgeführt werden. Die „Ältesten“ des Neuen Testaments sind aber nicht Priester im heutigen Sinn.

Ist vielleicht der Zuspruch der Sündenvergebung ein Grund dafür, dass die Krankensalbung nur von Priestern vollzogen werden darf? Das könnte ein guter Grund sein. Allerdings ist die Taufe das Grundsakrament aller Sündenvergebung. Die Taufe kann von jedem Menschen gespendet werden. Es muss nicht einmal eine Christin oder ein Christ sein.

Wäre schließlich die Verwendung des vom Bischof geweihten Öls ein Grund für die Einschränkung auf Priester als Vorsteher? Dieser Grund gilt seit dem Mittelalter. Die kirchlichen Autoritäten begannen, den Zugang der Laien zu den geweihten Ölen einzuschränken. In einem Brief, der mehrere wichtige Fragen zu den Sakramenten beantwortet, setzt Papst Innozenz I. (5. Jh.) selbstverständlich voraus, dass Laien das vom Bischof geweihte Öl selbst verwenden. Die katholische Kirche sollte ernsthaft überlegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Krankenhausseelsorge zu bitten, mit den Kranken das Sakrament zu feiern.

Vor der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) spendeten Priester die „Letzte Ölung“ als Sakrament, das mit dem Ende des Lebens zusammengedacht war. Im Auftrag des Konzils wurde das Sakrament in „Krankensalbung“ umbenannt und für Menschen in schwerer Krankheit vorgesehen, nicht nur für Sterbende. Damit entstand jedoch eine pastorale Lücke der Begleitung sterbender Menschen. Manche Kirchen Deutschlands veröffentlichen daher kleine Bücher mit Sterbesegen. Sie sollen Laien helfen, in solchen schweren Stunden mit Sterbenden und ihren Angehörigen zu beten.

Das Bild zeigt das Repositorium der heiligen Öle im Paulus-Dom in Münster (in der Kapelle im Erdgeschoss des Südturms). In Münster am Montag der Karwoche – sonst meistens am Gründonnerstag weiht – der Bischof drei Öle, Chrisam, Krankenöl und Katechumenenöl (das Öl für die Taufbewerberinnen und Taufbewerber). Priester oder Gesandte der Pfarreien holen die Öle in Münster ab und bringen sie in ihre Ortskirchen. Das Repositorium im Dom zu Münster wurde vom Büro hermanns + [k] architekten bda dwb (Dipl. Ing. Susanne Klösges und Prof. Dipl. Ing. Hannes Hermanns, Gotenstraße 144, 53175 Bonn) gestaltet. Das Projekt ist im www dokumentiert. hermanns + [ k ] architekten bda dwb

CL, 25.07.2025