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 Ringvorlesung „Suchet den Frieden!“

An der Katholisch-Theologischen Fakultät der WWU Münster findet im Wintersemester 2017/2018 eine Ringvorlesung statt zum Thema: „‘Suchet den Frieden!‘ Kriegserfahrungen, Friedensutopien und Schritte zur Gewaltüberwindung im Christentum“.

Die Ringvorlesung wurde von Prof.in Dr. Marianne Heimbach-Steins, Prof. Dr. Johannes Schnocks, Prof. Dr.  Thomas Bremer und Prof. Dr. Thomas Schüller konzipiert, um die Friedensthematik im Vorfeld des Katholikentages 2018 von Seiten der Fakultät vorzubereiten. „Wir möchten unseren Studierenden und allen Interessierten die Möglichkeit geben, sich auch wissenschaftlich mit diesem wichtigen Thema auseinander zu setzen. In der Vorlesung werden zunächst sehr unterschiedliche Kriegserfahrungen vorgestellt, dann wird es um theologische Konzepte gehen, die der gewaltvollen Realität die Möglichkeit des Friedens entgegenhalten. In einem dritten Schritt geht es um Handlungsmöglichkeiten, wie aus kirchlicher und gesellschaftlicher Perspektive Wege zum Frieden gebahnt werden können“, erklärt Schnocks.

Die öffentliche Ringvorlesung findet donnerstags von 18 – 20 Uhr im Hörsaal KTh II, Johannisstr. 8-10, statt. Beginn ist am 19.10.2017. Der Eintritt ist kostenfrei. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

Prof. Dr. Christian Frevel hält die erste Vorlesung der Ringvorlesung im Wintersemester 2017/2018
© privat

Den Auftakt der Ringvorlesung macht Prof. Dr. Christian Frevel am Donnerstag, 19.10.2017 um 18 Uhr c.t. im Hörsaal KTh II, Johannisstr. 8-10, mit seiner Vorlesung: „Ein Zusammenbruch groß wie das Meer. Die Klagelieder als literarische Inszenierung einer Katastrophe und ihrer Verarbeitung“.
„Weh, wie einsam sitzt da, die einst so volkreiche Stadt“ – so beginnen die Klagelieder Jeremias. Schon damit spielen sie auf die erzwungene Migration im Zusammenhang der Eroberung Jerusalems 587/86 v. Chr. an. Jerusalem ist verlassen und menschenleer und erinnert sich der blutbesudelten Opfer, die durch die Straßen wankten, der verhungernden Kinder während der Belagerung und der Vergewaltigung der Frauen während der Eroberung. Es sind Bilder die in unübertroffener Dichte die Katastrophe und ihre Folgen vor Augen stellen. Dem idealisierten „einst“ wird das zerbrochene „jetzt“ gegenübergestellt und damit der Zusammenbruch als so „groß wie das Meer“ (Klgl 2,13) markiert. Die Klagelieder präsentieren Kriegserfahrungen in einer Bildhaftigkeit wie kaum eine andere biblische Literatur. Vieles davon ist Stilisierung und literarische Inszenierung der Katastrophe, weniger historische Schilderung aus der unmittelbaren Rückschau des Exils. Damit werden die Klagelieder zu einem besonderen Stück biblischer Katastrophenliteratur und in gewissem Sinne auch der Exilliteratur. Tastend suchen sie nach Verantwortlichkeiten und nach Auswegen aus der Krise. Wie kann Gott noch adressiert werden, wenn er die als Gericht verstandene Zerstörung herbeigeführt hat? Woher kann den Überlebenden neue Zuversicht wachsen? Auch darauf geben die Klagelieder Antworten.

Prof. Dr. Christian Frevel (geb. 1962) ist Professor für Altes Testament an der Ruhr-Universität Bochum und Extraordinary Professor am Department of Old Testament Studies an der Universität Pretoria (Südafrika). Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte Israels, die Biblische Anthropologie und die Pentateuchforschung. 2017 erschien von ihm ein Kommentar zu den Klageliedern in der Reihe Neuer Stuttgarter Kommentar.

Das Programm finden Sie auch zum Download in der rechten Spalte.

I. Kriegserfahrungen
19.10.2017
Ein Zusammenbruch groß wie das Meer. Die Klagelieder als literarische Inszenierung einer Katastrophe und ihrer Verarbeitung
Prof. Dr. Christian Frevel, Bochum

26.10.2017
Welcher Frieden? Wessen Frieden? Zum Formwandel des Friedens im 20. und 21. Jahrhundert
Prof. Dr. Thorsten Bonacker, Marburg

02.11.2017
Die katholische Kirche zwischen Unterstützung von Diktaturen und Verteidigung der Menschenrechte in Lateinamerika (Argentinien/Chile in den 1970er-1980er Jahren)
Prof. Dr. Silke Hensel, Münster

09.11.2017
„…weniger gebetet, aber heißer als je“. Katholiken im Ersten Weltkrieg (1914–1918)
Prof. Dr. Andreas Holzem, Tübingen

II. Gegenkonzepte und Utopien
16.11.2017
„Und Gast sein wird der Wolf beim Lamm“ (Jes 11,6). Friedensutopien im AT
Prof. Dr. Johannes Schnocks, Münster

23.11.2017
Frieden – „ein Gut, das fortwährend errungen werden muss“ (P. Franziskus). Ethische Grundlinien der neueren katholischen Friedenslehre
Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins, Münster

30.11.2017
Von der humanitären Intervention zur Responsibility to Protect – und jetzt?
Prof. Dr. Christian Walter, München

07.12.2017
"Selig sind die Friedfertigen". Der radikale Pazifismus der Täufer und Neutäufer in Geschichte und Gegenwart
Prof. Dr. Marco Hofheinz, Hannover

III. Schritte zur Gewaltüberwindung
14.12.2017
Pax Christi: Experiences and dilemmas on the international level
Generalsekretär a.D. Etienne de Jonghe, Pax Christi international

11.1.2018
Frieden als Zivilisierungsprojekt
Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Senghaas, Bremen

18.1.2018
Militärseelsorge heute
Prof. Dr. Thomas R. Elßner, Militärbischofsamt Berlin

25.1.2018
Ökumene als Friedensprojekt
Prof. Dr. Heinz-Günther Stobbe, Siegen/Münster