LH
|

Marie-Theres Wacker zum 70. Geburtstag

Herzlichen Glückwunsch!
Porträt von Prof. Dr. Marie-Theres Wacker bei der Abschiedsvorlesung 2018
Prof. Dr. Marie-Theres Wacker bei der Abschiedsvorlesung 2018
© IBET | Ludger Hiepel

Das Institut für Biblische Exegese und Theologie (IBET) gratuliert ihrer ehemaligen Professorin für Exegese des Alten Testaments und Theologische Frauenforschung!

Marie-Theres Wacker wurde am 30. Oktober 1952 in Kaldenkirchen geboren. Sie studierte 1971–1977 Katholische Theologie in Bonn und Tübingen zunächst mit dem Ziel des Staatsexamens und in Kombination mit Mathematik, dann mit den Schwerpunkten Theologie, Judaistik und orientalische Sprachen. 1977 schloss sie mit dem Diplom an der Universität Tübingen ab und ging mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für ein Studienjahr an die École Biblique/Jerusalem, das sie mit dem Grad einer Élève titulaire abschloss. 1982 wurde sie mit einer Arbeit zum äthiopischen Henochbuch („Weltordnung und Gericht. Studien zu 1 Henoch 22“) promoviert. 1981–1989 war sie zunächst Assistentin, dann Hochschulassistentin an der Universität-Gesamthochschule Paderborn. In dieser Zeit begann sie mit Publikationen, Lehraufträgen und Vorträgen im Bereich der feministischen Theologie. 1989–1991 erhielt sie ein Habilitationsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). 1991–1992 vertat sie die Professur für Altes Testament von Bernhard Lang an der Universität-Gesamthochschule Paderborn. Sie habilitierte sich 1995 an der Universität Münster mit einer Arbeit über „Figurationen des Weiblichen im Hoseabuch“ im Fach Altes Testament. Lehraufträge führten sie nach Hamburg, Osnabrück, Bonn, Münster, Frankfurt und Bern. Von 1996–1998 war sie Professorin für Biblische Theologie an der Universität Köln, für die sie aufgrund ihrer feministischen Haltung das Nihil Obstat erst nach einem langwierigen Verfahren erhielt.

Ab 1998 war Marie-Theres Wacker Professorin für Altes Testament und Theologische Frauenforschung an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, deren Lehrstuhl für feministische Theologie sie bereits 1995–1996 vertreten hatte. 1999–2007 war sie hier Leiterin des Seminars für Theologische Frauenforschung und seit 2007 Direktorin des Seminars für Exegese des Alten Testaments sowie Leiterin der Arbeitsstelle Feministische Theologie. Sie war u.a. Gastdozentin an der École Pratique des Hautes Études in Paris sowie an der Dormitio in Jerusalem. Von 2011–2014 war sie Prodekanin für Finanzen, Bau und Personalangelegenheiten. Nach der Verabschiedung und dem Eintritt in den Ruhestand 2018 war Marie-Theres Wacker noch ein Jahr als Seniorprofessorin unserer Fakultät tätig.

Schwerpunkte ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit sind insbesondere das Alte Testament, die Theologische Frauenforschung sowie Genderforschung, jüdische, christliche, muslimische Schriftenhermeneutik, hellenistisches Judentum, neuere jüdische Geschichte und Phänomene des christlichen Antijudaismus und Geschichte des theologischen Frauenstudiums. Marie-Theres Wacker ist Herausgeberin zahlreicher Werke insbesondere im Bereich feministischer Theologie und Schriftenhermeneutik. Sie ist Herausgeberin des Buchs Theologie feministisch, welches die grundlegenden Strukturen der feministischen Theologie in den achtziger Jahren zusammenträgt. Das von ihr, Silvia Schroer und Luise Schottroff 1995 herausgegebene Werk „Feministische Exegese. Forschungserträge zur Bibel aus der Perspektive von Frauen“ erschien 1998 in englischer und niederländischer sowie 2006 in portugiesischer Übersetzung. Zusammen mit Luise Schottroff gab sie 1998 das „Kompendium feministische Bibelauslegung“ heraus, in dem erstmals im deutschen Sprachraum die gesamte christliche Bibel unter Einschluss ausgewählter nichtkanonisch gewordener Schriften aus feministischer Perspektive ausgelegt wurde. Marie-Theres Wacker war von 2005 bis 2017 Mitherausgeberin der theologischen Zeitschrift „Concilium“. Zusammen mit Erich Zenger gab sie einen Sammelband zu Entwicklung des Monotheismus und der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und religiösen Vorstellungen von Weiblichkeit „Der eine Gott und die Göttin. Gottesvorstellungen des biblischen Israel im Horizont feministischer Theologie“ sowie „Der Gott der Männer und die Frauen“ als grundlegendes Werk zur Kritik an patriarchalen Strukturen christlicher Kirchen und patriarchal geprägten Gottesbildern heraus. Des Weiteren gehört sie zum Herausgabekreis der „Bibel in gerechter Sprache“. Sie veröffentlichte darüber hinaus Sammelbände über religiöse Identität und deren Potential in einer multipluralistischen Gesellschaft und zu Grundfragen im Umgang mit der Bibel in der Postmoderne. 

Fortwährend setzt sich Marie-Theres Wacker für die Aufarbeitung der Geschichte jüdischer Gemeinden in Deutschland ein. 1988 verfasste sie zusammen mit ihrem Mann Dr. Bernd Wacker das Buch „Ausgelöscht. Erinnerung an die jüdische Gemeinde Salzkotten“ und dokumentierte den dortigen jüdischen Friedhof. Von 2012 bis 2015 hat sie mit einem kleinen Stab von Mitarbeiter:innen eine Dokumentation der ca. 400 Grabsteine des Jüdischen Friedhofs an der Einsteinstr. in Münster erarbeitet. Sie ist Vorsitzende des „Vereins zur Förderung des Jüdischen Friedhofs an der Einsteinstr. Münster“, der aus diesem Projekt hervorgegangen ist. Der Verein entwickelt derzeit eine WebApp für digitale Stadtrundgänge u.a. mit augmented reality auf jüdischen Spuren in Münster. Gefördert wird dieses Projekt, das 2023 der Öffentlichkeit übergeben werden soll, durch das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW.

Zu ihrem 70. Geburtstag wünschen wir mazel tov, alles Gute und Gottes Segen.