Die „brutale Realität“ in der Anstaltspsychiatrie sichtbar machen.

Ausstellung zeigt psychiatriekritische Fotos aus den ‚68er‘-Jahren.
© Karl Klucken

Vergitterte Fenster, Bettensäle, heruntergekommene Toiletten: Die deutsche Anstaltspsychiatrie war bis in die 1970er Jahre von zahlreichen Missständen geprägt. Mit der Ausstellung „Die ‚brutale Realität‘ sichtbar machen. Psychiatriekritische Fotografien aus den ‚68er‘-Jahren“ dokumentiert die AFO in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Franz-Werner Kersting vom LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte von Sonntag (13.9.) bis Montag (21.9.) auf dem Gelände der LWL-Klinik Lengerich die inhumanen Lebensverhältnisse in den damaligen Masseneinrichtungen für psychisch Kranke.

Die Ausstellung in der Wissenschaftsbox der AFO wurde im vergangenen digitalen Sommersemester gemeinsam mit Master-Studierenden aus einer Fotosammlung erstellt, die 1970/71 am Westfälischen Landeskrankenhause (heute: LWL-Klinik) Warstein entstanden ist.

Initiator der Fotoaktion war der damalige Warsteiner Direktor Eberhard Kluge. Kluge gehörte der 1971 gestarteten westdeutschen Psychiatrie-Enquete-Kommission an und prägte den Diskurs über Sofortmaßnahmen zur Humanisierung der Krankensituation wesentlich mit. In der Warsteiner Psychiatrie nahm auf seine Weisung der Pfleger und Amateurfotograf Karl Klucken 122 Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die die „brutale Realität“ (E. Kluge) im Bild festhalten sollten, auf. Die Ausstellung zeigt erstmals eine repräsentative Auswahl der Fotografien. Komplementär dazu präsentiert sie auch einige Bilder aus der LWL-Klinik Lengerich sowie eine kleine Auswahl zeitgenössischer ‚Anstaltsfilme‘.

Ausstellungseröffnung und Besuchszeiten:

  • Die Ausstellung wird am „Tag des Offenen Denkmals“ (13.9.) um 11 Uhr mit Grußworten von Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Kulturdezernentin, Dr. Wilhelm Bauhus, Leiter der AFO, und Dennis Poschmann, Student der WWU, eröffnet.
  • Die AFO-Wissenschaftsbox befindet sich auf dem Gelände vor dem Hauptportal der LWL-Klinik Lengerich, Parkallee 10, 49525 Lengerich.
  • Interessierte haben bis Montag (21.9.) täglich die Möglichkeit, sich die Ausstellung von 14 bis 18 Uhr anzuschauen.
  • Einladungsflyer zur Ausstellung