Der Kalte Krieg, wie „vorbei“ ist er wirklich?

Wachturm am ehemaligen Sondermunitionslager
© Wessendorf, AFO Uni MS

Mit der Frage, wie „vorbei“ der Kalte Krieg wirklich ist, beschäftigt sich ein hochkarätig besetzter Workshop der WWU Münster am Samstag, dem 22. Juni, auf dem Evangelischen Kirchentag in Dortmund. Als Gäste sind Prorektor Prof. Dr. Michael Quante (WWU), Generalmajor a.D. Robert Bergmann (Dülmen), Bürgermeisterin Lisa Stremlau (Dülmen) und Winfried Nachtwei, MdB a.D., auf dem Podium. Moderatorin ist Dr. Elisa Franz von der Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO). Der Marktworkshop beginnt um 14.30 Uhr im Zelt 14d. Die Wissenschaftsbox der WWU bietet auf dem „Markt der Möglichkeiten“ vom 20. bis 22. Juni eine Gelegenheit, erste Ergebnisse aus dem Projekt „Fremder Nachbar – Leben im Kalten Krieg im Münsterland“ zu sehen, eigene Erfahrungen zu teilen und mit Zeitzeugen zu sprechen. Wissenschaftsbox und Workshop sind auf der Außenfläche A3 (Westfalenhallen) im Themenbereich „Gewalt überwinden – Frieden schaffen“ zu finden.

Im „MarktWorkshop“ am 22. Juni steht das Gespräch mit Zeitzeugen im Vordergrund, im Dialog mit den Besuchern. Dabei geht es um die Frage, wie prägend jahrzehntelanges Schwarz-Weiß-Denken aus philosophischer, militärischer und zivilgesellschaftlicher Sicht war, und ob der Kalte Krieg tatsächlich beendet ist. Der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag steht unter der Losung „Was für ein Vertrauen“. Dies nimmt der Workshop zum Anlass, unter dem Aspekt „Vertrauen unter/trotz Bedrohung“ auch eine Beschäftigung mit beispielsweise der Friedensbewegung und kultureller Bewältigungsstrategien aus der Zeit des Kalten Krieges anzuregen.

Wie hat das globale Tauziehen der beiden Großmächte USA und Sowjetunion das alltägliche Leben im Münsterland beeinflusst? Besichtigte die Familie beim Ausflug zum Tag der Offenen Tür die nahe gelegene Kaserne? Oder zog der Freundeskreis eher gemeinsam zum friedensbewegten Ostermarsch? Vielerorts galt das Militär im Stadtbild als ganz normal. Kommunen freuten sich über die Kaufkraft und Arbeitsplätze. Einschränkungen durch Manöver oder Fluglärm gehörten für die Bürger dennoch dazu, ebenso wie die in verschiedenen Phasen des Kalten Krieges mehr oder weniger präsente Angst vor einem dritten Weltkrieg. Das Projekt „Fremder Nachbar – Leben im Kalten Krieg im Münsterland“ nimmt vor allem Orte des Kalten Krieges in der Region in den Blick. Diese sind mit „Vakuumorten“ vergleichbar – unzugänglich, geheimnisumwoben, teils vergessen, teils haben sie eine interessante Umnutzung erfahren. Das Projekt möchte für das ökonomische, ökologische und soziokulturelle Erbe aus der Zeit des Kalten Krieges sensibilisieren. Der starke bürgerwissenschaftliche Ansatz des Projekts spiegelt sich in der Vielfalt des bereits zusammengetragenen Wissens wider: Archivmaterial, Interviews mit Zeitzeugen, neue und alte Fotos. Ein Drohnenfilm erlaubt einen Einblick in das für die Öffentlichkeit unzugängliche Gelände des ehemaligen Atomwaffenlagers Dülmen-Visbeck. Eine Sound-App weckt akustisch Erinnerungen an typische Alltags- und Militärgeräusche. Das Projekt ist Teil der „Expedition Münsterland“ und wird von der Regionalen Kulturpolitik (RKP) des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

Weitere Information zum Kirchentag auch auf der offiziellen Seite des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentags