Wie erkennen sich Gleiche in der Welt?

Milieutheorie unter den Bedingungen von Globalisierung

Autor/innen

  • Anja Weiß Universität Duisburg-Essen, Institut für Soziologie

DOI:

https://doi.org/10.17879/zts-2014-4866

Abstract

Die Ursprünge des Milieubegriffs lassen sich in Anlehnung an den Berliner Künstler Heinrich Zille kurz als „Zille sein Milljöh“ umreißen. Seine Zeitgenossen dachten an Arbeiterviertel, in denen arme Menschen auf engstem Raum zusammenlebten, in denen sich soziale Netzwerke, Vereine und eine auf Solidarität unter Gleichen gegründete Moral entwickelt hatten. Menschen in diesen „Milljöhs“ kannten und verstanden sich; im Außenverhältnis waren sie marginalisiert. Wenn man den Milieubegriff so auffasst, so bezeichnet er eine Gemeinschaftsbildung, die auf einer geteilten Position in der Sozialstruktur beruht. Das Milljöh ergänzt den Begriff der „Klasse für sich“ auf der Mesoebene des Sozialen. Es verwundert nicht, dass der Milieubegriff seither aus der Mode gekommen ist. Schon die Debatte über das „Jenseits von Klasse und Stand“ (Beck 1983; Geißler 1996) machte deutlich, dass Klasse an und für sich nicht als einziges sozialstrukturell relevantes Gliederungsprinzip hoch differenzierter Gesellschaft herhalten kann. Dies stieß die Entwicklung abstrakterer Milieubegriffe an (Hradil 1987; Vester 1997, in diesem Band), aber letztlich kam die Sozialstrukturanalyse davon ab, nach Gemeinschaftsbildung in gleicher Lebenslage zu suchen. In einem der reichsten Länder der Welt wird die Suche nach „Milljöhs“ zu einem Spezialthema, das sich auf stadtsoziologische Arbeiten zu Segregation oder kultursoziologische Analysen von Szenen beschränkt.

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Veröffentlicht

2014-03-31

Zitationsvorschlag

Weiß, A. (2014). Wie erkennen sich Gleiche in der Welt? Milieutheorie unter den Bedingungen von Globalisierung. Zeitschrift für Theoretische Soziologie, 339–356. https://doi.org/10.17879/zts-2014-4866
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