Aktuelle Forschungsprojekte am Institut für Altorientalische Philologie und Vorderasiatische Altertumskunde

Seit mehreren Jahren nimmt die Erforschung der Geschichte und Archäologie der Nabatäer einen Vorrang unter den Forschungsprojekten von Prof. Dr. R. Wenning ein. Bislang liegen rund 100 Beiträge von ihm zu dieser Thematik vor. Die Frage nach den Göttern der Nabatäer, deren Darstellungen, und nach den religiösen Praktiken durchzieht diese Untersuchungen wie ein roter Faden. Darauf basieren auch zwei größere aktuelle Projekte.

1. Petra Niches Project (PNP)
Die Nabatäer pflegten einen unkomplizierten direkten Zugang zu ihren Göttern, der in Graffiti und Votivnischen in den Felswänden rings um Petra einen Niederschlag gefunden hat. In den Votivnischen waren kleine anikonische Stelen, Betyle, ausgehauen oder konnten hineingestellt werden. Sie waren die Präsenzbilder der Gottheiten. Erstmals hat G. Dalman 1908 diese Denkmäler katalogisiert. Ein systematischer Survey, der für die Osthälfte Petras abgeschlossen ist, hat den Bestand mit weit über 800 Nischen aber fast verdreifacht. Mit geschätzten ca. 1500 Nischen ist dies die größte felsgehauene Denkmalgruppe in Petra. Das Ziel des Projektes ist die systematische Erfassung, Dokumentation und Analyse dieser nabatäischen Votivnischen. Da ein typologischer Ansatz nicht weiterführend ist und Beischriften fast vollständig fehlen, wurde versucht, über die Kontexte der Nischen Informationen zu generieren.

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2. International Aṣlaḥ Project (IAP), Petra
Direkt vor den Toren Petras liegt ein Grabbezirk, der nach dem Stifter der Aṣlaḥ-Triklinium-Komplex bezeichnet wird. Die Besonderheit des Komplexes liegt in der Datierung durch eine Weihinschrift auf das Jahr 96 v. Chr. Dies ist die älteste datierte nabatäische Inschrift in Petra. Kurze Zeit vorher war es zur Sesshaftigkeit der Elite an diesem Ort als Stammessitz gekommen. Einzelne Stammessegmente wie Clans kamen zu bestimmten Anlässen an abgeschlossenen Plätzen in den Bergen außerhalb der Siedlung zusammen, um ihre Feiern zur Restitution der sozialen Strukturen angesichts ihrer Schutzgottheit und in Loyalität zum Königshaus durchzuführen. Das geschah auch an Bestattungsplätzen, die als multifunktionale Stätten ausgebaut waren. Neben Kammergräbern mit den berühmten Felsfassaden finden sich hier Triklinien, Zisternen, Bassins und Votivnischen.
Eingebunden in ein deutsch-französisches DFG-Projekt zur Erforschung von „Early Petra“ wurde Prof. Dr. Wenning durch die Jordanische Antikenverwaltung 2010 ein Grabungsprojekt bewilligt, das International Aṣlaḥ Project. Bislang fanden 2010 und 2011 Kampagnen statt. Grabungsleiter ist L. Gorgerat, Basel. Das Triklinium, das Kammergrab und Fundamente von Bauten vor dem Grab wurden freigelegt. 2012 sollen eine Zisterne, ein Kammerreservoir und einige der über 50 Kistengräber ausgegraben werden. Die bisherigen Befunde erlauben Bauphasen und Entwicklungen der Anlage zu erkennen, wobei die Anfänge besonderes Interesse fanden. Zu den bemerkenswerteren Einzelfunden zählt eine nabatäische Inschrift aus dem Triklinium, Votivnischen beim Reservoir und ein Ensemble von Unguentaria aus einem der Tiefengräber des Kammergrabes.

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Ansprechpartner: Prof. Dr. Robert Wenning

weitere Informationen finden Sie unter www.auac.ch/iap/