Biografie

Innerislamischer Wissenstransfer im östlichen Mittelmeerraum: Zu arabisch-osmanischen Übersetzungen biografischer Wörterbücher zwischen 1400 und 1750

Projektleiter: Philip Bockholt
Bearbeiter: Hicham Bouhadi

Das Projekt untersucht Übersetzungen von biografischen Sammelwerken aus dem Arabischen in das Osmanisch-Türkische im Osmanischen Reich während der Frühen Neuzeit (ca. 1400 bis 1750). In dieser Zeit gab es verschiedene politische, religiöse und intellektuelle Veränderungen in der Selbstverortung gesellschaftlicher Gruppen, die zu einer bemerkenswerten Übersetzungsaktivität führten. Angesichts der Bedeutung biografischer Schriften in der islamischen Geistesgeschichte wurden zahlreiche Werke aus beiden Gattungen ins Türkische übersetzt und fanden eine vielfältige Leserschaft in verschiedenen regionalen und soziokulturellen Netzwerken.

Die islamische Geschichtsschreibung umfasst Biografien von bedeutenden Persönlichkeiten. Zu den Personengruppen in biografischen Sammelwerken gehören Gelehrte, Sufi-Heilige und andere herausragende Individuen. Im Rahmen des Projekts sollen die Übersetzungen dieser Literaturgattungen untersucht werden, da die Subjektivität des Übersetzers die Darstellung erheblich beeinflussen kann; insbesondere solcher, die eine von den ideologischen Ansichten des Osmanischen Reiches abweichende Doktrin oder politische Zugehörigkeit aufweisen.

Der Schwerpunkt des Projekts liegt zunächst auf den osmanischen Übersetzungen von Ibn Ḫallikāns (st. 681/1282) herausragendem Werk Wafayāt al-aʿyān. Dieses biografische Wörterbuch wurde in das Osmanisch-Türkische übertragen und weit verbreitet. Neben der Analyse des übersetzten Textes werden auch paratextuelle Elemente in den Handschriften untersucht. Dazu gehören Vorworte, Kapitelstruktur, Besitzvermerke, Layout und Kommentare. Ziel der Studie ist es, ein umfassendes philologisches und historisches Verständnis des jeweiligen Übersetzungsprozesses zu erhalten.