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Schwarze deutschsprachige Autor*innen im Austausch. Ein Polyphonie-Abend

Gibt es eine Schwarze deutschsprachige Literaturtradition und was macht sie aus? Die Literaturwissenschaftlerin Jeannette Oholi meinte vor zwei Jahren in Münster: »Schwarze Literatur ist Polyphonie, also eine Vielstimmigkeit.« Um diese Vielstimmigkeit Schwarzer deutscher Literatur zu erkennen, bedarf es unterschiedlicher Stimmen. Darum sollen am Polyphonie-Abend gleich vier Schwarze deutschsprachige Autor*innen ihre Literatur in Lesung und Gespräch präsentieren.

Am 16. April 2025 um 19:00 in der Studiobühne der Universität Münster werden Stefanie-Lahya Aukongo, Philipp Khabo Koepsell, Katharina Oguntoye und SchwarzRund aus ihren jeweiligen Werken lesen und sich ineinander ablösenden Zweierkonstellationen gegenseitig moderieren. Sie werden die Frage nach einer Schwarzen deutschsprachigen Literaturtradition aus ihrer eigenen vielseitigen Praxis heraus reflektieren: Wie beeinflussen Herkunft innerhalb des deutschsprachigen Raums und diasporische Zugehörigkeiten der Autor*innen eine gemeinsame Literaturtradition? Wie tragen Texte verschiedener literarischer Formen zu einer Schwarzen deutschsprachigen Literaturtradition bei? Welche Anschlüsse suchen gegenwärtige Schwarze deutschsprachige Autor*innen und wie schreiben sie die Tradition fort? Worin liegen spezifische Parallelen und Unterschiede in den Werken der Podiumsgäste? An diesem Abend haben die Literaturschaffenden selbst die Möglichkeit, diese Fragen auszuloten.

Die Idee geht aus der Vortragsreihe »Black German Studies – Transatlantic Perspectives« hervor, die im Wintersemester 2022/23 an der Universität Münster von Timothy Brown, Eva Tanita Kraaz und Rita Maricocchi organisiert wurde. Die Reihe hat sich auf den Austausch und die Reflexion über das Forschungsfeld der Black German Studies konzentriert und die Auseinandersetzung mit Wissenschaftler*innen, Autor*innen/Künstler*innen und Aktivist*innen, die zu diesem Diskurs beitragen, ermöglicht. Mit dem Polyphonie-Abend wird Schwarze deutschsprachige Literatur stärker in den Fokus gerückt und ein Raum für oft übersehene Texte und Perspektiven geboten.

Herzlich eingeladen sind gleichermaßen Studierende und Mitarbeitende der Universität Münster sowie alle interessierten Zuhörer*innen. Die Veranstaltung teilt sich auf in zwei von einer kurzen Pause unterbrochenen Blöcke von jeweils einer Stunde. Eintritt frei.

Organisation:
Lehrstuhl für English, Postcolonial and Media Studies, Prof. Dr. Mark Stein, Rita Maricocchi, M.A.
Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Komparatistik (mit dem Schwerpunkt Transatlantische Literaturgeschichte), Prof. Dr. Kai Sina, Dr. Lauren Brooks, Eva Tanita Kraaz, M.A.

In Kooperation mit:
Afrikanische Perspektiven, e.V.

Gefördert von:
Universitätsgesellschaft, e.V.
Volkswagen Stiftung

Lahya (Stefanie-Lahya Aukongo) ist eine Schwarze intersektional verwobene Künstler*in, deren gesellschaftliche Realitäten sich in all der Kunst und politischen Arbeit widerspiegeln. Zu Lahyas Leben gehören die One World Poetry Night, die Bücher Kalungas Kind, Buchstabengefühle - eine poetische Einmischung, etwaige unzählige Gedichte, Zines, das E-Book Sperrlinien und vieles mehr. Die künstlerischen Inhalte berühren De:Privilegien, Dekolonisierung, Heilung, individuelle sowie kollektive Liebe und Verletzlichkeit. Lahyas Pronomen sind Lahya, wenn es sein muss sie/ihre. Das Bett von Lahya wohnt in Berlin. FB & IG: lahya_aukongo

Philipp Khabo Koepsell (er/ihm) ist afrodeutscher Lyriker, Dramaturg und interdisziplinärer Künstler. Inhaltlich befasst er sich mit Schwarzen Identitätsverhandlungen, Afrofuturismus, Kolonialismus und Empowerment. Er ist Herausgeber der Sammelbände Erste Indaba Schwarzer Kulturschaffender in Deutschland: Protokolle (2015), The Afropean Contemporary: Literatur- und Gesellschaftsmagazin (2015), We are Tomorrow: Visionen und Erinnerung anlässlich der Berliner Konferenz von 1884 (2014), die Lyrikanthologien Arriving in the Future: Stories of Home and Exile (2016) und Afro Shop (2014) sowie Autor des Buchs Die Akte James Knopf: Afrodeutsche Wort- und Streitkunst (2010). Als Dichter / Spoken Word Performer tritt er auf internationalen Bühnen auf und war zwischen 2010 und 2015 in Europa, den USA und Südafrika auf Tour. Als Dramaturg betreut er Theaterstücke für das Berliner Theater Ballhaus Naunynstraße und freie Theatergruppen. Außerdem kuratiert er Symposien und Veranstaltungsreihen.

Katharina Oguntoye ist eine afrodeutsche Historikerin, Künstlerin, Aktivistin und Unternehmerin. Bekanntheit erlangte Katharina Oguntoye als Mitautorin und Mitherausgeberin des Buches ‘Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte‘, Berlin, 1986. Sie ist Mitbegründerin der ISD und der ADEFRA (1986/1987), sowie des Vereins JOLIBA -Interkulturelles Netzwerk in Berlin e.V. (1997), den sie über 25 Jahren lang leitete. www.joliba.de. In den letzten Jahren erhielt sie mehrere Preise für ihr Lebenswerk. (Lesbische Sichtbarkeit, Berlin 2020 / Bundesverdienstkreuz 2022 / Rosa Courage Preis, Osnabrück 2023 / Obermayer Award Spezialpreis 2024)

SchwarzRund (keins oder SR/they/@) kam als Schwarze Deutsche Dominikaner*in aufgewachsen in Bremen, lebt aber seit über einem Jahrzehnt in Berlin. Auf schwarzrund.de und in diversen Magazinen schreibt SchwarzRund zu Mehrdimensionalen Lebensrealitäten inner- und außerhalb von Communitys. Das verhandelt SchwarzRund auch auf der Bühne als Referent*in und Poet*in. Im Bachelor und Master studierte SchwarzRund Kulturwissenschaften und Gender Studies. Forschungsschwerpunkte sind Queere Schwarze Interventionen und Afrx-Latinx Identitäten. SchwarzRund promovierte 2025 zur politischen Philosophie der Schwarzen lesbischen Denkerin und Poetin Audre Lorde. SchwarzRund ist Autor*in des Romans Biskaya (2016), der Novelle Quasi (2020) sowie des Gedicht/Essaybands es hat sich auserklärt (2023).

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Black German-Language Authors in Conversation: A Polyphonic Evening

Is there a Black German-language literary tradition and if so, what defines it? Two years ago in Münster, the literary scholar Jeannette Oholi argued that “Black literature is polyphony.” Yet, to recognize this polyphony of Black German literature, a variety of voices are needed.

On April 16, 2025 at 19:00 in the Studiobühne of the University of Münster, Stefanie-Lahya Aukongo, Philipp Khabo Koepsell, Katharina Oguntoye and SchwarzRund will read from their respective works and moderate each other in alternating pairs. They will reflect on the question of a Black German-language literary tradition from their own diverse practices: How do the authors' diasporic affiliations and heritage within the German-speaking world influence a shared literary tradition? How do different forms of literature and text contribute to a Black German-language literary tradition? What connections do contemporary Black German-language authors seek and how do they continue the tradition? What are the specific parallels and differences in the works of the invited authors? At this event, the writers themselves will have the opportunity to explore these questions.

The idea stems from the lecture series “Black German Studies - Transatlantic Perspectives”, which was organized in the winter semester 2022/23 at the University of Münster by Timothy Brown, Eva Tanita Kraaz and Rita Maricocchi. The lecture series focused on exchange within and reflection on the research field of Black German Studies and facilitated engagement with scholars, authors/artists and activists who contribute to this discourse. The polyphonic evening will center Black German-language literature in particular and provide a space for often overlooked texts and perspectives.

Students and staff of the University of Münster as well as all interested listeners are warmly invited. The event will take place in German and is divided into two blocks of one hour each, interrupted by a short break. Admission is free.

Organization:
Chair of English, Postcolonial and Media Studies, Prof. Dr. Mark Stein, Rita Maricocchi, M.A.
Chair of Modern German Literary Studies and Comparative Literature (with a focus on Transatlantic Literary History), Prof. Dr. Kai Sina, Dr. Lauren Brooks, Eva Tanita Kraaz, M.A.

In cooperation with:
Afrikanische Perspektiven, e.V.

Funded by:
Universitätsgesellschaft, e.V.
Volkswagen Stiftung

Lahya (Stefanie-Lahya Aukongo) is a Black intersectional artist whose social realities are reflected in all Layha’s art and political work. Lahya’s life includes the One World Poetry Night, the books Kalungas Kind, Buchstabengefühle - eine poetische Einmischung, countless poems, zines, the e-book Sperrlinien and much more. Lahyas work touches on themes of de:privilege, decolonization, healing, individual and collective love and vulnerability. Lahya's pronouns are Lahya, if need be she/her. Lahya's bed lives in Berlin. FB & IG: lahya_aukongo

Philipp Khabo Koepsell (he/him) is an Afro-German poet, dramaturge, and interdisciplinary artist. His work focuses on negotiations of Black identity, Afrofuturism, colonialism, and empowerment. He is the editor of the anthologies Erste Indaba Schwarzer Kulturschaffender in Deutschland: Protokolle (2015), The Afropean Contemporary: Literatur- und Gesellschaftsmagazin (2015), We are Tomorrow: Visionen und Erinnerung anlässlich der Berliner Konferenz von 1884 (2014), the poetry anthologies Arriving in the Future: Stories of Home and Exile (2016) and Afro Shop (2014) as well as the author of the book Die Akte James Knopf: Afrodeutsche Wort- und Streitkunst (2010). As a poet / spoken word performer, he performs on international stages and toured Europe, the USA and South Africa between 2010 and 2015. As a dramaturge, he supervises plays for the Berlin theater Ballhaus Naunynstraße and independent theater groups. He also curates symposia and event series.

Katharina Oguntoye is an Afro-German historian, artist, activist, and entrepreneur. She gained recognition as co-author and co-editor of the book Showing Our Colors. Afro-German Women Speak Out, Berlin, 1986. She is co-founder of the ISD and ADEFRA (1986/1987), as well as the association JOLIBA -Interkulturelles Netzwerk in Berlin e.V. (1997), which she led for over 25 years. www.joliba.de. In recent years, she has received several awards for her life's work. (Lesbische Sichtbarkeit, Berlin 2020 / Bundesverdienstkreuz 2022 / Rosa Courage Preis, Osnabrück 2023 / Obermayer Award Spezialpreis 2024)

SchwarzRund (none or SR/they/@) grew up as a Black German Dominican in Bremen, but has lived in Berlin for over a decade. On schwarzrund.de and in various magazines, SchwarzRund writes about multidimensional realities of life inside and outside of communities. SchwarzRund also negotiates these topics on stage as a speaker and poet. SchwarzRund studied Cultural Studies and Gender Studies in her Bachelor's and Master's degrees. SchwarzRunds research focuses on queer black interventions and Afrx-Latinx identities. SchwarzRund completed a doctorate in 2025 on the political philosophy of the Black lesbian thinker and poet Audre Lorde. SchwarzRund is the author of the novel Biskaya (2016), the novella Quasi (2020) and the poetry/essay collection es hat sich auserklärt (2023).