Hattusa


Die Hauptstadt des Hethiterreiches wird seit über 100 Jahren von deutschen Archäologen untersucht, vornehmlich durch das Deutsche Archäologische Institut, Abteilung Istanbul. Der Ausgrabungsleiter, Andreas Schachner, legte seinen Forschungsschwerpunkt auf die Unterstadt dieses Ortes und lud uns zur Durchführung eines innerstädtischer Surveys und Oberflächenerfassungen in den Jahren 2007-2009 ein. Es sollten alle noch erkennbaren Abarbeitungsspuren an den anstehenden Felsen kartiert werden, da diese einst in die Architektur integriert waren, ein Kontext, der bisher kaum dokumentiert worden war.

Der Schwerpunkt der Untersuchungen lag auf zwei prominenten Felsformationen: Kesikkaya und Kızlarkaya. Der Survey wurde durch die Gerda Henkel-Stiftung, das Deutsche Archäologische Institut, Abteilung Istanbul und durch Privatmittel gefördert; seit 2010-2011 fungieren meine Frau, Su Kyung Huh und ich als freie Mitarbeiter auf der Grabung und führten im Auftrag von Andreas Schachner Tiefsondagen im Magazin-Bereich des großen Tempels in der Unterstadt von Hattusa durch.

Kesikkaya

Der „Geschnittener Felsen“ war von Theodor Makridi, einem der ersten Ausgräber von Hattusa, noch als Ort der hethitischen Königsgräber verdächtigt worden. Spätere Ausgräber (Kurt Bittel) sprachen den an der Oberfläche stark zergliederten und zerstörten Fels als reinen spätantiken Steinbruch an. Unsere Dokumentation und parallel dazu von der Universität Kiel (Harald Stümpel) durchgeführte geophysikalische Untersuchungen konnten dagegen den Nachweis erbringen, dass dieser Felskomplex integraler Bestandteil einer monumentalen Bebauung im Kontext der althethitisch gegründeten Poternenmauer war, was die ab 2010 einsetzenden Grabungen eindrucksvoll bestätigten, die ebenfalls die auf dem Survey vermutete mitteleisenzeitliche Besiedlung nachwiesen.

Kızlarkaya


Der „Mädchenfelsen“ liegt westlich von Kesikkaya an einem eisenzeitlich (?) regulierten Bachverlauf. Im Gegensatz zu anderen Befunden in Hattusa, wie z.B. Yeniçekale, war dieser Fels offenbar nie mit fester Architektur versehen, sondern wohl eine Art Stelenheiligtum, wie Bettungen für Stelen oder Ähnliches vermuten lassen. Anhand der Steinabarbeitungen steht eine Datierung des Befundes in die hethitische Zeit jedoch außer Frage, was eine spätere Nutzung nicht ausschließt.


Siehe die Vorberichte zusammen mit Ulf Röttger im Archäologischen Anzeiger.
Zu Hattusa siehe:
http://www.hattuscha.de
DAI
Hattusa-Survey