Weitere Prospektionen im Gemeindegebiet Nottuln (Kr. Coesfeld, NRW)

Wintersemester 2004/2005


Martin Hohlbein M.A.

 
Inhalt und Ziele

Im Rahmen einer Übung zu archäologischen Prospektionsmethoden im Winterersemester 2004/2005 am Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster fanden im Praxisteil mehrer eintägige Feldbegehungen mit Studierenden statt. Für die Prospektionen wurden im Gemeindegebiet Nottuln, Kr. Coesfeld zwei größere Ackerparzellen ausgewählt. Räumlich schließen sich die neuen Prospektionsflächen an eine bereits im Oktober 2000 mit Studierenden des Seminars (Leitung P. Köhn) durchgeführte Feldbegehung eines bekannten mittel- bis jungneolithischen Siedlungsplatzes bei Nottuln-Uphofen im südlichen Bereich der Baumberge an, die 2002/03 in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit dem Institut für Geophysik der Westfälischen Wilhelms-Universität weiter untersucht werden konnte (vgl. Bericht P. Köhn, MKZ 4010, 34). „Highlight“ war hier die Untersuchung eines Grabenabschnittes eines Erdwerkes der Michelsberger Kultur. Neben der Ergänzung des Fundbildes des sich um diese neolithische Siedlungsstelle gruppierenden Landschaftsausschnittes, stand die Ausbildung der Studierenden im Vordergrund.


Vorbereitung

Aus didaktischen Gründen wurde je eine Ackerparzelle mit und ohne Fundniederschlag im Kartenverzeichnis der hiesigen Bodendenkmalpflege ausgewählt. Zusätzliche Auswahlkriterien waren siedlungsgünstige Landschaftsmerkmale wie Hanglage, Gewässernähe und Bodenqualität. Die erste, schon als fundträchtig registrierte, ca. 10 ha große Ackerparzelle liegt knapp oberhalb des Steverlaufes bei der Hofstelle Schulze Westerath in Stevern, Gde. Nottuln, Kr. Coesfeld (Flur 46, Flurstück 50). Die zweite, bisher als fundleer registrierte, ca. 15 ha große Ackerparzelle befindet sich am Südhang des direkt oberhalb von Nottuln liegenden Nottulner Berges (Flur 76, Flurstücke 54 u. 198).


Durchführung

Am 05. und 12.11.2004 wurde die Ackerparzelle bei der Hofstelle Schulze Westerath (Fläche Schulze Westerath I; Abb.1) von Gruppen zu je 10 Personen (je 8 Studenten, 2 Betreuer) begangen, wobei die Tagesleistung bei ca. 4-5 ha lag (Abb. 1). Das Areal ist von weichselzeitlichen Löß bedeckt. Die Fläche bildet hangaufwärts eine leichte Kuppe und fällt nach Südwesten deutlich zur Stever hin ab. Nach Auskunft des Grundeigentümers war aufgrund von Wegebaumaßnahmen und Drainageanlagen nur in den Randbereichen mit Störungen zu rechnen. Die Ackerparzelle war kurz vorher mit 30-35 cm Tiefe gepflügt und geeggt worden und die Neusaat im Wuchsbild erst im Ansatz sichtbar. Die mehr oder weniger gut abgeregneten, noch frostfreien Flächen wurden in einer Reihe mit einem Abstand von 2 m parallel zum Pflugbild begangen und die äußere Bahn jeweils zu besseren Orientierung mit Fluchtstangen markiert. Nach Vollendung der ersten Bahn wurde gleichzeitig damit begonnen, mit einem GPS-Handgerät, die Lesefunde per Einzelfundpunkt-Einmessung im Gauß-Krüger-Koordinatenformat aufzunehmen (Abb. 2). Bis auf modernen „Müll“ wurde der gesamte Fundanfall ohne weitere selektierende Auswahlkriterien aufgenommen.
Die zweite Prospektionsfläche am Nottulner Berg konnte aufgrund teils widriger Witterungsverhältnisse nur stichpunkthaft untersucht werden und musste somit für eine sinnvolle Auswertung ausfallen.

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 Abb. 1: Begehung vom 05.11.2004 der Ackerfläche                 Abb. 2: Einmessung per 
               Schulze Westerath I.                                                  Hand-GPS.



Fundmaterial und Auswertung


Die Ackerparzelle bei der Hofstelle Schulze Westerath (Fläche Schulze Westerath I) erbrachte ein weit gestreutes Fundspektrum von meso-(?)/neolithischen bis neuzeitlichen Materialgruppen. Die artifiziellen Funde aus Geschiebeflint beschränken sich auf Abschläge, wenige Klingenfragmente und „geräteartige“ Flintstücke mit Bearbeitungs- und Gebrauchsspuren sowie craquelierten Feuersteinfragmenten. Importiertes Flintmaterial konnte nicht erfasst werden. Bereits neuzeitlich ist ein ca. 2,3 cm großer Flintenstein mit trapezförmigem Querschnitt (Abb. 3).
Das Keramikspektrum reicht von Scherben ur- und frühgeschichtlicher Machart, über mittel-alterliche bis neuzeitliche graue und rote Irdenware sowie Steinzeuge verschiedener Waren-gruppen, darunter u.a. eine Bodenscherbe mit Standring jüngerer Grauware und Steinzeug Siegburger Machart. Auffällig ist das Fragment eines Bartmannkruges, einem speziellen, seit dem 16. Jh. aufkommenden, jedoch bis heute verwendeten Krug-Dekor (Abb. 4). Des weiteren fand sich eine kleine glasierte Tonmurmel. Einen geringeren Anteil am Fundaufkommen hatten Zahn- und Kieferfragmente von Schwein und Rind, Schlacke und Kohlestückchen sowie eine vermutlich moderne Eisenkrampe.


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Abb. 3: Neuzeitlicher Flintenstein aus Silex.                 Abb. 4: Fragment eines Bartmannkruges.


In der Nachbearbeitung der Fläche Schulze Westerath I wurden die Fundpunkte via MapInfo Professional 6.0 auf einen referenzierten DGK-5-Auschnitt übertragen. Innerhalb der Gesamtverbreitung des Silexmateriales fällt insbesondere eine Konzentration der craquelierten und artifiziellen Flintstücke auf den südwestlichen, zur Stever hin abfallenden Teil auf. Damit konnte die schon bei einer Begehung im Jahr 1976 festgestellte Fundkonzentration (MKZ 4010,38) des Silexmateriales nochmals bestätigt werden. Die Verteilung der keramischen Warengruppen blieb hingegen unspezifisch.

Die nur stichprobenartig am 28.11.2004 prospektierte Fläche am Nottulner Berg erbrachte neben einigen Silexbruchstücken ohne erkennbare Bearbeitungs- und Nutzungsspuren, mehrere craquelierte Stücke und einen kleinen klingenartigen Abschlag. Das Material besteht aus Variationen von Geschiebeflint. Das Keramikspektrum beschränkt sich bislang auf mittelalterlich neuzeitliche rote und graue Irdenware, sowie diverse Steinzeugwaren, darunter das Fragment eines Wellenfußes. Des weiteren fanden sich Tonpfeifenbruchstücke. Auf eine weitere Kartierung der Fundstücke dieser Fläche wurde verzichtet.
   

Text/Fotos:      M. Hohlbein