Drehmühlen im nördlichen Bereich des keltischen Kulturgebietes.

Handel - Herkunft - Nutzung


Stefanie Wefers M.A.


Drehmuehlen1

Drehmühlen [nach: B. Kull, Die Erforschung der Salinenareale seit 1837. In:
B. Kull (Hrsg.), Sole und Salz schreiben Geschichte (Mainz 2003) 168.]

 
Im Rahmen eines Promotionsstipendiums durch das Römisch-Germanische Zentralmuseum in Mainz werden in der Region zwischen Rhein und Erzgebirge sowie Harz und Thüringer Wald latènezeitliche Handdrehmühlen aufgenommen. Damit liegt das Arbeitsgebiet im nördlichen Bereich des keltischen Kulturgebietes und zwischen den Mayener Steinbrüchen im Westen sowie den Steinbrüchen von Lovosice (Tschechien) im Osten. Ziel des Forschungsprojekts ist eine möglichst vollständige Zusammenstellung der frühesten Drehmühlen sowie ihre petrographische Untersuchung. Dabei konnten bisher 142 Drehmühlen und Bruchstücke solcher im Bereich des nordmainischen Hessen aufgenommen werden.
An Handdrehmühlen sowie Gesteinsaufschlüssen entnommene Proben sollen durch eine mineralogische Analyse Aufschlüsse über regionale und überregionale Handelswege liefern (Abb. 1 und 2).

Drehmuehlen2

Abb.1 Borkener Vulkanit (Hessen), 2,5x Vergrößerung, nicht polarisiert.

Drehmuehlen3

Abb. 2 Mayener Vulkanit, 10x Vergrößerung, nicht polarisiert.

Bisher war es möglich, mit Hilfe der Polarisationsmikroskopie Importe aus den Mayener Steinbrüchen auszumachen. Drehmühlen aus diesen Steinbrüchen sind vor allem im südlichen und westlichen nordmainischen Hessen vertreten. Eine Verbreitungskarte zeigt, dass ihre Distribution offensichtlich an die in den Rhein entwässernden Flüsse Dill und Lahn sowie Nidda und Main gebunden war. Die Mayener Drehmühlen wurden bedingt durch ihr hohes Gewicht von bis zu 40 Kilogramm pro Unterlieger bzw. Läufer sicherlich per Schiff in den nordmainisch hessischen Raum verhandelt. Da das Arbeitsgebiet zwischen den Steinbrüchen von Mayen und Lovosice liegt, sind besondere Ergebnisse bezüglich des überregionalen Handels mit Drehmühlen zu erwarten. Beide Steinbrüche sind Zentren der Mühlsteinproduktion und haben daher sicherlich ihr Umfeld geprägt. Einerseits ist ein Import der Drehmühlen aus diesen beiden Steinbrüchen zu erwarten, andererseits wurde durch sie die Form der regionalen Drehmühlen beeinflusst.
Zusätzlich könnte es möglich sein, soziale Unterschiede anhand verschiedener Materialien und vorhandener bzw. nicht vorhandener Drehmühlen herauszustellen. So können Drehmühlen aus den Mayener Steinbrüchen aufgrund ihres weiten Handelswegs als besonders qualitätvolle Produkte eingestuft werden, die möglicherweise sozial höhergestellten Personen vorbehalten waren.
Weitere Ergebnisse sind bezüglich der Chronologie, der Nutzungsdauer, der Herstellungstechniken und Rekonstruktionen von Handhabe, Achse und Achshalter zu erwarten.