Der Schreibtisch des Kaisers

Vortrag über einen prominenten Ort politischer Entscheidungen

Kaiser Franz Joseph I. von Österreich an seinem Schreibtisch in der Wiener Hofburg
Kaiser Franz Joseph I. von Österreich an seinem Schreibtisch in der Wiener Hofburg
© Felician Myrbach/neumeister | wikimedia commons

Viele Bilder zeigen Kaiser Franz Joseph als disziplinierten Schreibtischtäter, übereinstimmend mit seiner Selbstbeschreibung. Die Historiker Prof. Dr. Peter Becker von der Universität Wien und Dr. Jana Osterkamp von der LMU München untersuchen diesen Aspekt politischen Entscheidens in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschungsprojekt. Im Rahmen einer Sitzung des Projektbereichs C und der Forschungsplattform I am Donnerstag, dem 12. Juli, stellen sie ihre Arbeit am SFB 1150 „Kulturen des Entscheidens“ in Münster vor. Der Vortrag beginnt um 10 Uhr im Raum 303 am Domplatz 6.

Unter dem Titel „Der Schreibtisch des Kaisers. Ein Ort politischer Entscheidungen?“ untersucht das Projekt schriftliche Vermerke von Ministerien, Landesvertretern, Privaten und anderen, die der Kaiser Franz Joseph während seiner Regierungszeit mit Hilfe seiner Kabinettskanzlei erledigte. Das Projekt kombiniert quantitative und qualitative Methoden sowie Text- und Netzwerkanalyse und möchte damit erstmals wesentliche Aufschlüsse über Logiken informeller Politik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bieten.

Prof. Dr. Peter Becker studierte Geschichte, Soziologie und Kunstgeschichte an der Universität Graz. Nach Stationen unter anderem am Deutschen Historischen Institut in Washington, DC, ist er seit 2014 am Institut für Geschichte der Universität Wien Professor für Österreichische Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Dr. Jana Osterkamp studierte Rechtswissenschaft mit Schwerpunkt Rechtsgeschichte und Rechtsphilosophie in Berlin (HU) und Prag. Seit 2012 leitet sie die Emmy Noether-Nachwuchsgruppe (DFG) „Vielfalt ordnen. Föderalismusvorstellungen in der Habsburgermonarchie und ihren Nachfolgestaaten“. In einem eigenen Forschungsprojekt beschäftigt sie sich mit einer „Gesellschaftsgeschichte des Föderalismus. Föderale Ordnungsvorstellungen in der Habsburgermonarchie“. Die Referenten sind im Juli als Gastwissenschaftler am SFB 1150 „Kulturen des Entscheidens“ in Münster.