Monarchisches Entscheiden und religiöse Minderheiten

Vortrag beleuchtet den Wandel im Umgang mit religiösen Minderheiten im spätmittelalterlichen Spanien

Plakat der Kolloquien am SFB 1150
Plakat der Kolloquien am SFB 1150
© wikimedia

Mit einem Vortrag über monarchisches Entscheiden am spanischen Hof eröffnet die Historikerin Prof. Dr. Ana Echevarría Arsuaga von der Universidad Nacional de Educación a Distancia (Madrid) das Kolloquium des Sonderforschungsbereichs 1150 „Kulturen des Entscheidens“ im Sommersemester 2017. Der Vortrag mit dem Titel „Royal Decision-making Concerning Religious Minorities. A Gendered Perspective“ beginnt am Mittwoch, dem 26. April, um 18.15 Uhr im Hörsaal F2 des Fürstenberghauses am Domplatz 20-22.

Die Referentin beleuchtet in ihrem Vortrag verschiedene Elemente, die monarchisches Entscheiden über religiöse Minderheiten im spätmittelalterlichen Spanien beeinflussten. Die christlich regierten Territorien der iberischen Halbinsel waren, abgesehen von Sizilien, die einzigen Regionen im römisch beeinflussten Europa, in denen die Regeln des Zusammenlebens nicht nur Juden, sondern auch Muslime betrafen. Diese wurden in der Regel durch die königliche Gesetzgebung bestimmt. So wurde die Umsetzung der Beschlüsse des vierten Laterankonzils trotz mehrfacher Beschwerden lokaler Synoden durch die Monarchen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts hinausgezögert. Eine Wende kam 1412 mit dem Statut von Valladolid. Die darin enthaltenen Bestimmungen orientierten sich an den Ausführungen des Dominikaners St. Vincent Ferrer (1350-1419), der für seine Predigten über die Bekehrung von Juden bekannt war. Diese beeinflussten in der folgenden Zeit die Behandlung von Minderheiten sowohl in religiösen Abhandlungen als auch in königlichen Gesetzen. Aber auch andere Faktoren, die zu diesem Wandel in der königlichen Politik führten, geht der Vortrag nach, so dem Einfluss des kanonischen Rechts auf das königliche Recht sowie das spannungsreiche Verhältnis zwischen den geschriebenen Gesetzen und ihrer Um- und Durchsetzung in der Praxis.

Für Nachwuchswissenschaftler/innen (nicht nur) des Sonderforschungsbereichs hält Ana Echevarría Arsuaga am 27. April vormittags eine Masterclass zum Thema “Books for the Inquisition. Religious Treatises as Inquisitorial Manuals in the 15th and 16th Centuries”.

Kolloquien des SFB 1150 „Kulturen des Entscheidens“ im Sommersemester 2017

mittwochs, 18.15-19.45 Uhr, Fürstenberghaus am Domplatz 20-22, Hörsaal F2

26.04. Royal Decision-making Concerning Religious Minorities.
A Gendered Perspective
Ana Echevarría Arsuaga (Madrid)
31.05. Making Decisions in a Bureaucratising Monarchy: England c. 1350-1550 John Watts (Oxford)
12.07. Freiheit heißt Entscheiden müssen. Ausgewählte Narrative der Existenzphilosophie Dagmar Borchers (Bremen)
19.07. Erarbeitung von Entscheidungsfähigkeit Thomas Scheffer (Frankfurt/M.)