„Religion und Politik. Das Magazin“

Exzellenzcluster stellt seine interdisziplinären Forschungen im neuen Format vor

"Religion und Politik. Das Magazin"
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Der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ stellt die Fülle seiner Forschungen in einem neuen Format vor: „Religion und Politik. Das Magazin“ präsentiert in reich illustrierten Berichten, Interviews, Porträts und Essays Forschungen und Forschende des interdisziplinären Verbundes der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) aus den vergangenen Jahren. Die Beiträge zeigen das wechselvolle Verhältnis zwischen Religion und Politik sowie Recht, Wirtschaft, Medien und Kunst von der Antike bis heute. „Anhand vielfältiger Beispiele geben wir einen Einblick in das Abenteuer des wissenschaftlichen Erkennens, dem wir uns im Exzellenzcluster Tag für Tag aussetzen“, schreiben die Sprecher des Verbundes, der Religionssoziologe Detlef Pollack und die Historikerin Barbara Stollberg-Rilinger, im Editorial.

Das Spektrum der Beiträge reicht von den religiös-politischen Ambitionen „schwarzer Pharaonen“ im Alten Ägypten bis zu den politischen Strategien von Religionen heute, von Jenseits-Bildern in Judentum und Christentum bis zur Ambiguitätstoleranz des Islams, von der Rolle von Musik im Hinduismus bis zur Beziehung des Buddhismus zur Gewalt. „Religion und Politik. Das Magazin“ steht auf der Website in Deutsch und Englisch kostenlos zum Download bereit. Die Druckversion ist im Zentrum für Wissenschaftskommunikation zu bestellen (religionundpolitik@uni-muenster.de).

Das neue Magazin bietet Definitionen von Schlüsselbegriffen wie Religion, Fundamentalismus, Ritual oder Religionspolitik ebenso wie Beiträge über zentrale Bücher aus dem Exzellenzcluster. Ohne Kreativität kommt wissenschaftliche Arbeit nicht aus, daher werden auch einzelne Forscher-Persönlichkeiten porträtiert. Hinzukommen wissenschaftlich begründete Positionierungen zur Beschneidungs- und Migrationsdebatte. So spiegelt das neue Transfer-Format vielfältig wider, wie der Exzellenzcluster seit seiner Gründung 2007 die gesellschaftliche Debatte über Religion und Politik mitgeprägt hat, die, damals weithin unbeachtet, seither an Fahrt aufgenommen hat. „Wir sind überzeugt: Eine historisch geschärfte und interdisziplinäre Wissenschaft vermag analytische Distanz zu den uns bewegenden Konflikten aufzubauen und gesellschaftlich relevantes Reflexionswissen bereitzustellen.“

Langfristige Untersuchungen von der Antike bis zur Gegenwart und kulturübergreifende Vergleiche von Asien bis Europa, wie der Exzellenzcluster sie seit zehn Jahren leistet, lassen sich nur in interdisziplinärer Kooperation bewältigen, unterstreichen die Sprecher. Wie die Zusammenarbeit von 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus 14 Nationen und 20 Fächern der Geistes- und Sozialwissenschaften gelingen kann, welche Hürden zuweilen zu überwinden sind und „wie aus kleinteiligen und zuweilen unscheinbaren Anfängen größere Erkenntnisse erwachsen“, lässt sich im Magazin nachlesen. Zu Wort kommen erfahrene Forscherinnen und Forscher, aber auch Mitglieder der Graduiertenschule und des Habilitandenkollegs des Exzellenzclusters. Viele berichten, warum sie seit Jahren ihre Expertise, über die Grundlagenforschung hinaus, engagiert in Politik, Medien und Gesellschaft vermitteln.

„Mit der großen Rolle der Religionen heute haben viele nicht gerechnet“

„In die politischen und gesellschaftlichen Konflikte der Geschichte und Gegenwart ist Religion auf vielfältige Weise involviert“, heißt es weiter im Editorial. „Für Gesellschaften der Vormoderne ist das offensichtlich. In ihnen diente Religion der ideologischen Rechtfertigung politischer Herrschaft, war sie Ursache für kriegerische Auseinandersetzungen, aber auch Quelle der Stiftung von Friedensschlüssen.“ Womit viele Menschen nicht gerechnet hätten, sei ihre politische Virulenz auch in der Gegenwart, „ob man an den weltweiten Einsatz christlicher Gruppierungen für den Klimaschutz, an den Glauben amerikanischer evangelikaler Gruppen an die freiheitliche Mission der USA in der Welt oder auch an die im Namen Allahs fast täglich ausgeübten Terrorakte in der ganzen Welt denkt – Religion ist ein politischer Faktor ersten Ranges.“

Worauf der politische Einfluss religiöser Gemeinschaften und Akteure genau beruht, wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihrem künftigen Forschungsprogramm besonders unter die Lupe nehmen. „Auf welche Weise beeinflusst Religion gesellschaftlichen und politischen Wandel, welche externen Bedingungen begünstigen ihre Mobilisierungsfähigkeit, welche schränken sie ein?“, fragen die Mitglieder des Exzellenzclusters. Indem der Verbund sich in seiner künftigen Arbeit auf die dynamische Kraft der Religionen konzentriert, lenkt er die Aufmerksamkeit auf die aktive Rolle von Religion in den politischen Auseinandersetzungen in Geschichte und Gegenwart. Die Forschungen, auf denen er aufbaut, werden im Magazin beispielhaft präsentiert. (vvm/sca)