„Feeling at home in the cosmos“

Soziologin de Witt über den Einfluss von Spiritualität auf einen ökologischen Wandel

Dr. Annick de Witt
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Wie Formen von Spiritualität zu einem nachhaltigen ökologischen Wandel beitragen können, hat die niederländische Soziologin Dr. Annick de Witt in der öffentlichen Vortragreihe „Religion und Umwelt“ am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ dargelegt. „In der Umweltpolitik ist immer häufiger zu hören, dass es ohne Transformation unserer Weltanschauungen und unserer Beziehung zur Natur keinen Wandel zur Nachhaltigkeit geben wird“, sagte die Wissenschaftlerin. Solche Veränderungen zeichneten sich nun ab: Es entstehe eine „Kultur der zeitgenössischen Natur-Spiritualität“. Die Soziologin hat dieses Phänomen untersucht, indem sie in qualitativen Interviews Naturliebhaber, Umweltaktivisten und spirituell ausgerichtete Menschen zu ihren Konzepten von Natur, Spiritualität und zu ihren bedeutungsvollsten und nachhaltigsten Naturerlebnissen befragte.

Der englischsprachige Vortrag trug den Titel “Feeling at home in the cosmos: Contemporary spirituality and the transformation towards sustainability” („Zuhause im Universum. Gegenwärtige Spiritualität und der Wandel zur Nachhaltigkeit“). Annick de Witt zeigte mit ihrer Studie, dass Menschen, die Natur als etwas Heiliges verehren oder ihr einen immanenten Wert zuweisen, eine gesteigerte Sensibilität für nachhaltiges Handeln aufweisen. Sie ordnete dabei ein, „welche Potentiale, aber auch Fallstricke“ für einen ökologischen Wandel in diesen Haltungen liegen können. Dabei nahm sie auch in den Blick, wie für eine Kultur der Nachhaltigkeit geworben werden könne und diese langfristig zu kultivieren sei.

Dr. Annick de Witt wurde an der Freien Universität Amsterdam promoviert und forscht zum Zusammenhang von Weltanschauung und nachhaltiger Entwicklung. Die Soziologin befasst sich in diesem Zusammenhang auch mit sozial-kulturellem Wandel, Umweltverhalten, Kommunikation und Politikgestaltung.

Reihe „Religion und Umwelt“

Annick de Witt sprach in Münster auf Einladung der Religionssoziologen und Veranstalter Prof. Dr. Detlef Pollack vom Exzellenzcluster und Prof. Dr. Jens Köhrsen vom Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik (ZRWP) an der Universität Basel, der im Wintersemester 2017/18 die Professur für Religionssoziologie an der WWU vertritt. In der Reihe hatte in der Vorwoche die Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Katharina Glaab von der Norwegischen Universität für Umwelt- und Biowissenschaften (NMBU) über den wachsenden Einfluss religiöser Akteure in der internationalen Klimapolitik gesprochen. Vor dem Hintergrund von ökologischen Krisen, Ressourcenknappheit und Klimawandel engagieren sich zunehmend religiöse Institutionen im Bereich des Umweltschutzes, so Jens Köhrsen. Als prominentes Beispiel hierfür nennt er die Enzyklika „Laudato Si: On Care for Our Common Home“ von Papst Franziskus („Über die Sorge für das gemeinsame Haus“), die in acht Sprachen veröffentlich worden ist und auf die Erschöpfung natürlicher Ressourcen hinweist.(maz/vvm)