„Goldene Seiten und verbrannte Bücher“

Tagung über Bücher in religiösen Reformen und Konflikten des Spätmittelalters und der Reformationszeit

Plakat der Tagung „Golden Leaves and Burned Books“

Plakat

Mit der Rolle von Büchern in Reformbewegungen des europäischen Spätmittelalters bis zur Reformation befasst sich die Tagung „Goldene Seiten und verbrannte Bücher“ am Exzellenzcluster „Religion und Politik“. Bücher und andere Formen der schriftlichen und bildlichen Kommunikation spielten in Zeiten der religiösen Reform eine wichtige Rolle, sowohl für den Einzelnen als auch für die Glaubensgemeinschaften, wie Buchwissenschaftlerin und Anglistin Prof. Dr. Gabriele Müller-Oberhäuser erläutert. Die Akteure religiöser Erneuerung hätten in Büchern notwendige und willkommene Werkzeuge zur Verbreitung religiöser Reformkonzepte gesehen. „Ihren Gegnern dienten Bücher gleichzeitig dazu, ihre gegensätzlichen Ansichten zu verbreiten, um religiöse Reform zu behindern oder rückgängig zu machen.“ Das Kolloquium konzentriert sich auf verschiedene Formen der Text- und Bild-Kommunikation vom späten Mittelalter bis zur Reformation im 16. Jahrhundert. Die Vorträge reflektieren die Verwendung von Büchern in religiösen Reformbewegungen und deren Auswirkungen auf Laien und Ordensgemeinschaften.

Veranstalterin der englischsprachigen Konferenz vom 3. bis 4. März ist Buchwissenschaftlerin Prof. Dr. Gabriele Müller-Oberhäuser. Sie leitet das Cluster-Projekt D2-8 Das Buch als Waffe in religiös-politischen Konflikten: Gewaltdiskurse und ihre Vermittlung in England im 15. und 16. Jahrhundert, das den Rahmen der Tagung „Golden Leaves and Burned Books. Religious Reform and Conflict in the Long European Reformation“ („Goldene Seiten und verbrannte Bücher. Religiöse Reform und Konflikt während der langen europäischen Reformation“) bildet. Die Veranstaltung findet im Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters in der Johannisstraße 4 statt. Es handelt sich um eine Kooperation mit dem Projekt „Modus Vivendi – Religiöse Reform und die Laien im spätmittelalterlichen Europa“ des Instituts für Kulturgeschichte der finnischen Universität Turku, das die Akademie der Wissenschaften in Helsinki finanziert.

Das Kolloquium vereint Beiträge aus den Forschungen beider Projekte zu religiösen Reformen im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa. Hinzu kommen Forschungsergebnisse aus dem Cluster-Projekt D6 Buchzensur und Büchervernichtung im englischen Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit am Beispiel der Ketzerbewegung der Lollarden und der Reformation, das Prof. Müller-Oberhäuser in der ersten Förderphase des Exzellenzclusters leitete. Die Teilnehmer der Konferenz nutzen kulturgeschichtliche, buchhistorische und anglistische Ansätze. Die Beiträge reichen von der Theorie und Praxis der Religionsreform unter besonderer Berücksichtigung der Wechselwirkung zwischen Laien und Ordensleuten, die auf der Suche nach Modellen des „guten religiösen Lebens“ waren, bis zum Wandel von Kommunikationsprozessen vom Manuskript zum Buchdruck und deren Auswirkungen auf die religiöse Erneuerung. (exc/bhe/vvm)

Tagung „Golden Leaves and Burned Books. Religious Reform and Conflict in the Long European Reformation“ („Goldene Seiten und verbrannte Bücher. Religiöse Reform und Konflikt während der langen europäischen Reformation“), 3. und 4. März 2015
Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters
Raum JO 101
Johannisstraße 4
48143 Münster

Programm

Dienstag, 3. März

09:00-9:45 Introduction Gabriele Müller-Oberhäuser, Münster, Marjo Kaartinen, Turku
09:45-10:30 Beyond the Leaves of a Manuscript: The Function of the Illustration in Romanesque Liturgical Lectionaries Teemu Immonen, Turku
11:00-11:45 A Book Symbolizing Thomas Aquinas Marika Räsänen, Turku
11:45-12:30 Sister-Books in the Service of the Observant Reform Meri Heinonen, Turku
14:30-15:15 The Role of Pamphlets in Inner-Church Conflicts in Late-Medieval England Eva Schaten, Münster
15:15-16:00 Against the Heresies: Waldenses, Wycliffe and Hus in Fifteenth-Century Manuscripts Reima Välimäki, Turku
16:30-17:15 Bible Reading in the English Reformation: The ‘Simple Reader’ between Free Access to the Bible and Reading Restrictions Uta Schleiermacher, Münster
17:15-18:00 Discussion

Mittwoch, 4. März

09:30-10:15 Physical and Verbal Violence: Persecuted Protestant Communities during the Reign of Mary I (1553-1558) Gabriele Müller-Oberhäuser, Münster
10:15-11:00 Concepts of Violent Language: The Word as a Weapon in the Marprelate Controversy (1588/89) Sarah Ströer, Münster
11:30-13:00 Final Discussion