Antike Bundesstaaten als Vorbild für Europa

Gastwissenschaftlerin Prof. Dr. Claudia Antonetti forscht in Münster zu Griechenlands Nordwesten

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Prof. Dr. Claudia Antonetti

Mit Prof. Dr. Claudia Antonetti ist zurzeit eine Expertin für die antike Geschichte Nordwestgriechenlands und der ionischen Inseln zu Gast im Exzellenzcluster „Religion und Politik“. Die Althistorikerin aus Venedig erforscht vor allem die Region Ätolien, die schon in der klassischen Epoche in einer gefestigten Föderation organisiert war. „Die Bundesstaaten machten damals Erfahrungen, die auch mit Blick auf die heutige europäische Einigung interessant sind“, erläutert die Wissenschaftlerin.

Die Forschung hat die historische Entwicklung Nordwestgriechenlands laut Antonetti wegen fehlender schriftlicher Quellen lange Zeit vernachlässigt. In letzter Zeit würden ihre Erkenntnisse aber auf immer mehr Interesse stoßen. Eine wichtige Rolle für die gemeinsame Identität der Städte und Bünde in der Region spielte der Althistorikerin zufolge die Religion: „Die Ätolier bildeten mit der Zeit trotz verschiedener lokaler Traditionen eine gemeinsame Götterwelt aus.“ Über Integration und Identitätsbildung, aber auch über Methoden der Forschung habe sie im Exzellenzcluster mit Experten zu den unterschiedlichen Epochen diskutieren können, sagt die Althistorikerin und Inschriftenkundlerin.

Antonetti arbeitet seit fast 20 Jahren mit deutschen Forschern zusammen, zurzeit auch mit dem Cluster-Projekt C2 „Parteiische Götter – konkurrierende Götter. Die Rolle von Kulten und Heiligtümern in antiken Staatsverträgen“. Einen weiteren Schwerpunkt ihrer Studien bilden die Geschichte Kerkyras und die komplizierten Beziehungen der Stadtstaaten Megara und Korinth zu ihren Kolonien. Gemeinsam mit dem Münsteraner Althistoriker Prof. Dr. Peter Funke koordiniert sie außerdem die Edition von Inschriftensammlungen der Museen in den westgriechischen Städten Agrinion und Thyrreion. (arn)


Prof. Dr. Claudia Antonetti an der Universität Venedig.