Westfälische Wilhelms-Universität Münster
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Zentrum für Niederlande-Studien

 
NRW-Lexikon für die Niederlande

Im Auftrag der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen hat das Zentrum für Niederlande-Studien die redaktionelle Planung und Verantwortung der Herausgabe eines niederländischsprachigen "NRW-Lexikons" übernommen. Ziel ist eine Veröffentlichung von etwa 120 Seiten mit historischen und landeskundlichen Informationen zum Land Nordrhein-Westfalen für niederländische Beamte, Journalisten, Vertreter der Wirtschaft usw. Zwei Autoren (Dr. Rudolf Schmidt und Ruud Slotboom) erarbeiten das Manuskript und werden von zwei in diesem Rahmen angestellten studentischen Hilfskräften unterstützt. Die Veröffentlichung ist für Ende 2000 vorgesehen.

Sensibilität und Verwundbarkeit in Vergangenheit und Gegenwart. Niederländisch-deutsche Beziehungen zur Zeit der Weimarer Republik (1918-1933)

Auf deutscher und auf niederländischer Seite hat das Interesse für die bilateralen Beziehungen in den 1990er Jahren sowohl auf politischer als auch auf wissenschaftlicher Ebene stark zugenommen. Die deutsche Wiedervereinigung und die Unsicherheit der frühen neunziger Jahre bezüglich der künftigen Rolle der Bundesrepublik in der internationalen Politik, die empfindliche Reaktion in den Niederlanden auf die Brandanschläge in der Bundesrepublik während dieser Zeit ("Ich bin wütend"-Postkartenaktion), die Umfrageergebnisse zum niederländischen Deutschlandbild, die Reibungen zwischen Bonn und Den Haag über die Nachfolge Delors' als Vorsitzender der Europäischen Kommission (Affäre Lubbers) - um nur diese Beispiele zu nennen - führten auf beiden Seiten der Grenze zu einem "Krisengefühl" in den bilateralen Beziehungen.

Einerseits ist heute, im Jahr 2000, dieses Krisengefühl weitgehend verschwunden. Niederländische und deutsche Politiker betonen immer wieder die enge Zusammenarbeit in der EU, in der NATO und im 1. Deutsch-Niederländischen Korps, Jugendaustauschprogramme zeigen ihre Wirkung und die Berichterstattung in niederländischen Medien über Deutschland ist nüchterner und sachlicher geworden. Andererseits jedoch bleibt das Bewusstsein eines oft schwierigen bilateralen Verhältnisses, in dem auf niederländischer Seite kritische Einstellungen leicht entflammbar sind. Zur Erklärung dieser niederländischen Empfindlichkeiten wird oft auf das lange Nachwirken des Zweiten Weltkrieges hingewiesen. So wie in den frühen neunziger Jahren die Reibungen vor allem vor diesem Hintergrund gesehen wurden, so wird auch heute immer noch das Trauma der Besatzungszeit 1940-1945 als zentraler Bestandteil leicht mobilisierbarer Empfindlichkeiten betrachtet.

Es stellt sich jedoch die Frage, ob die Erinnerungen an die Besatzungszeit für die deutsch-niederländischen Beziehungen wirklich noch so wichtig sind. Es spricht nämlich viel für die These, dass das Verhältnis eher durch die Asymmetrie zwischen beiden Ländern bestimmt wird und dass der Größenunterschied in Einwohnerzahl und Fläche, die wirtschaftliche Verflechtung und niederländische Abhängigkeitsgefühle zu einem strukturellen Spannungsfeld führen, das auch künftig niederländische Empfindlichkeiten speisen kann. Diese Feststellung ist weder eine fatalistische Äußerung noch ein Freibrief für die Kultivierung psychologischer Distanz. Im Gegenteil: Es geht darum, dass auf beiden Seiten der Grenze die Einsicht wächst, dass niederländische Ambivalenz und Sensibilität zum normalen Muster dieser Beziehung gehören, auch wenn Erinnerungen an die Besatzungszeit hin und wieder darin durchscheinen. Solange die Spannungen sich nicht stauen und gegenseitig hochschaukeln, gehört dies zur normalen Form von Bilateralität zwischen einem kleinen Land, das sich manchmal Sorgen um seine Identität und Selbständigkeit macht, und seinem so viel größeren Nachbarn mit einem großen Gewicht in Wirtschaft und internationaler Politik.

Vor diesem Hintergrund sollen im geplanten Forschungsvorhaben Aspekte der Beziehungen während der Zeit der Weimarer Republik (1918-1933) untersucht werden. Denn erst durch eine Analyse und Berücksichtigung älterer bilateraler Linien und Muster läßt sich den potentiellen Spannungen der Zukunft mit der nötigen Gelassenheit entgegentreten. Überblickt man jedoch den Forschungsstand in diesem Bereich, dann fällt deutlich auf, dass die Zeit der Weimarer Republik immer noch "ein blinder Fleck" ist. Ziel dieses Projekts ist es, dieses Defizit zu verringern und damit historische Wirklichkeit zu erfassen, gerade auch in ihrer Bedeutung für das Verständnis gegenwärtiger und absehbarer Probleme zwischen den beiden Nationen.

Das Projekt ist inzwischen vom Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen honoriert worden. Ab dem 1. November werden ein wissenschaftlicher Mitarbeiter, Dr. Ries Roowaan, und eine studentische Hilfskraft das Vorhaben, das auf zwei Jahre programmiert ist, in Angriff nehmen.

Fellowship im Zentrum für Niederlande-Studien der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Beabsichtigt ist, einmal im Jahr einen Kollegen oder eine Kollegin aus den Niederlanden oder Belgien für eine Periode von maximal drei Monaten nach Münster einzuladen. Ihm oder ihr steht während dieser Zeit ein Arbeitsplatz im Zentrum für Niederlande-Studien zur Verfügung. Als Gegenleistung bietet er oder sie eine Lehrveranstaltung im Rahmen der Niederlande-Studien an (z.B. in Form eines Blockseminars). Auch hält er oder sie einen öffentlichen Vortrag und verfasst einen Aufsatz für das Jahrbuch des Zentrums. Ansonsten steht ihm oder ihr die Zeit in Münster für eigene Forschung zur Verfügung.

Mit der Einrichtung der Fellowships werden folgende Ziele angestrebt: 1. Strukturelle Intensivierung der wissenschaftlichen Kontakte zu den Niederlanden und Belgien; 2. Verstärkte Einbindung des Zentrums für Niederlande-Studien in die niederländische und belgische Forschungslandschaft und Erweiterung des Bekanntheitsgrades des Zentrum in den Niederlanden und in Belgien; 3. Verstärkte Außenwirkung des Zentrums für Niederlande-Studien in Nordrhein-Westfalen; 4. Größeres Lehrangebot und zusätzliche Anregungen für Studierende der Niederlande-Studien; 5. Das längerfristige Ziel besteht darin, auf Basis von Gegenseitigkeit den Austausch von Fellows zwischen nordrhein-westfälischen, niederländischen und belgischen universitären Einrichtungen zu verwirklichen.

Die Fellows sollten angesehene niederländische oder belgische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen der Sozialwissenschaften, Geschichtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft, Agrarwissenschaft, Rechtswissenschaft oder Geographie sein.

Die Finanzierung der Fellowships verläuft im Prinzip über den Förderverein des Zentrums für Niederlande-Studien. Die Auswahl der Fellows geschieht nach Absprache mit dem Förderverein des Zentrums. Die endgültige Entscheidung über die Auswahl trifft der Vorstand des Zentrums.

Der erste Fellow, Herr Paul Kalma, wird vom 01.12.2000 bis 31.03.2001 am Zentrum arbeiten. Herr Kalma ist Direktor der "Wiardi Beckman Stichting" (Wissenschaftliches Büro der Partei der Arbeit) und schreibt eine Arbeit über Sozialdemokratie und "Wohlfahrtsstaat" seit den 1960er Jahren. Die Finanzierung dieser Fellowship ist von der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen übernommen worden.

Veröffentlichungen

Im Berichtszeitraum ist folgender Band der Reihe 'Niederlande-Studien' erschienen: Band 22: Jan Goossens, Kleinere Schriften zur niederländischen und deutschen Philologie, ausgewählt und herausgegeben von Heinz Eickmans, Loek Geeraedts, Robert Peters, Münster: Waxmann 2000. In der Reihe ‚Kleinere Schriften' ist folgendes Heft erschienen: Heft 7: Lut Missinne, Loek Geeraedts, Zehn Zeilen und ein Zauberschlag. Guido Gezelle (1830-1899), Priester, Lehrer und Dichter, Münster: Waxmann 2000. Das nächste Jahrbuch wird aufgrund des Wechsels an der Spitze des Zentrums und der damit verbundene Arbeitsumstellungen als Doppelband 1999/2000 konzipiert und soll Anfang 2001 erscheinen.

Veranstaltungen

Im Berichtszeitraum haben u.a. folgende Veranstaltungen stattgefunden: Das Leben auf zwei Kufen. Die Niederlande im Schlittschuhfieber: Die Ausstellung, die vom 22. Februar bis zum 18. März 2000 stattfand, zeigte die vielfältige Ausprägung des Schlittschuhfahrens in den Niederlanden in Vergangenheit und Gegenwart. Vom Feind zum Partner: Unter diesem Titel wurde am 18. April 2000 die deutsche Übersetzung des in den Niederlanden unter dem Titel: Van vijand tot Bondgenoot. Nederland en Duitsland na 1945 erschienenen Buches von Prof. Dr. Friso Wielenga präsentiert. Zehn Zeilen und ein Zauberschlag. 100 Jahre Guido Gezelle (1830-1899): Die Ausstellung, die vom 3. bis zum 31. Mai 2000 stattfand, schenkte sowohl der Arbeit als auch der Person Guido Gezelles Aufmerksamkeit. Erinnerungskultur und Vergangenheitspolitik: Das Zentrum für Niederlande-Studien organisierte in den Monaten Mai und Juni 2000 zusammen mit der Villa ten Hompel, Stätte des Erinnerns, der Forschung und der historisch-politischen Bildung, unter dem Titel Erinnerungskultur und Vergangenheitspolitik. Deutschland und die Niederlande im Vergleich eine Reihe von Vorträgen. 5 Jahre Haus der Niederlande:Aus Anlaß des fünfjährigen Bestehens organisierte das Haus der Niederlande am 15. Mai 2000 einen Tag der offenen Tür mit Informationsveranstaltungen und Darbietungen zu den Aufgaben der im Hause arbeitenden Institute. Am Abend hielt Prof. Dr. Koos van Weringh eine Lesung über sein kürzlich erschienenes Buch: Van de kip en de gans. Aantekeningen over Nederlandse en Duitse complexen. Maarten 't Hart: Bach und Ich: Der niederländische Autor Maarten 't Hart verfasste eine subjektive literarische Annäherung an Johann Sebastian Bach, dessen 250. Todestages 2000 gedacht wurde. Die Lesung fand am 6. Juni 2000 in der Dominikanerkirche zu Münster statt. 10 Jahre Zentrum für Niederlande-Studien - 5 Jahre Haus der Niederlande: In diesem Jahr besteht das Haus der Niederlande fünf Jahre. Dieses Jubiläum wurde zusammen mit dem 10jährigen Jubiläum des Zentrums für Niederlande-Studien, das im November 1999 begangen wurde, in einer akademischen Stunde am 20. Juni 2000 im Festsaal des Rathauses zu Münster gefeiert. Die Festrede hielt der ehemalige Präsident des Europaparlaments, Piet Dankert. Antwerpen und die Plakatkunst im Interbellum: Eine Ausstellung mit historischen Plakaten Antwerpens aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, die vom 4. bis zum 31. Juli stattfand. Herman Hertzberger - Articulations: Die Ausstellung, die vom 4. bis zum 31. Oktober 2000 stattfand, untersuchte das Konzept und die Artikulation des Raumes im Oeuvre des niederländischen Architekten Herman Hertzberger. Maarten Mourik - Brandenburgisches Requiem: Lesung am 25. Oktober 2000. Fritz Behrendt - Eine Feder für die Freiheit: Die Ausstellung, die vom 7. Dezember 2000 bis zum 6. Januar 2001 stattfand, zeigte eine Auswahl aus dem Oeuvre des 75jährigen Karikaturisten.

 

Prof. Dr. Friso Wielenga
Leiter des Zentrums für Niederlande-Studien