Die Entwicklung kooperativen Verhaltens und Moralentwicklung

Peer Kooperation

Kontakt: Nils Schuhmacher

In dieser Projektlinie untersuchen wir sozio-kognitive, soziale und situationale Einflussgrößen auf die Entwicklung kooperativen Verhaltens unter Gleichaltrigen im dritten Lebensjahr. In bisherigen Studien zur Entwicklung kooperativen Verhaltens unter Peers wurde der Focus zumeist darauf gelegt festzustellen, ab wann Kinder kooperatives Verhalten zeigen und wie dieses Verhalten mit bestimmten sozio-kognitiven Fähigkeiten der Kinder (vor allem zur Selbst-Andere-Unterscheidung) zusammen hängt. Dabei wird in der Wissenschaft ein aktueller Diskurs darüber geführt, inwiefern solche Fähigkeiten überhaupt notwendig und hinreichend für (erfolgreiches) kooperatives Verhalten sind. Zur Erweiterung der bisherigen Forschungssichtweise sollte vor allem die Rolle verschiedener sozialer Faktoren bei der Entwicklung frühen kooperativen Verhaltens unter Peers genauer untersucht werden. Dazu wurden u.a. Angaben der Eltern zu ihren Entwicklungszielen und Erziehungspraktiken, spezifischen soziodemographischen Daten und Angaben zu den alltäglichen Erfahrungen der Kinder im Umgang mit Peers erhoben. Zudem wurden auf Basis aktueller Methoden der Theorie dynamischer Systeme spezifische Verlaufsmuster in der dyadischen Interaktion zwischen zwei Kindern in kooperativen Situationen genauer untersucht (u.a. mit sogenannten State-Space-Grids).

Im Rahmen des Projektes ergaben sich folgende Hauptbefunde:

  • Die positiven Erfahrungen zwischen den unbekannten Spielpartner während einer initialen Freispielphase (spontanes Mögen des Peers) hing positiv damit zusammen, wie lange die Kinder gemeinsam kollaborierten
  • Während der Peer Kollaboration waren die Kinder besonders koordiniert, deren Mütter als Sozialisationsziele ein positiver Umgang ihrer Kinder mit Peers besonders wichtig war (hier vor allem Teilen mit Peers & Vertragen im Spiel)
  • Es fand sich ein signifikanter Interaktionseffekt für die sozio-kognitiven Fähigkeiten der Kinder (d.h. dem Verständnis von inkompatiblen Wünschen): Hier fand sich ein positiver Zusammenhang zwischen den mütterlichen Sozialisationszielen und Kollaboration (Persistenz für gemeinsames Kollaboration) nur für solche Kleinkinder, deren sozi-kognitive Fähigkeiten hoch ausgeprägt waren

Ausgewählte Publikationen:

  • Schuhmacher, N., & Kärtner, J. (2015). Explaining interindividual differences in toddlers’ collaboration with unfamiliar peers: Individual, dyadic, and social factors. Frontiers in Psychology. 6, 1-14.
  • Schuhmacher, N., & Kärtner, J. (2015). Social influences on understanding incompatible desires during toddlers’ third year of life. Social Development, 25(2), 435-452.