Prof. DDr. Wilhelm Weber

Lehrstuhl für Christliche Sozialwissenschaft 1964-1971

aus: Eduard Hegel, Geschichte der Katholisch-Theologischen Fakultät Münster 1773-1964, (Münsterische Beiträge zur Theologie 30,2), 2. Bd., Münster 1971, S. 98:

*  12.12.1925 Meggen/Westf., 1939/41 Gymn. Theodorianum Paderborn, 1941/43 Gymn. Laurentianum Arnsberg, 1943/45 Kriegsdienst u. Ge­fangenschaft, 1946/48 phil. Stud. Phil.-Theol. Akad. Paderborn, 1948/53 Stud. Pont. Univ. Gregoriana Rom, 10.10.1952 Priesterweihe ebd., 20.6.1953 Lic. theol. Gregoriana  ebd., 1953/55 Kaplan Bochum, 1955 theol. u. wirt­schaftswiss. Stud. Univ. Münster, 30.11.1957 Dr. theol. ebd., 20.7.1961 Dr. rer. pol. ebd., 1955/63 wiss. Ass. am Inst. f. christl. Sozialwiss. ebd., 16.6.1964 Habil. f. christl. Sozialwiss. Univ. Mainz, 3.11.1964 o. Prof. f. christl. Sozialwiss. Münster.

Veröffentlichungen:
a) Monographien: Wirtschaftsethik am Vorabend des Liberalismus - Höhepunkt und Ab­schluß der scholastischen Wirtschaftsbetrachtung durch Ludwig Molina (1535-1600) (theol. Diss. 1959); Geld und Zins in der spanischen Spätscholastik (rer. pol. Diss. 1962); Stabiler Geldwert in geordneter Wirtschaft - Gegenwartsfragen der Währungsethik (Habil. Schr. 1965).
b) Abhandlungen: Doktrin - Theorie. Gedanken zur Struktur der christl. Soziallehre: Jb. d. Inst. f. christl. Sozialwiss. d. Univ. Münster 3 (1962); Der Einfluß d. sozialen Umwelt auf das religiös-sittliche Verhalten: Theologie und Glaube ThGl 52 (1962).
d) Mitherausgeberschaft:  (zus. mit J. Höffner) Schriften des Inst. f. christl. Sozialwiss. d. Univ. Münster (ab 1965); (zus. mit dems.) Jb. d. Inst. f. christl.  Sozialwiss. d. Univ. Münster (ab 1965).
e) Mitarbeit: Lexikon für Theologie und Kirche LThK (21957ff.); Staatslexikon (61957ff.); Kath. Soziallexikon (1964).
Ergänzungen aus BBKL-Kirchenlexikon vom 24.09.2015:

Autor: Bernd Kettern
WEBER, Wilhelm, katholischer Sozialethiker, * 12. Dezember 1925 in Meggen im Sauerland, † 4. Oktober 1983 in Münster.
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Im Sommersemster 1964 hatte W. bereits einen Lehrauftrag in Münster wahrgenommen; ab dem Wintersemester lehrte er als Professor (Nachfolge Höffner) Christliche Sozialwissenschaften in Münster und war gleichzeitig Direktor des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften. Neben diesen Aufgaben lehrte er zudem Sozialpolitik, 1965 umgewandelt in Wirtschaftsethik, an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät. Das Ansehen seiner Wissenschaft war in den sechziger Jahren auf dem Höhepunkt angelangt. Als Hochschullehrer erwarb sich W. aufgrund seiner gediegenen Kenntnisse Ansehen. In zahlreichen Veröffentlichungen griff er immer wieder in aktuelle Diskussionen ein (z.B. die Interpretation der Pastoralkonstitution »Gaudium et spes«, die Auseinandersetzungen um die paritätische Mitbestimmung, der Streit um die Befreiungstheologie). Dabei wußte er seine Auffassungen deutlich zu bestimmen. Die Wertschätzung, die ihm entgegengebracht wurde, drückt sich auch in der Berufung zum Konzilsberater und zum Berater der zweiten römischen Bischofssynode 1971 aus. Ab 1966 nahm W. zusätzlich noch das Amt des geistlichen Beraters des »Bund Katholischer Unternehmer« wahr - nach dem Tod Wilfried Schreibers übernahm er zudem die wissenschaftliche Beratung. W. lehnte eine funktionalistische Sichtweise der unternehmerischen Tätigkeit ab. Statt klassenkämpferischer Polemik wie sie sich in der gesellschaftlichen Diskussion Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre fand, entwickelte W. in seinem 1973 erschienenen Buch »Der Unternehmer. Eine umstrittene Sozialgestalt zwischen Ideologie und Wirklichkeit« Grundzüge einer Ethik unternehmerischen Handelns. W. erwies sich auch in anderen Sachfragen als entschiedener Gegner marxistischer Strömungen. Auf dem Gebiet der Theologie bekämpfte er, sachkundig durch entsprechende Auslandsstudien, alle Versuche, an die Stelle der katholischen Soziallehre befreiungstheologische Entwürfe zu setzen. Der plötzliche Tod beendete eine wissenschaftliche Laufbahn, die auch über die Fachgrenzen hinaus Beachtung gefunden hatte (seit 1977 war W. ordentliches Mitglied der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, Klasse für Geisteswissenschaften).
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Literatur:
Manfred Hermanns: Sozialethik im Wandel der Zeit. Persönlichkeiten – Forschungen – Wirkungen des Lehrstuhls für Christliche Gesellschaftslehre und des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften der Universität Münster 1893–1997. Schöningh, Paderborn u.a. 2006, ISBN 978-3-506-72989-7, S. 389–446 und 489–494.