Projekt

Inventarisierung der künstlerischen Ausstattungen in den Kirchen im Bistum Münster - und deren digitale Vermittlung als christliches Kulturgut
© Thomas Fusenig | 2023

Das Christentum wird zum Kulturerbe. Der gesellschaftliche Wandel sorgt dafür, dass im wissenschaftlichen Diskurs unterschiedlicher Disziplinen die Frage zentral geworden ist: Welche Relevanz hat jenes Kulturerbe heute?

Für die bildtheologische Arbeit mit dem christlichen Kulturgut stellt sich daher die zentrale Aufgabe, neue Zugänge zu diesem Erbe schaffen. Werden die Kirchen und ihre künstlerischen Ausstattungen als solches verstanden, können von diesem Ansatz aus angemessene Vermittlungskonzepte für die Gegenwart entwickelt werden.

Zum materiellen christlichen Kulturerbe gehören im Münsterland und dessen Umkreis Kirchen und Kapellen, Kunstwerke, Andachtsgegenstände, Wegkreuze, Friedhöfe, Pilgerwege und vieles mehr. Diese stammen aus einem Zeitraum von etwa 1200 Jahren, wobei die Relikte des 19. Jahrhunderts und aus den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg einen großen Teil ausmachen.

Das Bistum Münster fördert im Zeitraum von 2023 bis 2029 das Forschungsprojekt der Arbeitsstelle für Christliche Bildtheorie, Theologische Ästhetik und Bilddidaktik (ACHRIBI). Im Zeitraum von sechs Jahren erfolgt die Inventarisierung und digitale Erfassung der künstlerischen Ausstattungen in den über 700 Kirchen und Kapellen im Bereich des nordrhein-westfälischen Teils des Bistums Münster als Sammlung der grundlegenden Forschungsdaten. Geschätzt handelt es sich um 150 bis 200 Ausstattungsgegenstände pro Gebäude. Das ergibt 150.000 Datensätze, die erstellt werden: Skulpturen, Gemälde, Vasa Sacra, Grabmäler, Paramente, Glas- und Wandmalerei, Mosaike, liturgische Ausstattung und Kirchenmobiliar werden dokumentarisch fotografiert, in einem Datenfeldkatalog erfasst und mit Normdaten verknüpft. Dazu beziehen wir im Sinne von citizen science die Wissenträger:innen aus den Gemeinden ein.
Kuratierte Datensätze werden in Auswahl im digitalen Bildindex der Kunst und Architektur des Deutschen Dokumentationszentrums für Kunstgeschichte, Bildarchiv Foto Marburg sowie in der Deutschen Digitalen Bibliothek und im Open Research Knowledge Graph der European Open Science Cloud veröffentlicht. Auf dieser Basis wird ein digitales Museum errichtet, indem ausgewählte Kunstschätze in verschiedenen virtuellen Ausstellungsformaten präsentiert werden. So lassen sich Fragen und Modelle der Vermittlung christlichen Kulturerbes im digitalen Raum erarbeiten und erproben.

Das Team der ACHRIBI arbeitet eng mit der Gruppe 163 – Kunstpflege in der Abteilung Kunst und Kultur des Bistums zusammen, die in der Vergangenheit mit der Inventarisierung betraut waren und deren Aktualisierung nach Abschluss des Projektzeitraums übernehmen werden.

Neben der Kulturerbe-Forschung aus theologischer Perspektive wird mit diesem Forschungsprojekt ein Beitrag zur Erfassung des kirchlichen Kulturgutes in Nordrhein-Westfalen geleistet sowie zur Stärkung der nationalen Forschungsinfrastruktur im Bereich von Gedächtnisinstitutionen und Kultur beigetragen.