Herzlich Willkommen auf der Homepage der Theatralischen Theolog*innen

IM WINTERSEMESTER 2023-24 STEHEN WIR WIEDER AUF DER BÜHNE!

VORSTELLUNGSTERMINE IM WISE 23/24: 23./24./25. Januar 2024

 

 

  • Die Premiere der Spielzeit 2023/24

     

    Max Frisch

    Biografie. Ein Spiel

    Komödie

     

     

     

  • Das Ensemble der Spielzeit 2023/24

    Johanna Baumann

    Paul Bubenheim

    Annette Hüffmeier

    Christian Klatecki

    Alexander Sokolies

    Patrick Bahl

  • Die Inszenierung der aktuellen Spielzeit

    Max Frisch: Biografie. Ein Spiel. Neue Fassung 1984 in der Inszenierung der Theatralischen Theolog*innen

    Frischs „Biografie. Ein Spiel“ verwischt die Grenzen zwischen Realität und Inszenierung. Die Handlung dreht sich um Hannes Kürmann, einen frisch gebackenen Professor für Verhaltensforschung, der die Gelegenheit bekommt, sein eigenes Leben, vielmehr sein eigenes Verhalten in seinem Leben, zu ändern. Hannes Kürmann möchte vor allem eines: Biografie ohne Antoinette, seine Frau.

    In den verschiedenen „Szenen“ seines Lebens erforscht er die verschiedenen Facetten seiner Identität und die Frage nach der Authentizität im Leben. Dabei werden die Grenzen zwischen Schauspiel und Wirklichkeit zunehmend unscharf. Der Schauspieler verliert sich in seinen Rollen und beginnt, die Realität seiner eigenen Existenz zu hinterfragen.

    Immer wieder geht Hannes Kürmann dabei die Schlüsselszene seiner Beziehung zu Antoinette Stein durch: Die erste Begegnung „um zwei Uhr nachts“ in seiner Wohnung: „Was macht man mit einer unbekannten Dame, die nach einer Party nicht geht, die einfach sitzen bleibt und schweigt um zwei Uhr nachts? Es musste nicht sein …“

    Die Inszenierung der Theatralischen Theolog*innen fokussiert sich auf die Anlaufversuche Kürmanns, durch die Veränderung des eigenen Verhaltens seine Biografie ohne Antoinette zu gestalten. Dabei stößt er durchaus an seine Grenzen, denn er muss erkennen, dass er das Verhalten anderer Menschen nicht ändern kann. Kürmann hält sich für einen Frauenversteher, immer wieder stellt er fest: „Ich kenne das!“ Dass er mit Antoinette Stein einer Frau begegnet, die eigenständig im Handeln und Denken ist, die gar keine Ehe mit ihm wollte, kommt ihm lange nicht in den Sinn.

     

  • Die Premiere der vergangenen Spielzeit 2018/2019

    Pedro Calderón de la Barca
    Das große Welttheater

    In der Nachdichtung von Joseph von Eichendorff

    „Und da nun schon gerüstet all der Plunder,

    So kommt, Sterbliche, herbei,

    Um euch einzeln auszuputzen;

    Auf dem großen Welttheater zeige jeder seine Kunst nun!“

    „Theologisches Theater steht vor dem Aus“, künden die „Münsteraner Kulturnachrichten“ nicht ohne Häme. Eine örtliche Bäckerei-Kette wolle das kleine Theater am Krummen Timpen aufkaufen, abreißen und an seiner Stelle eine weitere Großfiliale eröffnen. Mit den üppigen Barock-Inszenierungen von Jesuiten- und Reformations-Dramen hat der Intendant und selbsternannte Dramendichter (Patrick Bahl) sein Theater nicht nur in den finanziellen Ruin getrieben, sondern auch Geduld und Geschmack des Publikums ein ums andere Mal strapaziert. Doch mit seinem neuen Stück will er es den Kritikern ein letztes Mal zeigen und so wird der penible, kaltschnäuzige Inspizient (Niklas Ellerich) angewiesen, die Bühne für „Das große Welttheater“ herzurichten und die Proben anzusetzen.

    Das ansässige Ensemble könnte ungleicher kaum sein: Da ist der ehemalige Kinderdarsteller (Lukas Wünsch), der in einer (überaus kurzlebigen) Broadway-Adaption von „Richie Rich“ seinen einzigen Erfolg feierte und sich zurück ins Rampenlicht sehnt. Da lässt sich die in die Jahre gekommene Diva (Lennart Luhmann) gelangweilt auf die Bühne bitten. Da steht eine altgediente Bühnenlegende (Janica Schneider) aus einer angesehenen Schauspielerdynastie neben einer talentierten, aber viel zu oft übergangenen Bühnenkünstlerin (Efthimia Papadopoulos), die auf der Suche nach der Rolle ihres Lebens ist. Da trifft die dem kleinen Theater am Krummen Timpen seit einer halben Ewigkeit ergebene Charakterdarstellerin (Madlene Maciejczyk) auf den schelmischen Neuling in der Truppe (Benjamin Anicker), der sich durchweg im Ton vergreift.

    Sie alle bekommen ihr Textbuch in die Hand gedrückt und sollen „gut spielen“. Und die Schauspieler ahnen: Soll der Bankrott ihres Theaters abgewendet werden, muss einer von ihnen gehen. Unter den gestrengen Blicken einer drakonischen St. Petersburger Souffleuse (Alicia Anger) legen sie sich ins Zeug, sie spielen um ihr Leben, um Ruhm und Ehre – und eine Vertragsverlängerung.

    Doch im Laufe der Proben verschwimmen Spiel und Realität: Wie soll man das Stück des Autors „gut spielen“? Wer spielt eine Rolle? Wer sich selbst? Wer übertreibt maßlos? Wer kommt nicht aus seiner Haut? Und ist nicht die ganze Probe selbst ein Stück im Stück, eine Farce, ein abgekartetes Spiel, eine längst ausgemachte Sache? Und was stimmt eigentlich mit dem Publikum nicht, das diesem erbarmungslosen Wettstreit auf der Bühne zuschaut?

    Die Projektgruppe "Theologie und Theater" präsentiert als Premiere der Spielzeit 2018/2019 eine Inszenierung des „Großen Welttheaters“ von Pedro Calderón de la Barca.


    Das Ensemble der Spielzeit 2018/2019

    „Laßt uns gehen,

    Gut zu spielen – Gott ist Gott!“

    Alicia Anger

    Benjamin Anicker

    Niklas Ellerich

    Lennart Luhmann

    Madlene Maciejczyk

    Efthimia Papadopoulos

    Christian Pfordt

    Janica Schneider

    Lukas Wünsch

    Patrick Bahl


    Die Inszenierung der Spielzeit 2018/2019

    „Darum, daß es besser glücke,

    Laßt uns an die Probe gehn.“

    Der Jesuitenzögling und Priester Calderón de la Barca schuf als Hofdichter Philipps IV. 120 Dramen und formvollendete die Gattung des „autos sacramentales“, des Fronleichnamsspiels. Aus Calderóns Feder stammen fast 80 dieser Spiele, von denen „Das große Welttheater“ wahrscheinlich das berühmteste ist. Auf dem Spitzboden des Ökumenischen Instituts der Evangelisch-Theologischen Fakultät hat im Sommersemester 2018 die Inszenierung dieses Stückes ihren Anfang genommen.

    Im Juni und Juli hat das Ensemble erste Lektüreeindrücke gesammelt, die verschiedenen Bedeutungsebenen des Stücks beleuchtet und intensiv über theologische und inszenatorische Fragen diskutiert: Worum geht es im „Welttheater“? Geht es um Abendmahlsfrömmigkeit? Prädestination? Das Verhältnis von Schicksal und Freiheit? Um Rechtfertigung und Werkgerechtigkeit? Welche theologische Tagesaktualität kann es für sich beanspruchen? Was soll bei der Aufführung im Vordergrund stehen?

    Dabei hat sich schnell gezeigt: Nicht nur Calderóns Stück an sich, sondern auch Eichendorffs Übersetzung, die dem Geist der Romantik entspringt, stellt eine große Herausforderung dar, weil sie viele theologische Details des durch und durch religiösen Stückes säkularisiert, glättet oder übergeht. Die charakteristische Melodie des Eichendorff-Textes sollte zwar erhalten bleiben, trotzdem waren hie und da Eingriffe, Verschlankungen und Umstellungen nötig, wobei der spanische Originaltext maßgebend war. Ein Beispiel: Aus Eichendorffs „Tu recht – Gott über euch!“ wurde das für das Stück charakteristische und Calderóns Original „Obrar bien, que Dios es Dios“ näherstehende „Spiel gut – Gott ist Gott!“, weil es die Inszenierungsidee eines Stücks im Stück, einer Aufführung in der Aufführung, viel prägnanter einfangen konnte.

    Nachdem die Rollen verteilt und der Aufführungsansatz und das Szenarium des Stückes diskutiert worden waren, konnten im Juli, August und September die ersten Sprech- und Einzelproben stattfinden.

    Im Oktober und November standen die Hauptproben an, in der Adventszeit 2018 fand die Premiere statt.

     

     

     

     

     

  • Die Premiere der vergangenen Spielzeit 2019/2020

    Jacob Bidermanns

    Cenodoxus

    In einer Bearbeitung für die Theatralischen Theologen

    Es ist ein trauriger Tag für Paris.
    Cenodoxus, hoch angesehener und ehrenwerter Doktor der Medizin und Menschenfreund, ist aus dem Leben geschieden. Die Stadt und ihre Bewohner stehen unter Schock. Immer war er eine Hilfe für die Armen, öffnete sein Herz und seine Praxis für Menschen und ihre Probleme. Jetzt ist er plötzlich nicht mehr da und hinterlässt eine riesige Lücke.
    Seine fünf engsten Freunde eilen an sein Totenbett, nehmen Abschied und begleiten seinen Leichnam durch die Totenwache. Doch auch wenn zunächst nichts darauf hindeutet, irgendetwas scheint ungewöhnlich an diesem Todesfall …
    Zur gleichen Zeit in einem Gerichtssaal:
    Der gute Doktor steht vor Gericht und ist sich keiner Schuld bewusst. Spielte er nur ein falsches Spiel? In einem dramatischen Gerichtsverfahren muss der höchste Richter ein Urteil über des Doktors ewige Seele sprechen. Dabei kommt es zu einem Schlagabtausch zwischen den Mächten des Lichtes und der Finsternis, des hohen Himmels und der tiefen Hölle, bei dem unter Aufbietung aller Kräfte versucht wird, für die eine oder die andere Seite zu entscheiden – und die Grenzen zwischen Himmel und Erde verschwimmen …
    (JU)

    „Cenodoxus, der Doktor von Paris“ ist ein Jesuitendrama, das vom Jesuitenpater Jakob Bidermann (*1578; †1639) geschrieben und 1602 in Augsburg uraufgeführt wurde. Das Werk gilt als eine der Inspirationsquellen für Goethes Faust I.
    Bidermann verarbeitete in seinem Stück die Geschichte der Begegnung des Bruno von Köln (* ca. 1030; † 1101), dem Begründer des Kartäuserordens, mit der Todsünde superbia, der Hoffart, in Gestalt des Arztes Cenodoxus (κενοδοξία = Ruhmsucht). Der Legende nach soll Bruno bei der Beerdigung des berühmten Arztes anwesend gewesen sein, bei dessen Totenmesse sich der Leichnam dreimal erhoben habe. Dies habe Bruno so schockiert, dass er sich in die Abgeschiedenheit zurückgezogen und den Kartäuserorden gegründet habe.
    Bidermann schrieb dieses Werk in der Blüte seines literarischen Schaffens. Dass er Mitglied des Jesuitenordens war, wirkte sich in besonderer Weise auf seine Werke aus. Im „Cenodoxus“ versuchte Bidermann, an das Publikum zu appellieren und die Menschen vor bösen Einflüssen und einem sündigen Leben zu warnen. Das Ende des Stückes soll zeigen, was mit einem Menschen passiert, wenn er sündigt und der Hoffart verfällt.
    Das Jesuitentheater entstand als gegenreformatorisches Programm des Jesuitenordens mit der Absicht, Zweifler zurückzugewinnen und die römisch-katholische Kirche als triumphierende Siegerin über die evangelischen Strömungen darzustellen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sollten hauptsächlich auf emotionaler Ebene aufgrund üppiger Bühnenbilder und der Verwendung „modernster“ Theatertechnik angesprochen werden. Die Stücke wurden zwar auf Latein aufgeführt, doch lagen für das Publikum Hefte mit deutschen Übersetzungen aus.
    (CK)

    Das Ensemble der Spielzeit 2019/2020

    Benjamin Anicker

    Johanna Baumann

    Niklas Ellerich

    Annette Hüffmeier

    Christian Klatecki

    Lennart Luhmann

    Madlene Maciejczyk

    Anne-Sophie Münch

    Efthimia Papadopoulos

    Janica Schneider

    Alexander Sokolies

    Julia Uelsmann

    Lukas Wünsch

    Patrick Bahl

  • Das Projekt

     

    „Weislich richt‘ ich’s also ein,

    daß, wer lebt, mitspielend strebe…“

    Das im Sommersemester 2018 von Christian Pfordt (damals: Ökumenisches Institut, derzeit: Cambridge), Patrick Bahl (Seminar für Kirchengeschichte II) und einem kleinen Kreis theologiegeschichtlich interessierter und theaterbegeisterter Studierender unserer Fakultät (s.o.) ins Leben gerufene Projekt setzt es sich zum Ziel, abseits des regulären Seminarbetriebs das in der Geschichte ambivalente Verhältnis von Kirche und Theater zu beleuchten und theologisch relevante Stücke der Reformationszeit, des konfessionalistischen Zeitalters und der Aufklärung kirchenhistorisch und theologisch zu erschließen und zu inszenieren.

    Dabei ist das enge Verhältnis von (Laien-)Theaterspiel und (akademischem) Schulbetrieb ganz dem dramaturgischen und didaktischen Ansatz protestantischer und jesuitischer Schuldramen des 16. und 17. Jahrhunderts verpflichtet. Wir sind überzeugt: Wo Theologie studiert wird, muss Theater gespielt werden!