Graduiertenkollegs 1886/1 "Literarische Form. Geschichte und Kultur ästhetischer Modellbildung"

Literarische Texte erschaffen Modelle von Wirklichkeit, die wesentlich über künstlerische Form gestaltet werden. Zwei zentrale Elemente dieser bekannten Definition werden im Graduiertenkolleg „Literarische Form“ neu diskutiert und verbunden: die Formfrage und der Modellbegriff. Formfragen gehören seit jeher zum Kerngebiet der Literaturwissenschaft, von Metaphern- und Realismus-Theorien über die Kategorien von Fiktionalität und Referenz, von Medialität und Materialität bis hin zu Gattungstheorie und -geschichte, die als Modellbildungsprozesse im weiteren Sinn verstanden werden können. Zwei Entwicklungen sind dabei zu beobachten: Zum einen entdecken Geschichts-, Sozial- und Naturwissenschaften die entscheidende Bedeutung von Fiktion und ästhetischer Form für die eigene Modellierung von Wirklichkeit. Zum anderen wird der Bezug zwischen außerliterarischen Diskursen und literarischer Form auf die Basis einer neuen, literarischen Epistemologie gestellt. Die Arbeiten im Kolleg können in diesem Rahmen auf zeitgemäße Weise Strahlkraft in die allgemeine Wissenskultur und -debatte hinein entwickeln, gerade indem sie sich historisch und systematisch zentralen Fragen der künstlerischen Form zuwenden.

Der Fachbereich 9 (Philologie) hat im Rahmen seiner Graduate School "Practices of Literature" P-o-L Startseite bereits 2008 ein strukturiertes Promotionsprogramm entwickelt. Das GK LF wird eng mit der GS PoL kooperieren und kann auf diese Weise von den mit der strukturierten Promotion gemachten positiven Erfahrung und dem Knowhow der GS PoL profitieren. So lassen sich wissenschaftliche Grundlagendiskussion, individuell zugeschnittene Betreuung der Promotion sowie weitere, berufsorientierte Qualifikationsangebote effizient verbinden. Voraussetzung dafür sind die umfangreichen Betreuungskapazitäten, die kurzfristig und flexibel abrufbar sind; das sehr reichhaltige philologische Angebot an der Universität Münster; eine breite wissenschaftliche Vernetzung und internationale Anbindung sowie die strategische Einbindung der Graduierten in die wissenschaftliche und organisatorische Weiterentwicklung des Kollegs.