Westfälische Wilhelms-Universität Münster
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Sonderforschungsbereich 493
Funktionen von Religion in antiken Gesellschaften des Vorderen Orients

 

Allgemeines

Der Sonderforschungsbereich 493 befand sich 2002 im dritten Jahr seines Bestehen, und damit im letzten Jahr der 1. Antragsphase. Forschungsgegenstand des SFB 493 sind die Religionen des antiken Vorderen Orients einschließlich des östlichen Mittelmeerraums unter dem Gesichtspunkt ihrer Funktionen in den jeweiligen Gesellschaften. Deren Untersuchung soll grundlegende Aspekte der Wechselwirkung von Religion und Gesellschaft klären. Ziel ist es, die Befunde aus den unterschiedlichen Kulturen zu einer vergleichenden Religions- und Gesellschaftsgeschichte der Antike zusammenzuführen, die auch die Funktionen von Religionen in heutigen Gesellschaften besser erkenn- und beurteilbar macht.

Lehre, Studiengänge

Die Thematik des Sonderforschungsbereichs konnte im Berichtszeitraum auf breiter Ebene auch in der Lehre entfaltet werden. In zahlreichen Lehrveranstaltungen unterschiedlichen Typus wurden in den Teilprojekten diskutierte Aspekte thematisiert. Stellvertretend seien hier genannt: „The Life and Times of Shenoute, 350-465" (Prof. St. Emmel); „Die Kirchengeschichte Eusebs von Caesarea" (Prof. J. Hahn); „Panhellenische Heiligtümer in archaischer und klassischer Zeit" (Prof. P. Funke); „Bautätigkeit der Könige der Spätzeit" (Prof. E. Graefe); „Elia- und Elisa-Erzählungen" (Prof. R. Albertz); „Mithridates VI Eupator. Archäologische Zeugnisse um einen hellenistischen Herrscher" (Prof. K. Stähler); „Fasti und andere kalendarische Texte" (Prof. W. Hübner); „Neusumerische Rechts- und Gerichtsurkunden" (Prof. H. Neumann).

Personal, Nachwuchsförderung

Der SFB 493 erhält seine besondere Bedeutung dadurch, dass er alle mit der östlichen Mittelmeerwelt befassten Disziplinen zusammenfasst, sodass insgesamt fast 40 Professorinnen/Professoren und Habilitierte sowie mehr als 20 Assistentinnen/Assistenten bzw. wissenschaftliche Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter beteiligt sind.

Konsultationen von Nachwuchswissenschaftlern wurden sowohl auf Gruppen- wie auf Teilprojektebene durchgeführt. Die gemeinsame Unterbringung der wissenschaftlichen Mitarbeiter in einem Gebäude hat in besonderem Maße zur Intensivierung des interdisziplinären Diskurses beigetragen. Auf den vom SFB organisierten Tagungen wurde gerade dem wissenschaftlichen Nachwuchs stets die Möglichkeit eingeräumt, seine eigenen Forschungen zur Diskussion zu stellen. Zahlreiche Dissertationen konnten 2002 zum Abschluss gebracht werden bzw. stehen kurz vor ihrer Fertigstellung.

Forschung und internationale Kontakte

Da die Teilprojekte nunmehr in das letzte Jahr der ersten Antragsphase gingen, konnten in diesem Zeitraum stärker als in den beiden vorangegangenen Jahren auch erste Ergebnisse präsentiert und eine beachtliche Zahl von Publikationen vorgelegt werden. (vgl. hierzu die Publikationslisten unter www.uni-muenster.de/sfb493 ).

Die in den Teilprojekten erzielten Resultate wurden zudem erneut im Rahmen interdisziplinärer Tagungen und Symposien unter Teilnahme in- und ausländischer Fachgelehrter vorgestellt und diskutiert. Sie sollen ebenfalls in Form von Publikationen der Fachwelt zugänglich gemacht werden. Besonders hervorzuheben ist das 1. Berichtskolloquium des SFB, das den anwesenden Gutachtern exemplarisch Einzelergebnisse der Teilprojekte präsentierte und die hohe Kongruenz der Arbeiten verdeutlichte.

  • Berichtskolloquium des SFB 493: Religion und Lebenswelt. Die Wertigkeit von Religion in antiken Gesellschaften (18.-19. Januar 2002)
  • Teilprojekt D 4: Die emotionale Dimension antiker Religiosität (3.-4. Mai 2002)
  • Teilprojekt B 1: Vom Tempel zur Kirche. Zerstörung und Erneuerung lokaler Kulttopographie in der Spätantike (7.-9. November).

Neben den Tagungen konnten auch 2002 eine Vielzahl namhafter nationaler wie internationaler Gastwissenschaftler wie Prof. Rajak (Reading), Prof. J. Blok (Utrecht), Prof. G. Theissen (Heidelberg), Prof. J. Rüpke (Erfurt), Prof. P. Siewert (Wien) und Prof. H.-W. Pleket (Leiden) zu Vorträgen eingeladen werden, die darüber hinaus den Mitgliedern der einzelnen Teilprojekte im Rahmen von Kolloquien für intensive Konsultationen zur Verfügung standen.

Entwicklung/Perspektiven

Die Fragestellung nach den Funktionen von Religion in den unterschiedlichen Bereichen antiker Gesellschaften erwies sich durch die bisherige Arbeit als geeignet. Zugleich zeigte sich aber auch die Notwendigkeit, die situative Handlungsrelevanz und Plausibilität von Religion stärker zu beachten, da als Folge der Diskussionen im SFB zunehmend deutlich wurde, dass die Relevanz von Religion im Kontext von natürlicher Umwelt, Herrschaft, Recht, Wirtschaft etc. in den unterschiedlichen Gesellschaften stark divergierte. Zudem sollen Erkenntnisse der Sozialanthropologie, die auf unterschiedliche Strategien der Lebensbewältigung weisen, ebenso verstärkt Berücksichtigung finden wie intensivere methodische Reflexionen, die der Bewußtseinsschärfung für das Erkennen grundlegender Muster religiösen Verhaltens dienen. Aus diesen Erkenntnissen heraus war die Arbeit im SFB im Laufe des Jahres 2002 auch geprägt durch die weitere Integration der vergleichenden Religionswissenschaft, der Ethnologie sowie der Bio- und der Geowissenschaften. Die auf diese Weise erreichte Intensivierung interdisziplinärer Kontakte eröffnet auch für die Zukunft weiterführende und innovative Perspektiven.

 

Prof. Dr. Rainer Albertz
Sprecher des SFB 493