Arbeitsbereich Dr. Alfred Sproede
Kontexte russischer Literatur: Platonismen als poetologische und kunsttheoretische Legitimationsfiguren (Russistik I)
Die Erforschung des Ideenrealismus und seiner literarischen Formen in Rußland ist dringendes Desiderat. Ob im bis in die jüngste Literatur fortwirkenden
Postulat der Nachahmung der Natur oder in den Programmen von der Wahrheit bzw. ethischen Verpflichtung von Fiktion und Kunst - die russische Kunstkritik kann das
Verdikt, daß "die Dichter lügen", nicht hinter sich lassen. Scheitelpunkt der Verleugnung des ästhetischen Gebildes als Artefakt und der Auffassung von
Kunst als Emanation ist die Lehre von der Ikone als einer "nicht von Hand geschaffenen" (nerukotvornyj) Präsenz des Göttlichen. In diesem Normenhorizont
wird noch um 1900 Baudelaires Modernität zu einem transzendentalphilosophisch oder religiös gefärbten russischen "Symbolismus"
zurückgenommen; die Kunsttheorie der 1920er Jahre wird als "formalistisch" verfemt. Nach einem Überblick über die explizite platonische Tradition
(Übersetzung, Rezeption) sollen Platonismen zunächst in der impliziten Poetik und den Hintergrundmetaphern ausgewählter Dichter und Kritiker des 18.
und 19. Jahrhunderts aufgesucht werden. Fallstudien zur modernen Literatur (I. Annenskij, V. Nabokov, I. Brodskij) schließen sich an (abgeschlossenes
Dissertationsprojekt).
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen:
|