Sportpsychologie (Prof. Dr. B. Strauß)
Wahrnehmungsexpertise von Badmintonspielern
Ziel des Forschungsprojektes ist es, die Bedingungen für herausragende Wahrnehmungsleistungen von Hochleistungssportlern zu ermitteln. Die perzeptive Expertise
wird in vielen Sportarten dabei als ein wesentlicher Bestandteil für sportliche Höchstleitungen angesehen. So konnte beispielsweise durch eine Kombination
der temporal occlusion Technik mit der sogenannten spatial oder event occlusion Technik ermittelt werden, welche visuellen Informationen Experten im Badminton zur
Vorhersage der Schlagrichtung nutzen (Hagemann & Strauß, in Druck). Bei der spatial oder event occlusion Technik werden bei der visuellen Darbietung einer
sportlichen Situation (häufig Gegenspieler) bestimmte Bereiche abgedeckt (schwarze Fläche), so dass Informationen dieser Region nicht zur Vorhersage von
Bewegungsrichtungen genutzt werden können. Dazu wurden verschiedene Videosequenzen produziert, in denen nur für eine bestimmte Zeitspanne (z. B. bis
80 ms vor Ballkontakt) ein Bereich (z. B. die Rumpfregion) mit einer dunklen Fläche abgedeckt wird. Durch den Vergleich der Antizipationsleistung in der
Bedingung mit manipulierten Videosequenzen mit den Leistungen bei originalen Videosequenzen konnte der Informationsverlust der unterschiedlichen Regionen zu
unterschiedlichen Zeitpunkten bestimmt werden. Die Differenz wurde für fünf Körperregionen (Rumpf, Beine, Schulter, Kopf, Arm) sowie
Schläger und Hintergrund zu jeweils 4 unterschiedlichen Zeitpunkten bestimmt. Es konnte festgestellt werden, dass Badmintonspieler zu Beginn einer
Schlagsequenz (bis 160 ms vor Ballberührung) Informationen aus der Rumpfbewegung und zwischen 160 ms vor Ballberührung bis zur Ballberührung
Information aus der Arm- und Schlägerbewegung nutzen, um die Schlagrichtung des Gegners vorherzusagen.