Sportpädagogik/ Sportgeschichte (Prof. Dr. M. Krüger)
Theologische Aspekte des Olympismus
Baron Pierre de Coubertin erweckte Ende des 19. Jahrhunderts den antiken Mythos Olympia, den er an die neuzeitlichen Verhältnisse anpasste und als eine moderne
Religion, als eine "religio athletae", inszenierte. Nach dem Philosophen Hans Blumenberg hinterließ im Zuge von Aufklärung der
Glaubwürdigkeitsschwund der großen christlichen Kirchen ein Vakuum, also einen "Fragenüberhang", der sich als ein System von
Leerstellen beschreiben lässt, das nach neuer Auffüllung verlangte. Weltliche Begriffe, wie z. B. Nation, Fortschritt und Sport, wurden im 19./20. Jahrhundert,
so Blumenberg, mit der Aufgabe versehen, jene Leerstellen zu füllen, die der Rahmen des christlichen Mittelalters vorgegeben hat. Das beantragte
Forschungsvorhaben möchte die Gefahren und Probleme einer solchen Surrogatbildung am Beispiel des Olympischen Sports differenziert aufarbeiten.
Mittels eines qualitativ-empirischen
Forschungsansatzes soll in dem Forschungsvorhaben untersucht werden, ob überhaupt und wenn ja wie der neuzeitliche, sport-religiöse "Mythos"
des Olympischen Sports in das Bewusstsein der Olympioniken eingedrungen ist und ihre Lebenswelt bestimmt hat. Dabei sollen Handlungs- und Orientierungsmuster
analysiert werden, mit denen Olympioniken ihre sportliche Lebenspraxis und Lebensführung gestalten. Ich gehe von der Annahme aus, dass Religiosität und
Religion bei der Bewältigung hoher menschlicher Herausforderungen, wie sie im Hochleistungssport gegeben sind, eine große Rolle spielen.
Das Forschungsvorhaben stellt damit einen
fundamentalen Beitrag zur zeitgeschichtlichen Klärung des Verhältnisses von Sport und Religion dar. Von den Ergebnissen der Untersuchung verspreche ich
mir neue Perspektiven und Konsequenzen für die Pastoraltheologie, aber auch für die Sportpädagogik, denn der moderne Sport erweist sich zunehmend
als ein Feld, auf dem religiöses Denken, Handeln und Fühlen wachsen kann. Das Projekt
ist interdisziplinär angelegt. Partner ist Prof. Dr. Schmälzle von der Katholisch-theologischen Fakultät.
Projektdauer:
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