Westfälische Wilhelms-Universität Münster: Forschungsbericht 2003-2004 - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie

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2003 - 2004

 

 
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Klinik und Poliklinik für
Psychiatrie und Psychotherapie

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www: medweb.uni-muenster.de/institute/psych/index.html
Albert-Schweitzer-Strasse 11
48149 Münster
Direktor: Prof. Dr. Volker Arolt

Forschungsschwerpunkte 2003 - 2004  
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Psychoseerkrankungen
Neurobiologische Marker von Psychoseerkrankungen

 
Die Untersuchung zellbiologischer Vorgänge in der Schizophrenieforschung hat in den letzten Jahren verstärktes Interesse gefunden. Befunde aus Bildgebung und Neuropathologie weisen bei Patienten mit schizophrener Psychose auf eine Reduktion des Neuropils hin. Diese Reduktion ist bedingt durch eine Verringerung der Dendriten und Synapsen und damit der neuronalen Zellgröße, wohingegen die Anzahl der Neurone und Gliazellen unverändert bleibt. Dysbindin und Neuregulin als Kandidatengene der Schizophrenie sowie eine veränderte Genexpression synaptischer Proteine verstärken die Evidenz für eine Beteiligung der Dendriten und Synapsen an der Pathogenese der Schizophrenie. Astrozyten wirken nicht nur metabolisch unterstützend, sondern beeinflussen überwiegend über den glutamat-induzierten Kalziumstoffwechsel Dendriten und Synapsen und damit die neuronale Funktion. Bei schizophrenen Patienten wurden dystrophische Astrozyten mit rarifizierten Mitochondrien und einer eingeschränkten Funktion bei Reparaturvorgängen beobachtet.

Die astrozytäre Funktion kann in klinischen Untersuchungen mithilfe des Indikators S100B beurteilt werden. S100B entfaltet parakrine und autokrine Wirkungen auf Neurone und Gliazellen. Es besitzt eine maßgebliche Funktion in der Regulation neuronaler Proliferation und Differenzierung durch die Hemmung der Phosphorylierung synaptischer Schlüsselproteine. Die Expression von S100B wird maßgeblich über den 5HT1A-Rezeptor auf Neuronen und Astrozyten reguliert. Neuere Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass die protektive 5HT1A-agonistische Wirkung im Gehirn durch S100B vermittelt wird.

Bei Patienten mit schizophrenen Psychosen konnte eine erhöhte Konzentration von S100B im Liquor und Serum gemessen werden, die mit einer persistierenden Defizitsymptomatik auch im Längsschnitt assoziiert ist. Unter standardisierten Therapiebedingungen zeigten Patienten mit erhöhten S100B-Konzentrationen einen verzögerten Therapieverlauf.

Die Erhöhung der Liquor- und Serumkonzentration des astrozytären Proteins S100B weist auf eine Aktivierung der Astrozyten bei Patienten mit Schizophrenie hin. Aus zellkulturellen Experimenten gewonnene Erkenntnisse legen nahe, dass die erhöhte S100B-Konzentration Ausdruck eines verstärkten Reparaturvorganges bei einer anderweitig verursachten Schädigung von Synapsen und Dendriten ist. Der mit einer 5HT1A-agonistischen Wirkung in Verbindung gebrachte positive Einfluss neuerer Antipsychotika auf die kognitiven Defizite Schizophrener könnte über eine Erhöhung der zerebralen S100B-Konzentration und deren neuroprotektive Wirkung vermittelt werden.

In größeren klinischen Studien innerhalb des Forschungsbereiches "Psychoseerkrankungen" der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Münster, in Kooperation mit anderen Abteilungen des Universitätsklinikums Münster (IZKF, Dermatologie, Transfusionsmedizin) sowie mit weiteren universitären Arbeitsgruppen (in Berlin, Jena, Hannover, Lübeck) werden die neurobiologischen Untersuchungen mit Verfahren der Neuropsychologie, Bildgebung und Neurophysiologie verknüpft. Die Kombination dieser Methoden ermöglicht einen Erkenntnisgewinn über die funktionellen Zusammenhänge zwischen Hirnstoffwechselstörungen, kognitiven und neurophysiologischen Störungen.

Beteiligte Wissenschaftler:

Priv.-Doz. Dr. med. Matthias Rothermundt (Leiter), Dr. med. Markus Diedrich, Florian Kästner, Arzt, Dr. med Patricia Ohrmann, Dr. rer. hum. biol. Gerald Ponath, Priv.-Doz. Dr. Thomas Suslow, Studenten, interne und externe Kooperationspartner.

Veröffentlichungen:

Rothermundt M, Peters M, Prehn JHM, Arolt V: S100B in brain damage and neurodegeneration. Microscopy Research and Technique 60 (2003) 614-632

Kögel D, Peters M, König HG, Bui NT, Arolt V, Rothermundt M, Prehn JHM: S100B potently activates p65/c-Rel transcriptional complexes in hippocampal neurons: Clinical implications for the role of S100B during excitotoxic processes. Neuroscience 127 (2004) 913-920.

Rothermundt M, Falkai P, Ponath G, Abel S, Bürkle H, Diedrich M, Hetzel G, Peters M, Siegmund A, Pedersen A, Maier W, Schramm J, Suslow T, Ohrmann P, Arolt V: Glial cell dysfunction in schizophrenia indicated by increased S100B in the CSF. Mol Psychiatry 9 (2004) 897-899.

Rothermundt M, Ponath G, Arolt V: S100B in schizophrenic psychosis. Int Rev Neurobiol 59 (2004) 445-470

Rothermundt M, Ponath G, Glaser T, Hetzel G, Arolt V: S100B serum levels and long-term improvement of negative symptoms in patients with schizophrenia. Neuropsychopharmacology 29 (2004) 1004-1011

Rudolf S, Schlenke P, Broocks A, Peters M, Rothermundt M, Arolt V, Kirchner H: Search for atypical lymphocytes in schizophrenia. World J Biol Psychiatry 5 (2004) 33-37

 

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