Zur Entstehung von psychischen Erkrankungen tragen neben Umweltfaktoren auch Veranlagungsfaktoren bei. Mittels molekularbiologischer Methoden untersuchen
wir bei Patienten mit Angsterkrankungen Kandidatengene auf Varianten (IMF DE 520207). Kandidatengene sind dabei Gene, deren Proteine die Wirkung von anxiolytisch
oder anxiogen wirkenden Substanzen vermitteln oder bei deren Fehlen (z.B. bei der jeweiligen Knockout-Maus) ein verändertes Angstverhalten beschrieben wurde.
Besonders interessant sind Varianten in Promotorregionen, da diese Interaktionen mit der Umwelt besser als strukturelle Varianten vermitteln können. Mit diesem
Ansatz wurden Hinweise auf erste Vulnerabilitätsgene, z.B. die Gene der Monoaminoxidase A, der Catechol-O-Methyltransferase, des 5-HT1A-Rezeptors und des
Adenosin A2A Rezeptors gefunden. Da die Effekte einzelner Gene mit Risikoerhöhungen um einen Faktor 2 sehr klein und die Interaktionen mit Umweltfaktoren
komplex sind, werden diese Untersuchungen im Rahmen von nationalen und internationalen Kooperationen zB mit dem Institut für Humangenetik in Bonn, dem
Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München oder dem CAMH in Toronto durchgeführt. So konnte in einer Kooperation mit der Universität
Chicago gezeigt werden, daß eine ängstlichen Reaktion auf Kaffee durch genetische Varianten mitbedingt ist. Diese Untersuchungen werden zur Zeit in einer
Kooperation mit der Universität Bristol (BBSRC BBS/B/10855) erweitert. Um die neurobiologischen Konsequenzen genetischer Varianten zu beschreiben,
führen wir in Kooperation mit der Arbeitsgruppe Kognitive Neuropsychiatrie und der Klinischen Radiologie erste Untersuchungen mit dem Ziel der Imaging
Genomics durch.
Schizophrene Psychosen sind in ihrer Entstehung multifaktoriell. Wissenschaftliche Untersuchungen haben klare Hinweise für eine Rolle von Veranlagungsfaktoren gefunden und kürzlich wurden erste Vulnerabilitätsgene beschrieben. Ein wesentliches Problem wissenschaftlicher Untersuchungen ist die exakte Definition der
Prädisposition für die Erkrankung. Hier können messbare Störungen wie Augenbewegungsstörungen (sogenannte Endophänotypen)
hilfreich sein. In Kooperation mit der Universität Lübeck untersucht die Arbeitsgruppe die molekularen Grundlagen der Augenbewegungsstörungen
schizophrener Patienten (IMF HO 210406). Eine chromosomale Lokalisation für ein Gen konnte in früheren Untersuchungen bereits lokalisiert werden. Ein
anderer Ansatz in dieser Richtung, nämlich die Untersuchung von Störungen der Aufmerksamkeit bei Patienten mit Schizophrener Psychose wird in
Kooperation mit der Universität Würzburg verfolgt.
Noch im Aufbau sind Untersuchungen zu den molekularen
Grundlagen von Depressionen und des Aufmerksamkeits-Hyperaktivitäts-Syndroms (ADHS). Hier werden zum einen Stichproben erhoben und zum anderen in
Kooperation mit dem Trinity College in Dublin die Rolle von bei Angsterkrankungen implizierten genetischen Varianten für ADHS und in Kooperation mit der
Universität Chicago die Bedeutung genetischer Varianten für das subjektive Erleben von Psychostimulanzien untersucht.