Westfälische Wilhelms-Universität Münster: Forschungsbericht 2003-2004 - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie

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2003 - 2004

 

 
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Klinik und Poliklinik für
Psychiatrie und Psychotherapie

Tel. (0251) 83-56601
Fax: (0251) 83-56612
e-mail: kpsych@uni-muenster.de
www: medweb.uni-muenster.de/institute/psych/index.html
Albert-Schweitzer-Strasse 11
48149 Münster
Direktor: Prof. Dr. Volker Arolt

Forschungsschwerpunkte 2003 - 2004  
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Molekulare Psychiatrie
Neuroplastizität

 
In der Entstehung psychotischer Erkrankungen (Schizophrenien, affektive Psychosen) spielen neben genetischen Faktoren auch Umweltfaktoren eine wichtige Rolle. So finden sich Hinweise darauf, dass im Gehirn Betroffener subtile chronisch entzündliche Vorgänge ablaufen, die sowohl funktionelle wie morphologische Veränderungen verursachen können. Es wird angenommen, dass den entzündlichen Vorgängen akute Infektionen, die Aktivierung eines slow virus und/oder Autoimmunreaktionen zugrunde liegen könnten. Dies führt zu einer Aktivierung der Mikroglia und Ausschüttung von proinflammatorischen Zytokinen. Die Entzündungsreaktion ist jedoch derart, dass es nicht zu massiven Zelluntergängen kommt mit der Folge einer gliösen Narbenbildung. Vermutlich werden stattdessen Apoptosemechanismen in Gang gesetzt, die zu einer Rarifizierung von Dendriten und Synapsen und zu einer Schrumpfung der Neurone führen.

Im Zentrum des Interesses steht die Funktionsweise des astrozytären Proteins S100B. S100B fördert konzentrationsabhängig neurodegenerative oder -regenerative Mechanismen. Mikromolare in vitro Konzentrationen fördern die Differenzierung von Neuronen und Astroglia, beschleunigen Alterungsprozesse und degenerative Mechanismen. Nanomolare Konzentrationen hingegen unterstützen die Proliferation von Neuronen und damit die Ausbildung von Dendriten und Synapsen.

In primären hippocampalen Zellen der Ratte konnten wir zeigen, dass S100B in Konzentrationen zwischen 0,02 ng/ml und 200 ng/ml einen neuroprotektiven Effekt entfaltet. Dieser Effekt wird nur wirksam, wenn IκBα degradiert wird. Außerdem wurde deutlich, dass S100B NF-κB auf einem vom RAGE-Rezeptor unabhängigen Weg induziert.

Die Ergebnisse fanden Eingang in klinische Studien mit an einer schizophrenen oder affektiven Psychose erkrankten Patienten. Es konnte gezeigt werden, dass insbesondere schizophrene Patienten mit führender Negativsymptomatik (kognitive Störungen, Affektverflachung, sozialer Rückzug) eine erhöhte Konzentration dieses gehirnspezifischen Proteins S100B in Liquor und Serum aufweisen. Unter standardisierten Therapiebedingungen zeigten Patienten mit erhöhten S100B-Konzentrationen einen verzögerten Therapieverlauf.

In der Gruppe der depressiven Störungen fand sich eine S100B-Erhöhung lediglich bei melancholisch (endomorph) Depressiven, während Patienten mit nicht-melancholischen Depressionsformen normale S100B-Werte aufwiesen. Dabei stellte S100B klinisch einen maßgeblichen Faktor in Bezug auf die Therapieresponse der melancholisch Depressiven dar. Patienten mit erhöhten S100B-Konzentrationen zeigten im Therapieverlauf eine Normalisierung der in der Akutphase pathologischen ERP-Muster, während bei Patienten mit normalen S100B-Konzentrationen die pathologischen ERP-Muster auch in psychopathologischer Remission fortbestanden.

Drittmittelgeber:

IMF, Industriemittel

Beteiligte Wissenschaftler:

Priv.-Doz. Dr. med. Matthias Rothermundt (Leiter), Univ.Prof. Dr. med. Volker Arolt, Dr. med. Markus Diedrich, Dr. rer. hum. biol. Gerald Ponath, Priv. Doz. Dr. Jochen H.M. Prehn (IZKF-Nachwuchsgruppe), Studenten, interne und externe Kooperationspartner.

Veröffentlichungen:

Arolt V, Peters M, Erfurth A, Wiesmann M, Missler U, Rudolf S, Kirchner H, Rothermundt M: S100B and response to treatment in major depression: A pilot study. Eur Neuropsychopharmacol 13 (2003) 235-239

Rothermundt M, Peters M, Prehn JHM, Arolt V: S100B in brain damage and neurodegeneration. Microscopy Research and Technique 60 (2003) 614-632

Dietrich DE, Hauser U, Peters M, Zhang Y, Wiesmann M, Hasselmann M, Rudolf S, Jüngling O, Kirchner H, Münte TF, Arolt V, Emrich HM, Johannes S, Rothermundt M: S100B serum levels correlate with target evaluation processing in remitted major depression. Neurosci lett 354 (2004) 69-73

Kögel D, Peters M, König HG, Bui NT, Arolt V, Rothermundt M, Prehn JHM: S100B potently activates p65/c-Rel transcriptional complexes in hippocampal neurons: Clinical implications for the role of S100B during excitotoxic processes. Neuroscience 127 (2004) 913-920.

Rothermundt M, Falkai P, Ponath G, Abel S, Bürkle H, Diedrich M, Hetzel G, Peters M, Siegmund A, Pedersen A, Maier W, Schramm J, Suslow T, Ohrmann P, Arolt V: Glial cell dysfunction in schizophrenia indicated by increased S100B in the CSF. Mol Psychiatry 9 (2004) 897-899.

Rothermundt M, Ponath G, Arolt V: S100B in schizophrenic psychosis. Int Rev Neurobiol 59 (2004) 445-470

Rothermundt M, Ponath G, Glaser T, Hetzel G, Arolt V: S100B serum levels and long-term improvement of negative symptoms in patients with schizophrenia. Neuropsychopharmacology 29 (2004) 1004-1011

Rudolf S, Schlenke P, Broocks A, Peters M, Rothermundt M, Arolt V, Kirchner H: Search for atypical lymphocytes in schizophrenia. World J Biol Psychiatry 5 (2004) 33-37

 

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