Neurokognition
Modulation der interhemisphärischen Inhibition als Therapieansatz in der
Schlaganfallrehabilitation
Zusammenfassung:
In einer vorhergehenden Untersuchung konnte die Antragstellerin zeigen, dass durch kutane
Anästhesie der gesunden Hand von Patienten mit chronischem motorischem Defizit nach Schlaganfall
eine verbesserten Funktion der paretischen Hand (schnelle Fingerbewegungen) zu erreichen ist. Die
Mechanismen, die dem Erfolg dieser Intervention zugrundeliegen, sind nicht bekannt. Eine mögliche
Erklärung wäre, dass die erkrankungsbedingte unphysiologisch hohe Hemmung (Inhibition), die
bei Bewegungsbeginn von der gesunden auf die kranke Hemisphäre von Schlaganfallpatienten
ausgeübt wird, verringert wird. Auch eine Modulation der bei Schlaganfallpatienten gemessenen
unphysiologisch hohen intrakortikalen Inhibition in Ruhe in der betroffenen Gehirnhälfte ist
möglich.
Im vorliegenden Antrag sollen diese Mechanismen
detailliert untersucht werden mittels der transkraniellen Magnetstimulation (TMS). Geplant ist,
Schlaganfallpatienten mit chronischem motorischem Defizit und gesunde Kontrollpersonen zu untersuchen, in
einer Sitzung mit Handanästhesie (Zielintervention), in der anderen Sitzung mit Fussanästhesie
(Kontrollintervention) in einem randomisierten Design. Vor, während und nach Anästhesie werden
jeweils die interhemisphärische Inhibition von der anästhesierten auf die nicht-anästhesierte
Seite in Ruhe und bei Bewegungsbeginn, und die Erregbarkeit des motorischen Kortex (motorische Schwelle,
motorisch evozierte Potentiale, intrakortikale Inhibition und Faszilitierun) gemessen. Die Hypothese ist, dass
durch kutane Anesthesie einer Hand die Inhibition der deafferentierten auf die nicht-deafferentierte Seite bei
Bewegungsbeginn verringert wird, und/oder dass die intrakortikale Inhibition des Motorkortex ipsilateral zur
Deafferentation abnimmt. Wenn es uns gelingt, die Bedeutung nachzuweisen, die die Aufhebung der
interhemisphärischen Hemmung im motorischen System bei der Funktionsverbesserung besitzt, erlaubt
dies den Brückenschlag, diese kontraproduktive interhemisphärische Hemmung durch
pharmakologische, neurophysiologische und evtl. sogar chirurgische Verfahren zu vermindern.
Darauf aufbauend sollen in einem Folgeantrag an die DFG
die interhemisphärische Inhibition in weiteren Systemen (Sprache, Aufmerksamkeit) untersucht werden.
Ziel ist es, herauszufinden, ob interhemisphärische Inhibition ein supramodales Phänomen ist, dass
die Erholung nach einseitiger Gehirnschädigung in unterschiedlichen Systemen beeinflusst
(Sensomotorik, Sprache, Aufmerksamkeit), und ob sich durch Modulation dieses Phänomens
Funktionsverbesserungen in diesen Systemen erreichen lassen.
Ziel der Studie:
Hauptanliegen der beantragten
Anschubfinanzierung ist die Untersuchung der Frage, ob eine Verringerung der interhemisphärischen
Inhibition bei Bewegungsbeginn bei chronischen Schlaganfallpatienten der Mechanismus ist, welcher der
Funktionsverbesserung der paretischen Hand nach kutaner Anästhesie der gesunden Hand bei
Schlaganfallpatienten zugrunde liegt. Die Funktionsverbesserung konnte in einer vorangegangenen Arbeit
gezeigt werden, die Mechanismen sind bisher noch nicht untersucht, aber sowohl wissenschaftlich als auch
klinisch von hohem Interesse (s.oben). In einem anschliessenden DFG-Antrag soll der Frage nachgegangen
werden, ob vergleichbare Mechanismen auch im Sprach- und Aufmerksamkeitssystem vorliegen. Diese
Untersuchungen sollen dann die Entwicklung und Verbesserung weiterer Therapieansätze
ermöglichen, die auf der Modulation interhemisphärischer Interaktionen beruhen, wie der direkten
oder indirekten peripheren Stimulation, der transkraniellen Magnetstimulation, oder der transkraniellen
Gleichstromstimulation.
Projektdauer:
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen:
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