Arterioskleroseforschung, experimentell
Medikamenten-geleitete Kontrollmechanismen mitogener Prozesse in vaskulären Zellen
Eine metabolische Schädigung oder mechanische Belastung der Gefäßwand im Zuge einer perkutanen Koronarintervention führt zur Freisetzung
von potenten Mediatoren wie z.B. von Ang II (Angiotensin II) oder von bFGF (basischer Fibroblasten Wachstumsfaktor), die eine zentrale Rolle bei der Induktion von
proliferativen Prozessen in glatten Muskelzellen (SMC) und in Endothelzellen (EC) sowie bei der angeregten Proteinsynthese und Sekretion in diesen Zellen spielen. Da
das Wissen um die normalen Abläufe in der vaskulären Zelle sowohl das Erkennen von krankhaften Prozessen als auch die Entwicklung von therapeutischen
Ansätzen erst möglich macht, haben wir in den letzten Jahren hauptsächlich die Mechanismen der wachstumsfaktor-gesteuerten Signaltransduktion,
Zellzyklusregulation, Migration und Expression/Sekretion von mitogenen Faktoren in humanen SMC und EC untersucht. Das von uns gewonnene Wissen wurde
anschließend genutzt, um wirksame Inhibitoren oder Stimulatoren dieser Prozesse zu identifizieren und deren Wirkungsweise im kardiovaskulären System zu
definieren.
Losartan und das Angiotensin II-bFGF-Netzwerk. Unsere Studien zeigen, dass eine Stimulation von humanen koronaren SMC (cSMC) mit Ang II zu einer
Induktion der DNA-Synthese und zu einer Erhöhung der Proteinexpression des bFGF, des bFGF-Rezeptors (FGF-R1) und des bFGF-Co-Rezeptors (HSPG)
führt. Wird die bFGF-Synthese in diesen Zellen blockiert, so resultiert dies in einer signifikanten Inhibition der Ang II-stimulierten DNA-Synthese. Diese Befunde
zeigen somit, dass Ang II die proliferativen Effekte in cSMC über einen bFGF-vermittelten autokrinen und parakrinen "loop", an dem auch der
bFGF-Rezeptor und der bFGF-Co-Rezeptor beteiligt ist, vermittelt. Durch den Einsatz des Medikaments Losartan, das den Ang II-spezifischen AT1-Rezeptor blockiert und
zur Behandlung des Bluthochdrucks eingesetzt wird, konnten wir gleichzeitig zeigen, dass die Ang II-vermittelten proliferativen Effekte über den AT1-Rezeptor und
den MAPK-c-myc-Signaltransduktionsweg reguliert werden. Diese Behandlung führt zur vollständigen Inhibition der Hochregulation des bFGF sowie seiner
Rezeptoren und der Ang II-stimulierten DNA-Synthese. Zusammenfassend weisen diese Studien darauf hin, dass im klinischen Alltag bei einer Subpopulation von
Bluthochdruck-Patienten, die zwar an einer Ischämie des Myokards leiden, diese jedoch durch eine proliferative Kollateralenbildung gemindert wird, der Einsatz des
bluthochdruck-senkenden, jedoch antiproliferativ wirksamen Medikaments Losartan zumindest kritisch überdacht werden sollte.
Effekte von HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren
(Statine) auf Endothelzellen. Zahlreiche experimentelle Studien zeigen, dass eine HMG-CoA-Reduktase-Inhibitor-Therapie zu einer verbesserten Perfusion vom
ischämischen Myokard führt und die Bildung von neuen Gefäßen in diversen Tiermodellen bewirkt. Unsere Experimente, die wir in
Zusammenarbeit mit Prof. Dr. K. Walsh von der Tufts University in Boston durchgeführt haben, zeigen, dass niedrige Statin-Dosen pro-angiogene Effekte in EC
in-vitro induzieren können, indem sie eine schnelle Aktivierung und Translokation der Proteinkinase Akt, die eine entscheidende Rolle bei der EC-Migration
spielt, in die dynamischen Fortsätze migrierender Zellen bewirken. Die Ergebnisse weisen somit darauf hin, dass die Statin-induzierte Aktivierung des
Akt-Signaltransduktionsweges über die Akt-Translokation in die Cholesterin-sensitiven Membrandomänen von aktivierten EC vermittelt wird, die an den
dynamischen Fortsätzen von migrierenden Zellen lokalisiert sind. Wir vermuten, dass es sich bei den Membrandomänen um sog. Cholesterin-reiche
Lipiddomänen ("lipid rafts") handelt, die als Plattform für die Ansammlung von Signaltransduktionsfaktoren dienen und an der Kontrolle von
diversen zellulären Prozessen wie z.B. Migration beteiligt sind.
Weitere Informationen finden sich unter:
http://lifa.uni-muenster.de/index.php?iSprache=de&iSite=projects
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Kooperationspartner
innerhalb der Medizinischen Fakultät und an der Universität Münster:
Veröffentlichungen:
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