Wohnungswirtschaft und Wohnungspolitik
Kompetenzverteilung in der Wohnungspolitik - Eine föderalismustheoretische und
institutionenökonomische Analyse
Das wohnungspolitische Aufgabenspektrum unterliegt seit einigen Jahren einem erheblichen Wandel.
Ursächlich dafür sind grundlegende Veränderungen auf den Wohnungsmärkten. Die
Zeiten allgemeinen Wohnungsmangels sind längst überwunden. Das bisher vorherrschende Ziel,
Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung zu schaffen, ist seit geraumer Zeit erfüllt.
Das wohnungspolitische Handeln konzentriert sich heute - und dies hat der Gesetz geber im kürzlich
erlassenen Wohnraumförderungsgesetz festgeschrieben - darauf, gezielt bestimmten
Bevölkerungsgruppen den Zugang zum Wohnungsmarkt zu erleichtern. Zudem stellen sich die
Wohnungsmärkte heute sehr viel differenzierter dar, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Sie
entwickeln sich strukturell, insbesondere aber auch lokal bzw. regional sehr unterschiedlich. Während in
vielen Regionen ausgeglichene Wohnungsmärkte zu beobachten sind, zeichnen sich andere Regionen
durch Nachfrageüberhänge aus. Mit dem Wandel der Aufgaben rückt immer mehr die Frage
in den Vordergrund, ob die über Jahr zehnte gewachsene Aufgaben- und Ausgabenverteilung in der
Wohnungspolitik zwischen Bund, Ländern und Kommunen noch sachgerecht oder
verbesserungsbedürftig ist.
Das Ziel der Arbeit besteht darin, die vertikale Kompetenzverteilung zwischen Bund, Ländern und
Kommunen kritisch zu überprüfen, Schwachstellen aufzudecken und Empfehlungen für eine
Optimierung zu unterbreiten. Darauf aufbauend sollen die horizontalen Effekte einer vertikal angemessenen
Kompetenzverteilung untersucht werden. Dabei geht es um Fragen des Wettbewerbs und der Kooperation der
Kommunen - insbesondere in Stadt-Umland-Regionen. Großstädtische Wohnungsmärkte
sind regionale Wohnungsmärkte. Die Kommunen hingegen betreiben ihre Wohnungspolitik nur mit
begrenzter territorialer Zuständigkeit und stehen darüber hinaus untereinander in Konkurrenz um
private Haushalte und Unternehmen. Das unkoordinierte und an kommunalen Einzelinteressen orientierte
Verhalten hat in vielen Regionen zu einem kontinuierlichen Anstieg der Pendlerverkehre und einer
Verschärfung der sozialen Segregationsprozesse in den Kernstädten geführt. Folglich besteht
ein erheblicher inter kommunaler Koordinationsbedarf wohnungspolitischer Maßnahmen und eng damit
verbundener Bereiche wie der Verkehrs- und Infrastrukturpolitik. Zu untersuchen ist, welche Anreiz- und
Kooperationsstrategien geeignet sind, um die Kommunen in Verdichtungsräumen zu einer
Zusammenarbeit zu motivieren.