Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Controlling (Prof. Dr. Heinz Lothar Grob)
Modelle zum Controlling
Mit Modellen sollen im Controlling Problemlösungen derart formuliert werden, dass sie für verschiedene Anwendungsfälle wieder
verwendet werden können. Sie bieten auf diese Weise das Potenzial, wirtschaftswissenschaftliche Empfehlungen in praktischen Anwendungen zu nutzen. Im Controlling
kann auf diese Weise insbesondere die Entscheidungsrelevanz der zu wählenden Datenbasis sowie die Konsistenz der auf dieser Grundlage vorgenommenen
Berechnungen gesichert werden. Im Forschungsprojekt "Modelle zum Controlling" werden solche Modelle zu verschiedenen Teilbereichen des Controllings
entwickelt. Den Ausgangspunkt bildet ein Ordnungsrahmen zum Controlling, in dem für relevante Teilbereiche Problemstellungen strukturiert sind. Der
Ordnungsrahmen sieht eine Differenzierung in Standard-, Spezial- und Basismodule vor. Standardmodule behandeln Themen, die typischerweise für
sämtliche Unternehmen von Bedeutung sind. In Spezialmodulen werden Problemstellungen behandelt, die sich für das Controlling in besonderen
Situationen stellen. Teils ergeben sie sich durch neue Institutionen, teils aber auch durch neue Ziele, die in das Blickfeld des Controllings gelangen. Zur Förderung der
Integration der Lerninhalte wurden Basismodule gebildet, die in den übrigen Modulen wieder verwendet werden. Häufig einzusetzende Instrumente des
Controllings werden in einer Menge kleinerer Lehr-/Lerneinheiten behandelt.
Das Forschungsprojekt
wird im Folgenden am Beispiel der Finanzierungsrechnung vorgestellt, das zu den Standardmodulen des Ordnungsrahmens zählt. Die Finanzierung stellt eine
Querschnittsfunktion dar, die mit sämtlichen anderen Funktionen einer Unternehmung (z. B. Produktion, Absatz) verknüpft ist. Die für das Controlling
relevanten Zielinhalte finanzwirtschaftlicher Modelle resultieren aus der Entwicklung von Bestands- und Bewegungsgrößen in Form von Finanz- und
Kreditbeständen respektive aus Ein- und Auszahlungen. Die finanzwirtschaftlichen Ziele - sowohl für unternehmensweite als auch für projektbezogene
Planungen und Kontrollen - sind deshalb mit diesen finanzwirtschaftlichen Bestands- und Bewegungsgrößen modellmäßig zu verknüpfen. Der
Finanzierungsrechnung (kurz: FIRE) kommt in der Praxis eine wachsende Bedeutung zu. So publizieren in zunehmendem Maße deutsche Unternehmungen und Konzerne
die Ergebnisse ihrer Finanzierungsrechnung im Rahmen ihrer Geschäftsberichte. Auch international sind diese Rechnungslegungsinstrumente, zu denen insbesondere
Kapitalflussrechnungen zählen, aufgrund des Standards IAS 7 der IASC als Ergänzung des Jahresabschlusses weit verbreitet. Indes ist festzuhalten, dass der
Finanzierungsrechnung keineswegs ein einheitliches Konzept zugrunde liegt. Vielmehr konkurriert eine Vielzahl von Methoden miteinander. Diese Methoden lassen sich in
zwei Klassen einteilen. Die erste Klasse umfasst Finanzierungsrechnungen auf Basis des externen Rechnungswesens. Zur zweiten Klasse zählen
Finanzierungsrechnungen, die auf dem Instrument des Finanzplans aufbauen.
Die aus dem Rechnungswesen gewonnenen
Daten sind primär vergangenheitsbezogen. Indes ist auch eine zukunftsorientierte Rechnung möglich, falls geplante bzw. prognostizierte
Geschäftsvorfälle im Rechnungswesen verarbeitet werden. Die finanzplanorientierte Finanzierungsrechnung ist mit den Daten des Rechnungswesens
ausschließlich über die Anfangsbestände an Krediten und Finanzmitteln verbunden. Bei diesem Instrument wird von den theoretischen Grundlagen des
vollständigen Finanzplans (VOFI) ausgegangen, der üblicherweise zur Unterstützung von partiell zu treffenden Investitionsentscheidungen eingesetzt wird.
Im Forschungsprojekt ist ein unternehmensweiter Einsatz des VOFIs vorgesehen, der zum Instrument einer primär zukunftsorientierten unternehmensweiten
Finanzierungsrechnung ausgebaut wird.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen:
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