Theresa Brunner (Bonn)

Betreuer: Prof. Schmoeckel


Titel der Dissertation:

Die Eigentumshistorie des Welfenschatzes – zwischen Kulturgüterschutz und Restitution


Kurzbeschreibung:

 

Das Forschungsvorhaben beleuchtet die Eigentumshistorie des sogenannten Welfenschatzes, dem ehemaligen Reliquienschatz der Stiftskirche St. Blasius (heutiger Braunschweiger Dom), einsetzend ab dem 17. Jahrhundert. Zunächst untersucht die Arbeit das Patronatsrecht der welfischen Herzöge am Stift St. Blasius. Die Rechtmäßigkeit der Entnahme der Reliquien aus der Kirche im Jahr 1671 soll anhand historischer Quellen nachvollzogen und unter Rückgriff auf die bestehende Forschung zum Eigenkirchen- und Patronatsrecht beurteilt werden. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Überführung des Schatzes in das Hausvermögen nach der Annexion des Königreich Hannovers durch Preußen. Die Arbeit erörtert in diesem Zusammenhang das Rechtsinstitut der Fideikommiss und geht der Frage nach, ob dieses im 19. Jahrhundert auch kulturgüterschützenden Charakter hatte. Abschließend soll das seit 2008 laufende Restitutionsbegehren, einschließlich des nationalen Verfahrens vor der Beratenden Kommission sowie des US-amerikanischen Gerichtsverfahrens, untersucht werden. Hier werden der historische Sachverhalt aus den Jahren 1929 und 1935 sowie die Rechtsgrundlagen der Restitution von NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern in ihrer Systematik vorgestellt und aktuelle Fragestellungen des Völkerrechts diskutiert. Anhand der rechtshistorischen Untersuchung soll dieser Beitrag kritisch analysieren, inwiefern die Eigentumshistorie des Welfenschatzes als Exempel dafür dienen kann, wie Kulturgüter mit verschiedenen Mechanismen des Eigentumsrechts geschützt werden und wie faire und gerechte Lösungen im Sinne der Washingtoner Prinzipien gefunden werden können.