Clara Günzl

Betreuer: Prof. Oestmann


Titel der Dissertation:

Entscheidungsbegründungen im bürgerlichen Zeitalter


Kurzbeschreibung:

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts führten alle Bundesstaaten eine richterliche Begründungspflicht gegenüber den Parteien ein. Fortan konnten die obsiegende und die unterliegende Partei ersehen, mit welchen Gründen das Gericht seine Entscheidung ihnen gegenüber rechtfertigte.
Ausgehend von dieser normativen Veränderung fragt die Arbeit nach den Auswirkungen auf die zivilrechtliche Justiz selbst. Die Folgen für Theorie und Praxis lassen sich anhand unterschiedlicher Quellengattungen ablesen.
Einerseits kann die Selbstwahrnehmung der Richter aus zeitgenössischen Aufsätzen und Anleitungsbüchern rekonstruiert werden. Die Autoren schreiben der Urteilsbegründung eine wichtige Funktion innerhalb dogmatischer Debatten zu und sehen vor allem andere Juristen als Adressaten der Urteile an. Zugleich diskutieren sie über die überzeugendste Darstellungsform gegenüber den Parteien.
Andererseits zeigen ausgewählte Entscheidungen verschiedener Instanzen den praktischen Umgang der Gerichte mit der Begründungpflicht auf. In diesem Zusammenhang untersucht die Arbeit überregionale Entscheidungssammlungen auf ihre Konzeption und auf ihre Funktion als Entscheidungsressource für künftige Urteile.