The golden path to the perfect seminar talk

Prof. G. Münster, Universität Münster, Institute of Theoretical Physics

Den goldenen Weg zum perfekten Seminarvortrag kenne ich leider auch nicht. Sonst würde ich selber besser vortragen oder Bücher darüber schreiben. Dennoch können die unten stehenden Hinweise zur Vorbereitung und zum Vortragen eines Referates hilfreich für Sie sein.

Die Seminare, in denen Sie als Student Referate halten, dienen nicht nur dem Erwerb von Fachkenntnissen und deren Weitergabe an Ihre Kommilitonen. Ein sehr wichtiges Ziel ist es nämlich, dass Sie sich in der Kunst des Vortragens üben. Ein gelungener Vortrag setzt in der Regel eine gute Vorbereitung voraus. Die Hinweise, die Sie hier finden, sollen Ihnen dazu eine Hilfestellung geben.

Über den einen oder anderen Punkt gibt es verschiedene Ansichten und ich möchte Sie ermutigen, Ihre eigenen Vorstellungen über einen guten Vortrag zu entwickeln. Für den ungeübten Seminarteilnehmer wird es aber zur Verbesserung seines Vortrages beitragen, wenn er die Hinweise beachtet.

In unseren Seminaren soll der Student im Anschluss an sein Referat Rückmeldungen erhalten. Dies ist für das angestrebte Lernziel sehr wichtig. Deshalb werden alle teilnehmenden Studenten aufgefordert, sich zum Vortrag zu äußern. Weiter unten finden Sie eine Liste von Kriterien, nach denen ein Vortrag beurteilt werden kann. Diese ist als Anregung für die Rückmeldung gedacht.

Die Vorbereitung des Vortrages

Ein sinnvoller Ablauf der Vorbereitung sieht so aus:

  • Erste Durchsicht der Literatur
    Die vorliegende Literatur wird durchgesehen, ohne schon die Einzelheiten zu studieren. Verschaffen Sie sich einen Überblick. Machen Sie sich stichwortartige Notizen zu Inhalt und Bezügen.
  • Ordnen des Materials
    Welches sind die wesentlichen Themen bzw. Aussagen? Was ist zweitrangig? Was ist ergänzendes Material, und was davon ist eher interessant oder eher unwichtig?
  • Gerüst für den Vortrag
    Welche Hauptthemen möchten Sie behandeln? In welcher Abfolge? Entwerfen Sie auf dieser Grundlage eine grobe Gliederung des Vortrages. Beschränken Sie sich auf das Wesentliche.
  • Detaillierte Skizze des Vortrages
    Füllen Sie den Plan des Vortrages mit weiteren Einzelheiten. Welche Aussagen sollen gemacht werden? Welche Beweise, Beispiele, Erläuterungen, Ergänzungen etc. sollen gebracht werden? Beschränken Sie sich auf das Wesentliche.
  • Ausarbeitung
    Jetzt werden die einzelnen Abschnitte, die in der detaillierten Skizze vorgesehen sind, mit Leben gefüllt. Hierzu wird die entsprechende Literatur genauer studiert und die wichtigen Inhalte werden heraus destilliert. Das Ergebnis dieser Phase ist eine genaue Gliederung und eine dazugehörige Ausarbeitung mit Stichworten und Formeln. Diese Ausarbeitung soll alles enthalten, was Sie benötigen, um den Vortrag zu halten. Sie sollten aber keine Textpassagen zum Ablesen aufschreiben. Wenn Sie Folien verwenden wollen, werden diese nun erstellt.
  • Probevortrag
    Mit dem Betreuer vereinbaren Sie einen Probevortrag etwa eine Woche vor dem Seminartermin. Der Betreuer wird mit Ihnen besprechen, wo der Vortrag noch zu verbessern ist. Insbesondere werden Sie feststellen, dass der Vortrag zu lang ist und noch von unwichtigen Inhalten befreit werden muss.

Der Vortrag

Zum Seminar werden Sie mit der Gliederung, der Ausarbeitung und eventuellem weiteren Material (Folien, Dias, Geräte etc.) erscheinen und Ihren Vortrag halten. Nun geht es darum, den Zuhörern die vorbereiteten Inhalte zu vermitteln. Diesem Ziel dienen die folgenden Hinweise. Sie sollten natürlich schon bei der Vorbereitung berücksichtigt werden.

  • Begrüßen Sie die Zuhörer freundlich.
  • Versuchen Sie mit einem "Aufhänger" zu beginnen, z. B. einem offenen Problem, einem scheinbaren Paradoxon, einer interessanten Beobachtung etc..
  • Stellen Sie die wesentlichen Punkte besonders heraus, zum Beispiel durch Anschreiben an die Tafel. Diese dürfen nicht zwischen Nebensächlichem, Beweisen, Erläuterungen etc. untergehen.
  • Detaillierte Abschnitte, z. B. Beweise, Herleitungen, ausführliche Beispiele etc., sollten Sie am jeweiligen Ende kommentieren und wiederholend zusammenfassen.
  • Zeigen Sie die Inhaltsangabe nicht vorher. Durch das Zeigen der Inhaltsangabe kann Spannung verloren gehen. Einige Zuhörer sagen sich beim Betrachten der Inhaltsangabe: "Ach, den Anfang kenne ich schon", und schalten ab. Sie sind später schwer wieder einzufangen. Andere vergleichen im Laufe des Vortrages die Inhaltsangabe mit der jeweiligen Zeit und achten mehr auf den Fahrplan als auf den Inhalt, oder fragen sich sogar: "Na, kriegt er das wohl noch hin", wenn die Zeit knapp wird.
    Hierzu gibt es auch gegenteilige Meinungen. Etliche professionelle Ratgeber empfehlen, die Inhaltsangabe vorher zu zeigen. Meine Erfahrung spricht dagegen.
  • Lesen Sie mündliche Passagen nicht vom Blatt ab. Dies wirkt fast immer hölzern oder einschläfernd. Es ist besser, auf Grund der Stichworte frei zu formulieren. Dies ist lebendiger und spricht die Zuhörer eher an.
  • Bringen Sie zuerst die Beispiele und dann den allgemeinen Sachverhalt oder Satz. Es erleichtert das Verständnis eines Satzes enorm, wenn der Zuhörer schon ein konkretes Beispiel vor Augen hat. Wenn Sie es aus dem Studium anders gewohnt sind (z. B. Mathematik-Vorlesungen), versuchen Sie, es jetzt besser zu machen.
  • Kontakt zum Zuhörer:
    • Sprechen Sie den Hörer direkt an.
    • Halten Sie Blickkontakt zu den Zuhörern.
    • Stellen Sie rhetorische Fragen.
  • Vortragsstil:
    • Sprechen Sie plakativ: knappe Formulierungen, kurze Sätze, bildhafte Sprache.
    • Sprechen Sie persönlich, vermeiden Sie "man" und andere unpersönliche Elemente.
    • Sprechen Sie laut und deutlich.
    • Variieren Sie die Stimmlage.
    • Setzen Sie deutliche Zäsuren an den geeigneten Stellen.
    • Setzen Sie Mimik und Gestik in angemessenem Maße ein. Es darf aber nicht übertrieben wirken und muss zu Ihrem Charakter passen.
  • Wenn Sie Folien verwenden:
    • Beschränken Sie sich auf das Wesentliche. Überfrachtete Folien sind sehr schädlich.
    • Schreiben Sie keine Textpassagen auf die Folien, um diese dann vorzulesen.
    • Schreiben Sie groß und deutlich.
    • Verwenden Sie farbige Stifte zur Strukturierung.
    • Zeigen Sie einprägsame Bilder und Graphiken.
  • Schließen Sie mit einer der folgenden Möglichkeiten:
    • mit einer kurzen Zusammenfassung der wichtigsten Aussage,
    • mit einem Ausblick auf künftige Möglichkeiten oder einer Aufforderung,
    • mit einem Bezug zum Beginn des Vortrages, z. B. dem "Aufhänger".

Die Rückmeldung

Nach Ende des Vortrages erfolgt in unseren Studentenseminaren eine zweigeteilte Diskussion. In dem einen Teil wird über inhaltliche Fragen diskutiert. In dem anderen Teil erhält der Vortragende von den übrigen Teilnehmern des Seminars eine Rückmeldung zu seinem Vortrag. Hierbei wird jeder Teilnehmer aufgefordert, sich zu äußern. Auf diese Weise kann der Vortragende erfahren, wieweit er die Inhalte vermitteln konnte und wie der Vortrag angekommen ist.

Um zu vermeiden, dass nur pauschale Äußerungen wie: "Hat mir ganz gut gefallen", "Irgendwann hab ich den Anschluss verloren", oder "Vielleicht könnte man das eine oder andere noch besser machen" fallen, sind in der nachfolgende Liste einige Kriterien genannt, anhand deren der Zuhörer seine Rückmeldung formulieren kann.

Inhalt

  • Stoffauswahl
  • Struktur
  • Bezug auf die Voraussetzungen in der Zuhörerschaft
  • Motivation

Präsentation

  • Vortragsstil: Sprache, Betonung, Mimik
  • Verständlichkeit
  • Tafelbild, Folien
  • Veranschaulichung, Graphiken
  • Kontakt zum Publikum

munsteg(at)uni-muenster.de