C13 | Ausgetrickst

Oberflächeneffekte in der Natur

Mit Struktur zu Supereigenschaften

Die Natur hat beeindruckende Lösungen für viele alltägliche Probleme gefunden. So bleibt zum Beispiel die berühmte Lotuspflanze stets sauber, auch wenn sie im dicksten Sumpf wächst. Und die Motte sieht auch in der tiefsten Nacht noch hervorragend, während sie von Feinden nicht gesehen wird. Die Grundlage hierfür sind Oberflächeneffekte, die auf Nanostrukturen beruhen.
Bild1 C13 Motte
Wie Motten in das Licht finden


Die Oberfläche des Mottenauges besteht aus feinsten Noppen, die kleiner sind als die Wellenlänge des Lichts. Daher wird Licht durch diese winzigen Strukturen auf ganz besondere Weise beeinflusst. Die optische Dichte zwischen Luft und Auge wird hier quasi fließend angepasst. Brechung und Reflexion werden dadurch nahezu komplett ausgelöscht und das Licht gelangt fast vollständig in das Auge der Motte.
Bild2 C13 Rem Mottenauge Scalebar
Weiterführende Links:
Facettenauge
Die Farbwelt durch ein Facettenauge
A new compound eye (Englisch)
Welches Tier besitzt Facettenaugen? | Galileo Lunch Break

Nie wieder schmutzig

16955801398 213acd4b00 O
Auch der Lotuseffekt beruht auf Nanostrukturen: Die Blattoberfläche der Lotuspflanze bildet sogenannte Papillen von 10 bis 15 Mikrometern Durchmesser und 10 bis 45 Mikrometern Abstand. Auf diesen Papillen wiederum befinden sich feinste Wachsröhrchen, die nur wenige Nanometer dick sind. Schmutz und Flüssigkeiten kommen daher kaum mit der eigentlichen Blattoberfläche in Kontakt.
Bild4 Lotus Kontaktfl _che Mitbeschriftung
Sogar sehr zähflüssige Flüssigkeiten wie Kleber oder Honig formen fast kugelförmige Tropfen, da sie nur eine sehr kleine Anhangskraft (Adhäsion), aber eine recht große Zusammenhangskraft (Kohäsion) erfahren. Die abrollenden Flüssigkeitstropfen, z. B. Regentropfen, nehmen die nur leicht aufliegenden Schmutzteilchen einfach mit. Zurück bleibt ein komplett sauberes Blatt.
12476332694 0a79789810 O
Weiterführende Links:
Water Drops Slide Off of Any Surface Coated with Nelum (YouTube)
Der Lotus-Effekt

Bionik – Biologie und Technik im Einklang

Die Natur hat durch die Evolution viele optimierte Strukturen und Prozesse geschaffen, von denen der Mensch lernen kann. Dabei wird für ein konkretes Problem eine Lösung in der Natur gesucht und versucht, diese technisch nachzubauen. Ein gutes Beispiel dafür sind die selbstreinigenden Textilien, deren Idee vom Lotuseffekt stammt. Auf ihnen kann selbst Ketchup Schmutz rückstandsfrei abwaschen.
12476037413 D41ce2ae22 O
Und auch an Flugzeugen kommt Bionik zum Einsatz: Sogenannte Winglets – nach oben (und manchmal auch nach unten) verlängerte Außenflügel am Ende von Flugzeugtragflächen – verringern den Treibstoffverbrauch um bis zu fünf Prozent. Die Winglets sorgen nämlich für mehrere kleine statt einem großen Luftwirbel, sodass insgesamt weniger Energie in den Verwirbelungen landet. Die Idee wurde von den Schwungfedern großer Greifvögel abgeschaut.
Bild7 C13 Winglet _c _trainler _eigenes Werk _ Wikimedia Commons _lizenziert Unter Creativecommons-lizenz By-sa-3.jpeg
Weiterführende Links: 
Bionik
Mit Kissen wie ein Gecko die Wand hinauf
Bionik - Die Natur als Vorbild
Winglets und Sharklets – Die Flügelenden einfach erklärt!
Das Modul Winglets
Wozu Winglets?! (YouTube)