Im August 1423 fasste der Rat der Stadt Köln den Beschluss, die zu dieser Zeit mit einer Unterbrechung bereits seit der Mitte des 13. Jahrhunderts gewährte Aufenthaltsgenehmigung für Juden und Jüdinnen in Köln nicht mehr zu verlängern. Der jüdischen Gemeinde Kölns sollte nur ein Jahr Zeit bleiben, um ihre Habe vor Ort zu verkaufen und einen neuen Lebensmittelpunkt für sich und ihre Familien zu finden. Ihr Auszug bedeutete das Ende jüdischer dauerhafter Ansiedlung in Köln für die nächsten fast vier Jahrhunderte. Über diese Entscheidung mit Zäsurcharakter informiert uns heute nur noch ein knappes Beschlussprotokoll, das weder Begründung noch Stimmenverhältnisse dokumentiert. Acht Jahre später jedoch fühlte sich der Stadtrat befleißigt, seine Gründe für die Vertreibung in einem Brief an Sigismund, den königlichen Stadtherrn und damit obersten Schutzherrn der Kölner jüdischen Gemeinde, darzulegen. Unter anderem führen die Kölner ins Feld, dass sie mit ihrer Entscheidung nicht alleine standen, sondern dass auch andere Mächte, sogar Kurfürsten, Juden und Jüdinnen aus ihren Herrschaftsgebieten vertrieben hatten.

In einer Ringvorlesung unter demselben Titel (vgl. LINK) werden renommierte Forscherinnen und Forscher aus Deutschland und Österreich die große Zahl an durch die Obrigkeiten veranlassten Vertreibungen thematisieren, die im deutschen Sprachraum ab dem späten 14. Jahrhundert, im europäischen Kontext, etwa in Frankreich sogar schon früher wie eine Welle über Süd- und Mitteleuropa liefen. Neben den Motiven für den wachsenden Judenhass sollen auch die massiven Auswirkungen für die jüdischen Menschen in den Blick genommen werden.

Die interdisziplinär zwischen Landesgeschichte und Judaistik angelegte Übung zur Ringvorlesung soll die Beschäftigung mit dem Thema anhand am Beispiel zentraler Quellen vor allem aus Köln, aber auch aus den anderen Fallbeispielen der Vorträge sowie durch die gemeinsame Lektüre einschlägiger Fachliteratur vertiefen. Zudem sind gemeinsame Exkursionen nach Köln, etwa zum Team des (aktuell im Bau befindlichen) MiQua oder aber in das Historische Archiv der Stadt Köln, geplant.  

Das Programm der Vorlesung finden Sie demnächst unter: https://www.uni-muenster.de/Geschichte/histsem/LG-G/Termine/index.html. Für Infos zu MiQua vgl. https://www.lvr.de/de/nav_main/kultur/museen/miqua/miqua.jsp, https://miqua.blog/ und https://www.stadt-koeln.de/artikel/68783/index.html (Stand: 23.5.2023).

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2023/24