Wer war Jesus von Nazareth? Diese Frage umkreisen jene Texte, die Teil des Neuen Testaments wurden, in unterschiedlicher Weise und aus unterschiedlichen Perspektiven. In ihnen steht nicht eine im moderne Sinne historische Rekonstruktion im Mittelpunkt, sondern die Herausforderung, sowohl die mit Jesu Auftreten und Lehre verknüpften messianischer Erwartung als auch seinen gewaltsamen Tod in den theologischen Kosmos der Schriften Israels zu integrieren.
Ausgehend von der Basileia-Verkündigung Jesu nimmt die Vorlesung die ganze Breite der im Neuen Testament vertretenen christologischen Ansätze in den Blick, ordnet sie in ihren historischen und religionsgeschichtlichen Kontext ein und bringt sie mit späteren Entwicklungen innerhalb von Lehre und Leben der Kirche ins Gespräch. Studierende, die an der Veranstaltung teilnehmen, lernen die Pluralität und zum Teil Widersprüchlich eit neutestamentlicher Christologien kennen, können sich in dieser Vielfalt bibelwissenschaftlich orientieren und identifizieren Verknüpfungspotentiale zu theologischen Diskursen der Gegenwart.
- Lehrende/r: Wolfgang Grünstäudl
»Mystik« ist offenbar Mode“, beobachtete der Jesuit Paul Mommaers 1979. Man plädiert in dieser Zeit beherzt für eine „demokratisierte Mystik“ (Dorothee Sölle), die jedem Menschen ein mystisches Potential zutraut. Tatsächlich blüht etwa ab den 1920er Jahren das Interesse an Mystik beträchtlich auf – nach beinahe 200 Jahren des Verschweigens, in denen galt: „Mystik ist etwas Gefährliches!“ (Volker Leppin). Erste Lehrstühle für mystische Theologie entstehen, Denker wie William James und Michel de Certeau SJ entwickeln je auf ihre Weise Metatheorien des Mystik. In der Dynamik dieses renouveau mystique wird die Erfahrung Gottes wieder zu einem Thema der Theologie – gegen eine Engführung des Christseins auf Moral und Dogma und gegen ein einseitig rationalistisches Paradigma seit der Aufklärung.
Für nicht wenige Zeitgenossinnen und Zeitgenossen des 21. Jahrhunderts sind die Mystikerinnen und Mystiker, die in dieser Epoche situiert sind, bis heute eine Inspirationsquelle. Seismographisch haben sie die sich ankündigenden tektonischen Verschiebungen gespürt. Zugleich haben sie eine Spur gelegt, wie die „alte Mystik“, die sie meist gelesen hatten, zu übersetzen und fruchtbar zu machen wäre. So wurden sie zu Vordenkerinnen und Vordenkern – mit ihrer Sensibilität für
- einen glaubenden Lebensvollzug jenseits der bergenden Selbstverständlichkeit eines christlich-kirchlichen Milieus,
- die Rede von der Gottespräsenz angesichts eines gewandelten Weltbilds,
- ein Menschenbild, das sich nicht im homo faber (der Mensch als Macher) und im animal laborans (der Mensch als Arbeitstier) erschöpft,
- die Verbindung von Mystik und sozial-politischer Verantwortung,
- die lernende Öffnung gegenüber nicht-christlichem Denken …
Das Hauptseminar wird zunächst systematisch das Phänomen Mystik in Blick nehmen und dann jeweils mit einer Einführung und der Lektüre exemplarischer Texte eine Tuchfühlung mit konkreten Gestalten aufnehmen, die im 20. Jahrhundert dieses Vordenken verkörpern, so etwa Madeleine Delbrêl, Etty Hillesum, Simone Weil, Mutter Teresa, Carl Albrecht, Thomas Merton, Pierre Teilhard de Chardin und Dag Hammarskjöld.
- Lehrende/r: Michael Höffner
Sektion B (Historische Theologie)
Unter "Studiengänge" in LSF erfahren Sie, für welche Studiengänge diese Veranstaltung eröffnet ist.
- Lehrende/r: Norbert Köster
Im Rahmen des Moduls „Exegese und Homiletik“ bietet die Vorlesung einen Überblick über verschiedene Themenbereiche alttestamentlicher Theologien, die auch im Blick auf die Verkündigung relevant sind. Neben thematischen Überblicken werden zentrale Texte bearbeitet, von denen viele auch in den Leseordnungen vorgesehen sind.
- Lehrende/r: Johannes Schnocks
Popkultur ist nicht nur ein Teil unseres täglichen Lebens - sie ist auch ein exzellenter theologischer Ort, d. h. ein Ort, an dem Theologie auf neue Ideen kommen kann und an dem sich ihre alten Ideen bewähren müssen. Film, Musik und Sport werden in diesem Seminar explorativ erkundet und theologisch weitergedacht: von Harry Potter bis Star Wars, von Taylor Swift bis Heavy Metal, vom Fußball bis Crossfit. Neugierig, kreativ und fundiert. Die Studierenden können den heuristischen Wert dieses Zusammenhangs an einem selbstgewählten Stück Popkultur (aus Musik, Film oder Sport) eigenständig erproben.
- Lehrende/r: Christian Bauer
- Lehrende/r: Marco Xu
Das Bekenntnis zu Jesus als dem Christus und Erlöser ist die Grundüberzeugung des Christentums. Im frühen Christentum und in der Alten Kirche wurde unablässig über die Bedeutung des Christus Jesus nachgedacht. Im Zuge dieser Reflexionen und Debatten wurden schließlich auf den Ökumenischen Konzilien von Ephesus (431) und Chalzedon (451) die entscheidenden Glaubensüberzeugungen zu diesem Thema dogmatisiert. Der Modulkurs verfolgt die Entwicklung des christologischen Denkens von der Apostolischen Zeit bis zum Konzil von Chalzedon (451) anhand entscheidender Stationen und grundlegender Texte.
- Lehrende/r: Felix Arens
Metaphysik ist das Fach, welches das Ganze der Wirklichkeit in den Blick nimmt. Dabei gilt es, das Endliche ebenso wie das Unendliche zu bedenken. Für die christliche Tradition ist Metaphysik immer mit der Frage nach Gott verbunden. Thomas von Aquin (1225-1274) entwickelt auf Basis der aristotelischen Philosophie und des christlichen Glaubens eine Metaphysik, die ganz auf den freien Gott als Schöpfer, Erhalter und Vollender der Welt und des Menschen zugeschnitten ist. Eine solche Synthese von Glaube und Vernunft wird im Lauf der folgenden Jahrhunderte angefragt. In der Moderne wird mehr und mehr zweifelhaft, ob solch starke Aussagen über Gott und die Welt philosophisch haltbar sind. Im 20. Jahrhundert hat Edith Stein (1891-1942) eine Vielzahl origineller und hochkarätiger Beiträge zur Philosophie geleistet. Ihr Ansatz ist phänomenologisch, d.h. sie geht vom menschlichen Subjekt aus, das sich in der Welt vorfindet und orientieren muss und sich so die Wirklichkeit erschließt. Diesen Ansatz verbindet sie in ihrem Werk „Endliches und ewiges Sein“ mit Grundzügen der thomistischen Metaphysik. Es ist der Versuch, unter den Bedingungen moderner Philosophie Gott und Subjekt auf neue Weise zusammenzudenken.
Diese Vorlesung behandelt die Philosophien von Thomas von Aquin und Edith Stein mit ihren jeweiligen Hintergründen und Bezügen. Sie spannt einen Bogen von der „klassischen“ zur „modernen“ Metaphysik. Zur Methode der Vorlesung gehören dabei auch intensive Arbeit an Primärtexten sowie Diskussionen in systematischer Absicht.
- Lehrende/r: Thomas Hanke
Im Hauptseminar werden wir uns mit der Geschichte des Religionsunterrichts in Deutschland beschäftigen, wir werden zudem auf die Anforderungen an den Religionsunterricht heute sowohl von staatlicher, als auch von kichlicher Seite schauen. Zudem wird es einen Einblick in die Anforderungen an Religionslehrer:innen geben. Nach einiger Grundlagenarbeit werden wird die verschiedenen Modelle von Religionsunterricht in Deutschland kennenlernen und diese auf ihre Verfassungskonformität sowie auf ihre Übereinstimmung mit dem Kirchenrecht beurteilen.
In the seminar, we will examine the history of religious education in Germany and look at the requirements for religious education today, both from a state and a church perspective. We will also gain an insight into the requirements for religious education teachers. After some background work, we will learn about the different models of religious education in Germany and assess them in terms of their constitutional conformity and their compliance with canon law.
- Lehrende/r: Julia Maria Klesel
Wie können und wie wollen wir die Erde – unser gemeinsames Haus – bewohnen? Dieser Frage hat der kürzlich verstorbene Papst Franziskus mit seiner Enzyklika Laudato si' einen neuen Sinn verliehen, indem er sie zuvorderst als eine Frage des globalen Gemeinwohls, der intergenerationellen Gerechtigkeit und einer ganzheitlichen Ökologie gestellt hat. Damit dimensioniert die Enzyklika die soziale Frage – seit jeher zentrales Anliegen der katholischen Soziallehre und christlichen Sozialtradition – als das zentrale Thema des 21. Jahrhunderts neu und transformiert sie in eine geosoziale Frage.
Das Hauptseminar nimmt nun das zehnjährige Jubiläum dieser bemerkenswerten Enzyklika zum Anlass, um – eingebettet in einführende Überlegungen zur Christlichen Sozialethik – ihren Anliegen und Forderungen, Einsprüche und Provokationen nachzuspüren und diese unter den veränderten gesellschaftlichen und politischen Bedingungen zu diskutieren. Dabei hat das Seminar dezidiert einen Werkstattcharakter.
- Lehrende/r: Claudius Bachmann
Missbrauch in der katholischen Kirche hat weltweit verschiedene Gesichter. Seit der MHG-Studie aus dem Jahr 2018, die für die deutschen Bistümer erstellt wurde, sind die systemischen Ursachen für sexualisierte Gewalt identifiziert und müssen theologisch bearbeitet werden. Im weiteren Fortgang der Diskussionen wurde deutlich, dass es neben der sexualisierten Gewalt auch Formen des geistlichen Missbrauchs gibt, die nicht selten damit verknüpft sind, aber auch als eigenständige Missbrauchsform zu identifizieren ist. Erste Studien zu konkreten geistlichen Gemeinschaften und Orden sind in der Vorbereitung.
Im Hauptseminar geht es in einem Dreischritt um die Identifikation von Formen des Missbrauchs, dessen Ursachen und den Abgleich mit der theologischen Analyse dieser Befunde. Dabei werden auch die staatlich-rechtlichen wie kirchenrechtlichen Hintergründe und Entwicklungen in jüngster Zeit zur Sprache kommen. Von daher wird aus verschiedenen Perspektiven auf das Thema geschaut.
- Lehrende/r: Judith Könemann
- Lehrende/r: Thomas Schüller