In den Jahrzehnten vor und nach 1800, der von R. Koselleck so betitelten „Sattelzeit”, kommt es in den deutschsprachigen Ländern zur Formierung der Religionsphilosophie als eigener Disziplin. Kant und Hegel leisten dabei die offensichtlichsten Beiträge. Die Diskussionen reichen aber weiter und beschäftigen viele Interessierte in der sich aufklärenden Gesellschaft. Kristallisationspunkte sind u.a. die publizistisch ausgetragenen sogenannten „philosophisch-theologischen Streitsachen”, an denen F. H. Jacobi maßgeblich beteiligt ist, oder die Fragen einer explizit religiös-theologischen Rezeption des Kantianismus.

Der systematische Ertrag der Untersuchung dieser historischen Entwicklungen besteht in der Profilierung der Einsicht, dass ein entscheidendes Element bei der Frage nach Gott darin besteht, das glaubende (und auch zweifelnde) menschliche Subjekt des Gottesglaubens in die Reflexion einzubeziehen. Die Frage nach Gott ist keine abstrakt-theoretische, sondern eine existentielle – die es dann freilich philosophisch-theologisch zu durchdenken gilt. Dabei können sowohl theistische als auch nicht-theistische Optionen ausgelotet werden.

Dieser zweistündige Modulkurs verbindet Vorlesungs- und Seminarelemente miteinander. Die gemeinsame und individuelle Arbeit an Texten und Positionen aus der Philosophiegeschichte sowie das Formulieren eigener systematischer Überzeugungen sind Bausteine dieser Lehrveranstaltung.

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2025

Christliche Judenfeindschaft hat viele Formen und viele Ursachen. Bereits von den Kirchenvätern wurden zentrale Texte und Konzepte aus dem Alten Testament, also aus dem gemeinsamen Textkorpus, das doch eigentlich Juden und Christen miteinander verbinden sollte, so gedeutet, dass das Judentum abgewertet wird oder gar als verworfen erscheint. Was das Judentum theologisch immer prägte und bis heute trägt – die Erwählung Israels, der Bund und Gottes Verheißungen – wurde seit dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert im Rahmen einer Substitutionstheologie exklusiv auf das Christentum. Diese Theologie bildet zusammen mit der These vom Gottesmord den Kern des christlichen Antijudaismus.

Das Seminar möchte typische antijüdische Muster in Auslegungen seit der frühen Kirche bis in die Gegenwart aufzeigen und auch für subtilere Spielarten sensibilisieren. Umgekehrt stellt sich die große Frage, wie eine christliche Exegese aussehen muss, wenn sie mit dem Konzil „das Christen und Juden gemeinsame geistliche Erbe“ (NA 4) fördern soll.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2025

Die Annahme des Christentums durch germanische gentes im Zusammenhang ihrer Konsolidierung auf (ehemals) römischem Boden markiert einen wichtigen Schritt in der Entwicklung eines christlichen Europa. Wie gestalteten sich die Zusammenhänge Politik - Gesellschaft - "neue Religion", welche Rolle kam ihnen bei der Herausbildung und (gegebenenfalls) Ausbreitung der jeweiligen Reiche zu? Auf Grundlage eines Vergleichs zwischen den einzelnen, wenig dauerhaften Reichsbildungen soll dann das Frankenreich in das Zentrum der Betrachtungen rücken als einzige Reichsbildung, der Bestand beschieden war. Inwieweit wurden religiös-christliche Faktoren hierbei wirksam? Diese übergreifende Frage leitet den Blick durch etwa drei Jahrhunderte christlich-fränkischer Geschichte, von der Taufe des Reichsgründers Chlodwig bis zur Christianisierung der Sachsen durch Karl den Großen. In einem Ausblick soll noch über die Grenzen des Karlsreichs hinaus geblickt werden, zunächst nach Norden hin nach Skandinavien und schließlich auf die Anfänge und die frühe Entwicklung der Slawenmission. In den Seminarthemen, die wesentlich von der gemeinsamen Quellenlektüre und -interpretation getragen werden sollen, ergeben sich zahlreiche, interessante Facetten und Einzelfragen, wie bspw. diejenigen nach dem jeweiligen Grad christlicher Durchdringung, dem Anteil des Mönchtums, dem Verhältnis von christlicher Mission und politisch-militärischer Expansion etc.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2025

Der wohl – im Hinblick auf den Hebr – am meisten zitierte Satz der neutestamentlichen Wissenschaft stammt von Franz Overbeck und lautet: „Der Hebr ist theologiegeschichtlich wie sein Melchisedek in 7,3 ἀπάτωρ, ἀμήτωρ, ἀγενεαλόγητος” (ohne Vater, ohne Mutter, ohne Stammbaum). Meisterhaft fängt dieses Logion die Unvergleichbarkeit des theologischen Entwurfs des Hebr ein. Man könnte sogar nochmals weitergehen: Neben dem Corpus Paulinum und Iohanneum stellt der Hebr den dritten großen theologischen Entwurf des NT dar. In diesem erscheint Jesus Christus als der eigentliche Hohepriester, der mittels seines eigenen Blutes einmalig (ἐφάπαξ) und eschatologisch-endgültig Heil und Versöhnung schafft. Der Auctor ad Hebraeos geht dabei von der Grundannahme aus, eine kirchliche Krisensituation (Ermüdung der Glaubenspraxis) durch eine bessere Theologie überwinden zu helfen. Die Vorlesung im SoSe 2025 versucht, diese sehr besondere Theologie zu erschließen und für die aktuelle Krisensituation fruchtbar zu machen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2025

Arbeitsweise und Orientierung an den Normen des Modulhandbuchs

Die Lehrveranstaltung (LV) ist an der Modulbeschreibung des Magister Theologiae (14.02.2022) und der daran angelehnten Modulbeschreibungen ausgerichtet. Eine kleine Minderheit der „Lernergebnisse“ der Modulbeschreibung des fachwissenschaftlichen Aufbaumoduls 4 ist für die Abstimmung von Lehre und Prüfung operationalisierbar. Das dritte Lernergebnis bestimmt die Inhalte der LV bis zur zweiten Ebene der Bloomschen Taxonomie(n) („erklären können“). Im siebten Lernergebnis sind Kompetenzen auf der dritten Ebene angedeutet, wobei „sich erschließen können“ keine Überprüfungsmöglichkeit der Kompetenz eröffnet. Kompetenzen auf den Ebenen des Anwendens (3), Analysierens (4), Kreierens (5) und Auswertens (6) sollen im Sinn des Modulhandbuchs vermieden werden. Die LV wird ansatzweise in den Bereich des einfachen Anwendens fortschreiten. Im Interesse der Modulbeschreibung werden aber nur Wissenselemente und Verständnisse von Anwendungsbeispielen aus der LV, nicht aber eigenständiges Anwenden geprüft. Die Lernergebnisse schließen die Prüfungsform „thesenbasiertes Prüfungsgespräch“ für das Modul aus. Die Modulbeschreibung enthält dafür den Begriff „selbständige Sondierungen“, der implizit auf eine Ebene der Bloomschen Taxonomie >2 verweist. Die Lehrveranstaltungsform und die vorgeschriebenen Lernergebnisse schließen Vermittlung und Übung von „selbständigen Sondierungen“ zum Zweck der Erarbeitung eigener Thesen aus.

Da die Studierenden zwischen Klausur, mündlicher Prüfung und Portfolio wählen können und während des laufenden Semesters entscheiden, ob sie diese LV im Rahmen einer Prüfungs‑ oder einer Studienleistung verbuchen wollen, ist prüfungsorientierte Gestaltung der Lehre strukturell ausgeschlossen. Die Kompetenz mündlich gestellte Fragen zum Prüfungsstoff unmittelbar zu beantworten unterscheidet sich außerdem erheblich von der Kompetenz zur Abfassung einer Serie von Kurztexten (Portfolio) oder eines Klausuressays. In der Vertiefungsphase können Kenntnisse und Verständnisse aus der Aufbauphase nicht vorausgesetzt werden, weil die Studierenden unterschiedliche quantitative und inhaltliche Erfordernisse in Bezug auf ihre jeweilige Prüfung hatten und haben. Die einzelnen Einheiten der LV und die sie begleitenden Maßnahmen werden trotz der widrigen Vorgaben so geplant, dass sie in sich möglichst kohärent sind und auf mehrere Typen von Anforderungen antworten.

Für den konkreten Ablauf der Einheiten der LV sind alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Sinn des flipped classroom aufgefordert, vor der jeweiligen Einheit grundlegende Kenntnisse zu erwerben und sich mit Texten und Fragen vertraut zu machen. In den Kontakteinheiten der LV arbeiten sie auf dieser Basis zur Ergebnissicherung durch Anwendung (nicht jedoch zum Zweck des Erwerbs von Kompetenzen zur eigenständigen Fortführung) weiter. Im direkten persönlichen Austausch üben sie den Einsatz ihrer Kenntnisse in mündlichen Prüfungen. Die Abfassung der kurzen Portfoliotexte (und implizit von Klausuressays) wird nach Inhalt und Form gezielt vorbesprochen.

Das gemeinsame Einüben des Anwendens und das Ausloten der Grenzen des Verallgemeinerns legen zwar den Erwerb von beispielhaftem Wissen und Verständnissen nahe. Das Modulhandbuch sieht aber die Arbeit an Kompetenzen im Sinn der höheren Stufen der Bloomschen Taxonomie nicht vor, sodass im Prüfungskontext eigenständige Arbeit anhand von Beispielen ausgeschlossen ist.

Die Teilnahme an den Einheiten der Lehrveranstaltung ist nicht verpflichtend. Die Gestaltung der Lehreinheiten setzt das Studium der in Learnweb diesen Einheiten zugeordneten Materialien voraus. Die Lehrveranstaltung wird nicht elektronisch aufgezeichnet.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2025

Es soll ein Hauptseminar in der Perspektive von Studierenden für Studierende sein. Es soll ein Rahmen sein, in dem KI ausprobiert und mit ihr experimentiert werden kann. Es soll ein Raum sein, in dem man ganz im Sinne der Digital Humanities Schnittmengen zwischen KI und Theologie zu bilden versucht. Dabei werden bewusst alle fünf großen Bereiche der Theologie (biblisch, historisch, systematisch, praktisch und philosophisch) abgedeckt. Hierzu werden wir uns mit verschiedenen Projekten und Ideen beschäftigen (von einem Gebetsroboter bis zu einem KI-Projekt zur Rekonstruktion von Schriftfragmenten) wird alles dabei sein.

In diesem Hauptseminar wird es möglich sein, die Prüfungs- bzw. Studienleistung in jedem der fünf Bereiche der Theologie abzulegen.

Methodisch und inhaltlich begleitet wird dieses Hauptseminar von Janis Jaspers (Stud. Mag Theol und Informatik), wodurch die Studierenden-Perspektive im besten Sinne gewährleistet wird.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2025