2006 wählte das US-amerikanische Nachrichtenmagazin Time uns alle, die wir das Internet nutzen und durch selbst produzierte Inhalte maßgeblich weiterentwickeln, zur "Person des Jahres". Time begründete seine eher ungewöhnliche Entscheidung damit, dass das Jahr 2006 das Jahr der Gemeinschaft und der Zusammenarbeit im Internet gewesen sei. Millionen von Nutzern hätten sich speziell das World Wide Web in einem noch nie da gewesenen Ausmaß zu Eigen gemacht und dabei zahlreiche Projekte ins Leben gerufen, die allein auf der weltweiten und zumeist unbezahlten Kooperation von vielen beruhten.

Als Königsdisziplin der „neuen digitalen Demokratie“ gilt vielen das Führen vor allem von „Warblogs“, die aus Krisen- und Kriegsgebieten berichten oder auch von „Watchblogs“, die bestimmte Firmen, Organisationen oder Themen kritisch beobachten. Blogs, die sich explizit als Alternative zur öffentlichen bzw. herrschenden Meinung verstehen und in dieser Funktion mittlerweile einen ernstzunehmenden Machtfaktor darstellen lassen jedoch mitunter übersehen, dass persönliche Websites nur in den seltensten Fällen gesellschaftspolitischen Zielen unterliegen. Charakteristisch für den Eigensinn des Internet ist vielmehr die in virtuellen Nischen gelebte Phantasie unzähliger sog. Katzenblogger, die rein private Inhalte ins Netz stellen und kaum Leser haben. Kann in diesen Fällen überhaupt von einer alternativen Öffentlichkeit oder gar Gegenöffentlichkeit gesprochen werden?

Um diese Frage beantworten zu können, wird das Seminar zunächst unterschiedliche Öffentlichkeitskonzepte in den Blick nehmen (Habermas, Negt/Kluge, Frazer u.a.), um sich dann in einem zweiten Schritt speziell der Netzöffentlichkeit in ihrer Bedeutung für die Demokratie zu widmen.

Semester: SoSe 2008

Laut einer Studie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BIBB) scheiterte 2006 in Deutschland knapp jeder zweite Schulabgänger (48,7 Prozent) bei der Suche nach einer Lehrstelle. Schlechte Startbedingungen hätten vor allem Hauptschüler: Weniger als die Hälfte der Suchenden (43 Prozent) fänden einen Ausbildungsplatz. Besonders betroffen seien Jugendliche mit Migrationshintergrund.

Einen Grund für den seit Jahren steigenden Anteil von Altbewerbern an den Lehrstellenbewerbern eines Jahrgangs sehen Fachleuten aus verschiedenen Bereichen der beruflichen Bildung in der mangelnden Ausbildungsfähigkeit vieler Schulabgänger. Laut einer Erhebung der Berliner Arbeitsagenturen hätten mehr als die Hälfe der gemeldeten ehemaligen Schüler nicht nur inakzeptable Schwächen beim Sprechen, Lesen, Schreiben, Rechnen und in der Allgemeinbildung hätten, sondern auch soziale Defizite: es fehle ihnen u.a. an Lern- und Leistungsbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein, Durchhaltevermögen, Rücksichtnahme, Toleranz, Konfliktfähigkeit sowie einer kritischen Einschätzung ihrer selbst.

Was muss (Berufliche) Bildung mit Blick auf die Erfordernisse des (globalisierten) Arbeitsmarktes leisten, um der Herausforderung steigender Jugendarbeitslosigkeit nicht nur in Deutschland wirksam begegnen zu können? Mit dieser Frage will sich das Seminar aus unterschiedlicher Perspektive beschäftigen.

Semester: SoSe 2008
In seinem Buch "Arbeit zwischen Misere und Utopie" fordert André Gorz mit aller Entschiedenheit den Auszug aus der Arbeitsgesellschaft. In der Einleitung zu seinem 1997 erschienenen Werk schreibt er: "Von Symptombehandlungen der 'Krise' ist nichts zu erwarten, denn es handelt sich um keine Krise mehr. Vielmehr hat sich ein neues System etabliert, und zwar eines, das die 'Arbeit' massenweise abschafft. Es zwingt alle, gegen alle um die immer weniger werdende 'Arbeit' zu kämpfen, und stellt dadurch die schlimmsten Formen von Herrschaft, Unterwerfung und Ausbeutung wieder her. Aber nicht diese Abschaffung der 'Arbeit' dürfen wir diesem System vorwerfen, sondern dass es eben diese 'Arbeit' (…) weiterhin als Pflicht eines jeden, als verbindliche Norm und unersetzliche Grundlage unserer Rechte und unserer Würde postuliert."

In der Auseinandersetzung mit Texten von André Gorz, Frithjof Bergmann, Ulrich Beck u.a. soll das Seminar den Blick schärfen für die Notwendigkeit eines erweiterten Arbeitsbegriffes als Ausgangspunkt einer jeder Diskussion über freies, selbstbestimmtes Leben.
Semester: SoSe 2008

In einer allgemeinen Erklärung der UNESO von 2001 wird kulturelle Vielfalt als das „gemeinsame Erbe der Menschheit“ und als „Entwicklungsfaktor“ betrachtet, wobei Entwicklung nicht allein im Sinne wirtschaftlichen Wachstums gefasst werden dürfe, sondern als Weg zu einer erfüllteren intellektuellen, emotionalen, moralischen und geistigen Existenz.

Respekt vor der Vielfalt der Kulturen, Toleranz, Dialog und Zusammenarbeit in einem Klima gegenseitigen Vertrauens und Verstehens bestimmen als Grundsätze und Ziele auch die Arbeit der deutsch-indonesischen Non-Profit-Organisation YouCan Trust. Als offizieller Kooperationspartner des Instituts für Soziologie bietet YouCan Trust den SeminarteilnehmerInnen die Möglichkeit, über eine rein theoretische Beschäftigung mit dem Thema „Kulturelle Vielfalt“ hinaus, maßgeblich an der Entwicklung eines interkulturellen Austauschprogramms mitzuwirken und dabei wertvolle (internationale) Projekterfahrungen zu sammeln.

Semester: SoSe 2008