Anhand von vier Fragestellungen möchte das Seminar einen Überblick zur jüdischen Präsenz in den deutschen Landen des Mittelalters vermitteln. Ausgehend vom Begriff „Aschkenas“, der hebräischen vormodernen Bezeichnung für die deutschen Lande, wollen wir uns zunächst mit der jüdischen Wahrnehmung der geographischen und politisch-geographisch Umgebung der Juden beschäftigen. In einem zweiten Schritt, wollen wir uns der jüdischen Siedlungsgeschichte im deutschen Reich des Hoch- und Spätmittelalters zuwenden. Hierzu gehört ebenso die Analyse der Ausprägungen von regionalen Organisationsformen jüdischer Niederlassungen und ihre Interdependenz in das allgemeine territoriale Gefüge der deutschen Lande.  In einem dritten Schritt wollen wir uns auf die verschiedenen Siedlungstypen jüdischer Niederlassungen konzentrieren. Hierbei richten wir unser Hauptaugenmerk auf die „Stadt“ als wichtigstem, wenn auch nicht einzigen Lebensraum jüdischer mittelalterlicher Existenz. Neben allgemeinen Analysen zu den verschiedenen, mittelalterlichen Stadttypen, sollen vor allem ausgewählte Fallbeispiele von jüdischen Gemeinden in Städten der deutschen Lande (Köln, Trier, Mainz, Speyer, Worms, Erfurt, Regensburg, Wien u.a.) vorgestellt werden. Wir werden die topographische Situation des jüdischen Viertels innerhalb der genannten Städte und die Beziehungen dieser Judenviertel zur jeweiligen christlichen Stadtgemeinde analysieren. In einen letzten Schritt wollen wir uns den verschiedenen gemeindlichen Institutionen der genannten Judenviertel und ihrer baulichen Ausformungen zuwenden. Hierbei werden u.a. die heute archäologisch erforschten Synagogen der genannten Städte im Vordergrund stehen.

Ziele: Die Studierenden werden mit Quellen vertraut gemacht, die so­wohl eine äußere wie auch eine innerjüdische Perspektive vermitteln. Gleichzeitig nimmt die Auseinan­dersetzung mit kulturellen Zeugnissen einen breiten Raum ein.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2018/19

Seit den Tagen der Apostel war die Beziehung zwischen Juden und Christen von Spannungen, Missverständnissen und mitunter auch von Gewalt geprägt. Diese Spannungen fanden auch ihren Niederschlag in den schriftlichen Zeugnissen der jüdischen und christlichen Eliten durch die Jahrhunderte. Das Seminar möchte diesen intellektuellen Auseinandersetzungen von Juden und Christen zwischen „Selbsteinschätzung“ und „Fremdwahrnehmung“ nachgehen. So werden zunächst die jüdischen Wurzeln des Christentums in der Spätantike thematisiert, sowie die Trennung der frühen Kirchen von einem Gutteil der jüdischen Traditionen und die Motive derselben, die zu einer solchen Trennung führten. Für den prägenden Zeitraum zwischen der Spätantike und dem Spätmittelalter wird die aufkommende Rolle der sogenannten "Substitutionstheologie" analysiert. Warum war es so wichtig für die Kirche, sich selbst als das neue und einzige auserwählte Volk Gottes zu betrachten? Welche Rolle spielte dabei die theologische These einer Verstoßung des jüdischen Volkes für die Identität der westlichen Kirche und der christlichen Gesellschaften in der Vormoderne?

Die Erfahrung der theologischen Enterbung und gesellschaftlichen Ausgrenzungen ließen unter den Intellektuellen der jüdischen Minderheit Formen und Wegen entstehen, sich mit diesen Herausforderungen auseinanderzusetzen. Sie bestimmten ihre Wahrnehmung der christlichen Mehrheitsgesellschaft und ihre Einschätzungen aus jüdisch theologischer Sicht.

Vor diesem Hintergrund werden wir sowohl die jüdische als auch die christliche Perspektive herausarbeiten. Zeitgenössische christliche und jüdische Vertreter der Vormoderne (Peter Venerabilis, Thomas von Aquin, Hildegard von Bingen, Maimonides, Yehuda ha-Levi u.a.) sollen dabei zu Wort kommen.

Der Kurs schließt mit einem Ausblick auf die Entwicklungen des jüdisch-christlichen Verhältnisses vom 20. Jahrhunderts (Vaticanum II) bis in die Gegenwart.

 

Ziele: Grundlegende Kenntnisse zur Genese, Entwicklung und Transformation antijüdischer Diskurse und zu verschiedenen jüdischen Reaktionen auf eben dieselben.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2018/19