Publikationen
- Baake, J., Schmitt, J., & Metag, J. (2025). Balancing realism and trustworthiness: AI avatars in science communication. Journal of Science Communication, 24 (02), A03. doi: 10.22323/2.24020203
- Zils, L., Wintterlin, F., Metag, J., Mede, N. G., & Schäfer, M. S. (2025). Literate and Critical? Characterizing Users of Alternative Scientific Media. Science Communication, 1–31. doi: 10.1177/10755470251323525.
- Cologna, V., Mede, N. G., Berger, S., Besley, J., Brick, C., Joubert, M., Maibach, E. W., Mihelj, S., Oreskes, N., Schäfer, M. S., van der Lin-den, S., Abdul Aziz, N. I., Abdulsalam, S., Abu Shamsi, N., Aczel, B., Adinugroho, I., Alabrese, E., Aldoh, A., Alfano, M. … ... (2025). Trust in scientists and their role in society across 68 countries. Nature Human Behaviour. doi: 10.1038/s41562-024-02090-5.
- Metag, J., Nölleke-Przybylski, P., & Klinger, K. (2024). Wissenschaftscomics für die Erwachsenenbildung: Das Projekt „Frag Sophie!“. Magazin Erwachsenenbildung, 52, 99–110.
- Metag, J., Wintterlin, F., & Klinger, K. (2023). Editorial: Science Communication in the Digital Age: New Actors, Environments, and Practices. Media and Communication, 11 (1), 211–373. doi: 10.17645/mac.v11i1.6905.
- Wintterlin, F., Hendriks, F., Mede, N. G., Bromme, R., Metag, J., & Schäfer, M. S. (2022). Predicting Public Trust in Science: The Role of Basic Orientations Toward Science, Perceived Trustworthiness of Scientists, and Experiences With Science. Frontiers in Communication, 6, 1–13. doi: 10.3389/fcomm.2021.822757.
- Metag, J. (2020). Climate change visuals: a review of their effects on cognition, emotion and behaviour. In Holmes, D. C., & Richardson, L. M. (Hrsg.), Research Handbook on Communicating Climate Change (S. 153–160). Edgar Elgar. doi: [10.4337/9781789900408.00025]
- Metag, J. (2020). Tension between visibility and invisibility: Science communication in new information environments. Studies in Communication Sciences, 21 (1), 1–16.
- Metag, J. (2020). What drives science media use? Predictors of media use for information about science and research in digital information environments. Public Understanding of Science, 29 (6), 561–578. doi: 10.1177/0963662520935062
Transfer
- Berichterstattung von Radio Q
- Pressemitteilung der Universität Münster
- Interview von Prof. Dr. Julia Metag im RUMS-Brief
„Kommunikation gilt nicht mehr als Einbahnstraße“
Fake News setzen Wissenschaft und Journalismus unter Druck. Anna Niere hat mit der Kommunikationswissenschaftlerin Julia Metag darüber gesprochen, wie die Forschung Menschen erreicht, die ihr misstrauen.
Frau Metag, das Forschungslabor, in dem Sie arbeiten, nennt sich „Hot Science Communication Lab“. Das klingt sehr groß und abstrakt. Was ist das genau?
Metag: Science Communication, also Wissenschaftskommunikation, meint die Vermittlung von wissenschaftlichem Wissen, Informationen über Wissenschaft und darüber, wie sie funktioniert. Sie umfasst Medienberichte zum Beispiel zum Klimawandel, aber auch strategische Kommunikation: Wie arbeiten Uni-Kommunikationsabteilungen, wie kommunizieren NGOs?
Und wie kommunizieren sie?
Metag: Das erforsche ich aus der Perspektive der Wissenschaftskommunikationsforschung. Im „Hot Science Communication Lab“ geht es um „heiße“, also stark umstrittene Themen – eben Themen wie Klimawandel, Impfen oder Gendern. Was der Name eigentlich gar nicht hergibt, aber Kern unserer Forschung ist, ist die Multimodalität. Wir untersuchen, wie solche „heißen“ Themen über Videos, Memes, KI-generierte Inhalte, das Zusammenspiel von Bild und Text und Co. vermittelt werden. Gerade in der digitalen Kommunikation prägt diese multimodale Aufbereitung, wie intensiv Themen diskutiert und wie emotional sie verhandelt werden.
Welche Rolle spielt Social Media dabei? Dort werden ja Memes geteilt, Videos gepostet – es ist von Natur aus multimodal.
Metag: Soziale Medien spielen eine ganz wichtige Rolle für uns. Wir beschränken uns aber nicht nur darauf. Auch in klassischen journalistischen Formaten gibt es inzwischen viele Angebote, die multimodal arbeiten: Interaktive Infografiken zum Beispiel, in denen Text und Bild kombiniert werden, oder ganze News Stories, die sehr stark multimodal aufbereitet sind. Da lässt sich viel machen.
Sie haben gerade schon Klimawandel, Impfen oder Gendern genannt. Die Liste der „heißen“ Themen wirkt heutzutage fast unendlich. Welches Thema gehen Sie denn im „Hot Science Communication Lab“ als erstes an?
Metag: Die Liste ist tatsächlich unendlich. Deshalb kann ich die Frage im Moment auch noch gar nicht abschließend beantworten. Das ist tatsächlich einer der ersten Schritte im Projekt: Wir wollen festlegen, auf welche Themen wir uns konzentrieren – dazu laden wir Wissenschaftler:innen und Journalist:innen ein, die uns aus ihren Beobachtungen berichten.
Wenn Sie auf Ihre bisherigen Beobachtungen aus der Forschung schauen: Wo hakt es Ihrer Meinung nach am meisten in der Kommunikation von Wissenschaft und Gesellschaft?
Metag: An mehreren Stellen. Zwar zeigen Befragungen wie das Wissenschaftsbarometer, dass das Vertrauen in Wissenschaft in Deutschland weiterhin hoch ist. Doch die Bevölkerung ist sehr unterschiedlich: Wissenschaftsaffine Gruppen werden gut erreicht, während „nicht erreichte Gruppen“ kaum Kontakt zu wissenschaftlichen Informationen haben.
Was ist das Problem?
Metag: Eine zentrale Herausforderung ist, Menschen einzubeziehen, die wenig Interesse oder Berührungspunkte mit Wissenschaft haben. Dazu kommen die inhaltlichen Hürden: Wissenschaft ist komplex, fachsprachlich und folgt einer eigenen Logik, die nicht immer zum Journalismus oder zu sozialen Medien passt. Befunde verständlich aufzubereiten, ohne sie zu verfälschen, bleibt schwierig. Gleichzeitig rückt stärker in den Fokus, was die Bevölkerung eigentlich erwartet. Kommunikation gilt nicht mehr als Einbahnstraße, sondern als Austausch, der Bedürfnisse und Anforderungen der Menschen berücksichtigt.
Was erhoffen Sie sich durch die Forschungsergebnisse – über Ihre eigene Erkenntniserweiterung hinaus, gesellschaftlich gedacht?
Metag: Im Projekt soll verstanden werden, wie wissenschaftliche Themen multimodal, also über verschiedene Formate und Kanäle hinweg kommuniziert und über soziale Medien verbreitet werden. Mit computerbasierten Analysen wollen wir erfassen, welche Inhalte – etwa Videos, Memes oder Bild-Text-Kombinationen – zu bestimmten Themen kursieren, wie Menschen damit in Kontakt kommen und wie das ihre Einstellungen beeinflusst.
Warum ist das wichtig?
Metag: Das Ziel ist, systematisch zu erkennen, welche Darstellungsformen funktionieren und was viral geht, um daraus für künftige Kommunikationsstrategien zu lernen. In einem späteren Projektschritt untersuchen wir experimentell die Wirkung solcher Formate, zum Beispiel von Memes zum Thema Impfen. Außerdem wollen wir herausfinden, wie wir mit wissenschaftlichen Themen Menschen erreichen können, die bisher kaum Berührungspunkte haben.
Wie macht man das?
Metag: Wir testen ein Modell mit „Trusted Messengers“ – lokalen Vertrauenspersonen wie Lehrer:innen oder engagierten Vereinsmitgliedern –, die in bestimmten Communities eine hohe Glaubwürdigkeit besitzen und so Zugang zu weniger wissenschaftsaffinen Gruppen ermöglichen. In den USA hat man zum Beispiel festgestellt, dass Wettermoderator:innen für das Thema Klimawandel ziemlich relevant sind. Viele Menschen, die dem Klimawandel gegenüber eher skeptisch sind, vertrauen ihnen trotzdem. Wenn man diese Moderator:innen als Kommunikator:innen für das Thema Klimawandel gewinnt, kann man Gruppen besser erreichen, die sonst wenig wissenschaftsaffin sind.
Also fast wie Influencer:innen für Wissenschaftskommunikation?
Metag: Genau, im kleineren, lokaleren Rahmen.
Zum Schluss noch eine große Frage: Gibt es in Ihrem Forschungsbereich gerade zu Beginn des Projekts irgendeine Entwicklung oder einen Trend, den Sie besonders besorgniserregend finden?
Metag: Was mich da beschäftigt, betrifft nicht nur dieses Projekt, sondern das Fach insgesamt – und nicht nur die Wissenschaftskommunikation. Sehr zentral ist die Verbreitung von Falschinformationen. Das hat wiederum sehr viel mit Multimodalität zu tun, also damit, dass Kommunikation heute über viele Formate, Kanäle und Sinnesreize gleichzeitig läuft. Mit KI kann ich sehr schnell ein Bild erstellen, ein Video produzieren oder einen Text zu einem Bild verändern, manipulieren und so weiter. Damit kann ich ganz andere Inhalte transportieren und ganz andere Wirkungen erzielen. Diese Prozesse überhaupt zu erfassen, ihre Folgen einzugrenzen – daran arbeiten natürlich nicht nur wir in der Kommunikationswissenschaft, sondern viele Fächer. Man hat trotzdem oft das Gefühl, man ist immer einen Schritt hinterher. Wir möchten mit unserem Projekt zumindest ein kleines Puzzlestück zu diesem Feld beitragen. Fake News werden auf jeden Fall auch Bestandteil des Projekts sein.
Julia Metag hat für das „Hot Science Communication Lab“ eine Förderung von 840.000 Euro von der „Volkswagen-Stiftung“ bekommen. Die Förderung soll vor allem recht neue Professor:innen in ihren ersten Lehrjahren unterstützen und Spielraum für neue Forschungsbereiche bieten. Im „Hot Science Communication Lab“ arbeiten neben Julia Metag ein Wissenschaftlicher Mitarbeiter und zwei studentische Hilfskräfte. (ani)