Das ifgi beteiligt sich an der Einführung einer neuen Technologie zur Sicherung von Bodenrechten in Ostafrika

Länder in Subsahara-Afrika wie Ruanda, Kenia und Äthiopien stehen vor der großen Herausforderung, innerhalb kurzer Zeit Millionen bislang nicht anerkannter Bodenrechte zu kartieren, ohne hohe Kosten zu verursachen. Um dieser Herausforderung zu begegnen, wird das Institut für Geoinformatik (ifgi) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster in den kommenden vier Jahren in Zusammenarbeit mit Partnern aus Ostafrika und Europa eine Reihe innovativer Werkzeuge zur Erfassung von Grundbesitz entwickeln. An dem Projekt its4land, in dem Forscher diese Werkzeuge entwickeln, werden Partner sowohl aus der Industrie als auch aus dem akademischen Bereich beteiligt sein. Das its4land-Projekt wird mit 3,9 Mio. Euro aus dem Horizon2020 ICT-Programm der Europäischen Union gefördert. Its4land ist ein Gemeinschaftsprojekt, das von der Universität Twente (Niederlande) geleitet wird. Neben dem Institut für Geoinformatik der WWU beteiligen sich auch die KU Leuven (Belgien), die Bahir Dar University (Äthiopien), die Hansa Luftbild AG (Deutschland), die Technical University of Kenya (Kenia), das Institut d’Enseignement Superieur de Ruhengeri (Ruanda) sowie die Esri Ruanda Ltd (Ruanda).


Sicherung der Bodenrechte

Ohne hohe Kosten zu verursachen, müssen die Länder in Subsahara-Afrika kurzfristig bislang nicht verzeichnete Bodenrechte erfassen und kartieren. Landverwaltungssysteme, also die Technologien und Prozesse zur Speicherung von Informationen über Personen, Land und Besitzansprüche, gelten als Schlüsselwerkzeug für die Entstehung nachhaltiger Wirtschafts- und Lebensräume sowie gesellschaftlichen Zusammenhalts: Die Erfassung der Bodenrechte trägt zur Sicherung von Besitzansprüchen und somit zur Vermeidung von Streitigkeiten bei, verbessert Investitionsmöglichkeiten und ist Bestandteil einer guten Regierungsführung. Die bisherigen Ansätze zur Aufzeichnung und Kartierung sind gescheitert: es gibt zahlreiche Streitigkeiten und Investitionen werden erschwert, alles auf Kosten der Ärmsten der Gesellschaft.

Raumerfassungstechnologien

its4land kombiniert Innovationsprozesse mit den neuesten Raumerfassungstechnologien, u.a. smart sketchmaps, UAVs, automated feature extraction, and geocloud services, um Landerfassungsdienste zur Verfügung stellen zu können, die auf die Anforderungen und Bedürfnisse der Endbenutzer und Märkte zugeschnitten sowie anwendungsbereit sind. Das ifgi steuert fünf Jahre Erfahrung in der Automatisierung der Interpretation von Lageskizzen bei. Die Leiterin des Projekts am ifgi, Prof. Dr. Angela Schwering, brachte zum Ausdruck, wie aufregend die Möglichkeit ist, an diesem Projekt mitzuwirken: „Für uns am ifgi ist es nach fünf Jahren theoretischer Forschung sehr aufregend, den nächsten Schritt gehen und unser gesammeltes Wissen einsetzen zu können, um dabei zu helfen, ein reales gesellschaftliches Problem zu lösen. Intelligente Lageskizzen ermöglichen es uns, die Datensammlung zu unterstützen und stellen eine Möglichkeit dar, den Austausch und die Integration von Informationen in Erfassungsdiensten für Bodenrechte zu erleichtern.

ICT im Rahmen von H2020

Das Projekt wird durch das EU Horizon 2020-Programm, genauer gesagt durch das ICT (Information & Communication Technologies)-Arbeitsprogramm zum Aufbau internationaler Partnerschaften in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, finanziert. Ziel des Arbeitsprogramms ist es, Kooperationen und strategische Partnerschaften mit ausgewählten afrikanischen Ländern und Regionen südlich der Sahara, die gemeinsame Interessen verfolgen, zu stärken, indem gemeinschaftliche, ICT-basierte, innovative Projekte ermöglicht werden, die sich an Endnutzergruppen sowie im weiteren Sinne EU-Themen mit Bezug auf Content-Technologien und gesellschaftliche Herausforderungen richten.