Geschichte

Zur Geschichte der Zeitschrift Münstersche Forschungen zur Geologie und Paläontologie existieren wenige schriftliche Zeugnisse.

Im Folgenden erinnert sich Hermann W. Pfefferkorn an die Gründungsjahre; publiziert 2005.


Die Gründung der Münsterschen Forschungen zur Geologie und Paläontologie, 1963-1968
– Ein Rückblick –

HERMANN W. PFEFFERKORN

Die "Münsterschen Forschungen zur Geologie und Paläontologie" sind etwas ganz Spezielles: eine wissenschaftliche Zeitschrift, die von Diplomanden und Doktoranden herausgegeben wird und die seit 40 Jahren besteht und in diesem Jahr ihr hundertstes Heft veröffentlicht.

Als wir, die damaligen Studenten, diese Zeitschrift gründeten, waren wir uns des ungewöhnlichen Schrittes wohl bewußt, aber wir waren von der Notwendigkeit überzeugt, sahen eine Chance und hatten Erfolg. Es war kein einfacher Vorgang, sondern er zog sich über mehrere Jahre hin. Viele Studenten und fast alle Professoren und Assistenten waren in irgendeiner Form an der Diskussion oder der Zeitschrift beteiligt. Die Probleme und Argumente, mit denen wir damals zu kämpfen hatten, sind auch heute noch aktuell. Daher ist heute von Interesse, was damals geschah. Ich schildere hier meine Beteiligung als Gründer der Müfos auf Grund meiner Erinnerung, denn es existieren sehr wenig schriftliche Zeugnisse, weil die meisten Diskussionen mündlich geführt wurden und selbst in der endgültigen Gründungsphase keine Memoranda geschrieben wurden. Die schriftlichen Unterlagen dürften hauptsächlich aus Rechnungen für den Druck der ersten Hefte bestehen.

Die Gründung der Müfo resultierte aus einer ganz bestimmten Situation, die durch mehrere geschichtliche Umstände und sehr spezifische Charakteristika des münsterschen Institutes entstand. Dazu muß ich etwas weiter ausholen. Es gab eine lange bestehende Tradition in Deutschland, daß Doktorarbeiten veröffentlicht werden mußten. Diese Bedingung garantierte eine öffentliche Qua-litätskontrolle und sorgte auch dafür, daß die Resultate langwieriger und intensiver Forschungsarbeit der Kandidaten nicht einfach verlorengingen. Vor dem zweiten Weltkrieg mußte jeder Doktorant seine Doktorarbeit auf eigene Kosten in einer Mindestauflage von 250 Exemplaren drucken lassen und zur Verfügung stellen. Diese Arbeiten wurden dann an andere Universitäten und Forschunginstitutionen in der ganzen Welt verschickt. Ich habe mich davon selbst überzeugen können, als eine Universitätsbibliothek in den Vereinigten Staaten mir die deutschen und holländischen Doktorarbeiten in den Erdwissenschaften vorlegte, die bis zum Jahr 1900 zurückgingen, mit der Frage, welche davon in der Bibliothek weiterhin aufbewahrt werden sollten. Es ist offensichtlich, daß die Forderung, mindestens 250 Exemplare einer Doktorarbeit drucken zu lassen, eine erhebliche finanzielle Belastung bedeutete, aber es sicherte eine adäquate Verbreitung der Ergebnisse. Unmittelbar nach dem Ende des zweiten Welt-krieges hatten Studenten nicht die Mittel, den Druck zu finanzieren. Daher wurde die Zahl der Pflichtexemplare auf sieben herabgesetzt. In den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts (= "Prä-Xerox") wurden die Arbeiten mit der Schreibmaschine auf eine Folie geschrieben und in etwa zehn Exemplaren abgezogen. Strichzeichnungen wurden als Lichtpausen eingefügt und Photographien und farbige geologische Karten oder Profile stellten Originale dar, die eingeklebt wurden. Selbst dieser Prozeß war nicht billig, aber natürlich bedeutend weniger kostspielig als gängige Druckverfahren. Um aber die öffentliche Zugänglichkeit zu wahren, wurde eine dieser Arbeiten von der Universitätsbibliothek in Fernleihe, selbst an ausländische Bibliotheken, ausgeliehen. Das münstersche Institut hatte damals keine "Hauszeitschrift", um Doktorarbeiten zu veröffentlichen, wie sie an vielen anderen deutschen Instituten bestanden. Dies lag wohl unter anderem daran, daß Professor Lotze, der damalige “Chef” des Hauses, der Herausgeber von mehreren Zeit-schriften war. Eine "Hauszeitschrift" wäre vom Verlag dieser Zeitschriften als Konkurrenz betrachtet worden. Dies bedeutete für die Instituts-bibliothek aber auch, daß sie im Tausch nur Sonderdrucke anbieten konnte, die natürlich weniger begehrenswert waren. Eine "Hauszeitschriften" war und ist immer noch das billigste und einfache Tauschmittel, um equivalente Serien, aber auch Publikationreihen von Museen und Akademien, insbesondere auch aus dem Ausland, zu erhalten und ermöglicht gleichzeitig Austausch mit Ländern, bei denen finanzielle Transaktionen schwierig oder sehr teuer sind.

Studenten in unserm Institut wurden aber damals auch nicht dazu angehalten, kürzere Fassungen oder Teile ihrer Doktorarbeiten in anderen Zeitschriften zu veröffentlichen, da viele der Studien als Vorarbeiten zu einem großen Werk über die iberische Halbinsel gesehen wurden. Es muß dazu gesagt werden, daß die Arbeiten auf der iberischen Halbinsel echte Pionierarbeiten darstellten, weil damals weite Teile der beiden iberischen Länder geologisch noch unkartierte Flächen darstellten, die nur in Übersichtskarten erfaßt waren. In einer geologischen Karte der iberischen Halbinsel aus den fünfziger Jahren gingen silurische Schichten im Streichen an der Grenze Spaniens mit Portugal in devonische Schichten über, was ein klassisches Beispiel einer "politischen Blattrandverwerfung" darstellt. Über das Gebiet, das ich in Südportugal von 1964-68 bearbeitete, gab es, bevor ich meine Geländearbeit begann, ein paar Zeilen in zwei verschiedenen Veröffentlichungen, weil die Autoren auf der Durchfahrt mal angehalten und sich einen interessanten Aufschluß angesehen hatten. Eine Ausnahme war nur eine Arbeit über die quartäre Flußentwicklung. Unsere Doktorarbeiten auf der iberischen Halbinsel mußten erst einmal Stratigraphie, Tektonik, Petrographie, Paläontologie und alle anderen Aspekte der geologischen Ge-schichte des jeweiligen Gebietes erarbeiten und stellen damit noch heute die Grundlage der Kenntnis dieser Gebiete dar. Seitdem haben spanische und portugiesische Kollegen enorme Fortschritte in der Kenntnis dieser Gebiete erzielt. Wir Studenten waren uns der Tatsache wohl bewußt, daß unsere Arbeiten nicht veröffentlicht wurden. Dieses Bewußtsein wurde noch dadurch verstärkt, daß stratigraphische Säulenprofile in Publikationen aus anderen Ländern und in anderen Sprachen erschienen, die denen aus früheren Doktorarbeiten unseres Hauses bis ins kleinste Detail ähnlich sahen. Hinzu kam, daß festgestellt wurde, daß unsere Universitätsbibliothek einige Jahre vorher die betreffenden Arbeiten in dasselbe Aus- and ausgeliehen hatte. Es ist nicht verwunderlich, daß wir, die wir noch im Studium standen, und erwarten mußten, unsere Arbeiten auch im einfa-chen Abzugsverfahren zu "veröffentlichen", bestürzt waren. So gab es Beweggründe für die Diskussion einer institutseigenen Zeitschrift zur Ver-öffentlichung von Doktorarbeiten. Es wird wohl unmöglich sein, nachzuvollziehen, wann diese Idee zum ersten Mal aufkam, oder wie oft sie diskutiert wurde. Ich erinnere mich noch lebhaft an die Bemerkung eines Assistenten, das Vorhaben werde am Widerstand des Chefs scheitern, der es als Konkurrenz zu den von ihm redigierten Zeitschriften ansehen würde. Da ein solches Veto zu erwarten war, schien eine “offizielle” Petition, eine institutseigene Zeitschrift zu gründen, nicht der richtige Weg zu sein.

Der Wunsch wurde aber nicht aufgegeben und die Diskussion ging weiter. Schon bald wurde die Alternativlösung vorgeschlagen, daß die Studenten der Geologie selbst die Herausgeber sein könnten. Die Väter dieser Idee sind wohl kaum noch festzustellen. Sie kann aus einer Gruppen-diskussion hervorgegangen sein. Bei einer Umfrage würden sich wahrscheinlich mehrere Ehemalige als “Vater” oder “Mutter” des Gedanken melden. 1964 wurden die Diskussionen dann intensiver und nahm konkretere Formen an. Willi Sommer, der gerade seine Doktorarbeit fertigstellte, lies sie als Heft 1 einer neuen Reihe drucken. Auf diese erste Nummer folgte ein Hiatus, bedingt durch das Fehlen von Strukturen, die notwendig gewesen wären, um die Serie permanent im Rahmen des Institutes zu etablieren. So lebten die Debatten wieder auf. Es war klar, daß die Kosten sowohl für den einzelnen Studenten wie auch für die Fachschaft zu hoch waren und daß wir die Zustimmung des Institutsdirektors, unseres hochverehrten Meisters, Professor Franz Lotze, brauchten. — Wenn wir das Wort Meister gebrauchten, so beinhaltet das, wie wir als Studenten fühlten: Wir bewunderten ihn wegen seiner geologischen Fähigkeiten und seines umfassenden Wissens. Während diese Diskussionen liefen und unsere Pläne immer konkreter wurden, äußerte einer der Assistenten mir gegenüber unverblühmt: "Der Chef will diese Zeitschrift nicht". Ich war erst einmal verblüfft über diese direkte Form, unsere Bemühungen zu torpedieren und antwortete dann: "Das muß er mir schon selber sagen", was aber nie geschah. Es fehlte nicht an negativen Meinungen und Einwänden von Professoren, Assistenten, wissenschaftlichen Räten, Privatdozenten und Studenten, die in vielfältiger Weise geäußert wurden und oft darauf hinausliefen, daß Studenten soetwas einfach nicht machen könnten, sollten oder dürften. Zum Glück waren wir nicht die Ersten mit einem solchen Projekt im deutschsprachigen Raum. Die Geologie und Bergbaustudenten in Wien gaben zu dem Zeitpunkt bereits für viele Jahre eine wissenschaftliche Zeitschrift heraus. Ich konnte also darauf hinweisen, daß es sogar ein Vorbild gäbe, was nicht wenige verblüffte.

Ein anderer Einwand war, daß es sowieso schon zu viele Zeitschriften gebe. Dieser Einwand war damals “richtig” und ist es heute noch vielmehr, in einem bestimmten Sinne. Wir, d.h. die Gruppe, die die Herausgabe verteidigte, hatten uns diesen Punkt genau überlegt und waren daher vorbereitet, eine Antwort zu geben, nämlich, daß die Müfos eine Aufgabe erfüllten, die von keiner existieren-den Zeitschrift abgedeckt wurde. In anderen Worten, wir waren keine Konkurrenz. Dies hat sich auch bestätigt, denn welche andere Zeitschrift würde ganze Doktorarbeiten drucken. Und einige der anderen Arten von Veröffentlichungen, die die Müfos als Pionierarbeit übernahmen, wurden erst später von nationalen oder internationalen Zeit-schriften übernommen. Unsere Argumente, die wir damals ausgearbeitet hatten, haben sich langfristig bewährt. Wir alle, die wir damals die Müfos gestartet haben, können stolz darauf sein, und so können es alle, die sie weitergeführt haben und weiterführen.

An diesem Punkt der Diskussion, wurde ich zum Fachschaftsvorsitzendem gewählt und gab bekannt, daß es mein Hauptziel sei, für die Veröffentlichung von Doktorarbeiten zu sorgen. Ich entwickelte ein Finanzierungsmodell für die Druckkosten, das aus mehreren Teilen bestand: (1) Jeder Student, würde die Summe einbringen, die es ihn oder sie gekostet hätte, sieben Exemplare zu produzieren; (2) die Fachschaft gab einen Zuschuß und (3) das Institut wurde überzeugt, daß es von Vorteil sei, eine bestimmte Anzahl zu kaufen, um sie zum Tausch mit anderen Instituten zur Verfügung zu haben. Alle Arbeit im Rahmen der Zeit-schrift sollte ehrenamtlich geleistet und der Preis so niedrig wie möglich gehalten werden. Dies konnten wir auch erreichen, da es innerhalb der Universität eine Druckerei gab, die im Offsetverfahren relativ billig drucken konnte. Damit hatten wir das Modell einer praktikablen Finanzierung gefunden.
Ich erinnere mich noch deutlich einer der letzten Diskussionen, die unter denen stattfand, die bald fertig wurden und daran interessiert waren, ihr Arbeiten in dieser Serie zu veröffentlichen. Nachdem ich das Finanzierungsmodell vorgetragen hatte, kam eine überraschende Reaktion von einigen Studenten. Sie standen auf und verließen den Raum mit den Worten, so sei das nie vorgesehen gewesen. Es sei erwartet worden, daß die Autoren selbst keinen Eigenbeitrag leisten müßten. Selbst mein Einwand, daß sie sonst auch für sieben Exemplare zahlen müßten, wurde nicht akzeptiert. Eine andere Art von Opposition kam von Studenten, die unsere Ziele mißverstanden hatten und sie als einen neuen Druckzwang sahen. Dabei wären die Müfos rein zahlenmäßig nie in der Lage gewesen alle Doktorarbeiten zu drucken. Diese Kommilitonen sahen ihre Doktorarbeit als eine Examensarbeit, die nötig war, um den Doktortitel zu erlangen, wollten sie aber nicht veröffentlicht sehen. Meine Aufgabe war es jetzt mit Professor Lotze zu sprechen. Als Leiter der Fachschaft vereinbarte ich mit Frau Neumann, der Sekretärin, einen Termin mit dem Chef. Als ich ihm unser Vorhaben unterbreitete, erkannte er, daß wir realistische Päne ausgearbeitet hatten und daß die Fachschaft ganz offensichtlich die Veröffentlichung dieser Reihe vornehmen würde. Obwohl er gegen unsere Pläne war, sagte er nicht nein. Das rechne ich ihm hoch an. Er behielt sich sogar das Recht vor, die Zeitschrift neu zu benennen, weil ihm die von uns vorgeschlagenen Titel nicht zusagten. Er äußerte mir gegenüber, er müsse darüber nachdenken. Als ich nach einer Woche wieder vorsprach, nannte er mir den von ihm gewünschten Titel für die geplante Zeitschrift: "Münstersche Forschungen zur Geo-logie und Paläontologie". Diese Wahl gefiel uns zuerst nicht. Der Titel war ein bißchen lang, aber da er vom "Meister" kam, akzeptierten wir ihn. Sehr bald stellte sich die Abkürzung Müfos ein. Ich mußte mich an diesen Spitznahmen erst gewöhnen, aber fand ihn dann doch gut, denn er ist witzig, kurz und einzigartig.

Nach diesen genommenen Hürden kam es jetzt darauf an, das erste Heft zu produzieren. Da Willi Sommers Arbeit bereits existierte entschieden wir, daß nichts wichtiger sei, als eine "instant traditi-on". Daher ernannten wir Willi Sommers Arbeit, die "Heft I" sagte, zum Heft 1 unserer Reihe, ob-wohl der Reihentitel sich inzwischen geändert hatte. Der zweite Voluntär war Lutz Krapp, der schon im Jahr vorher fertig geworden war und aus Saudi-Arabien anfragte, ob wir bereit wären, seine Arbeit zu veröffentlichen. Ich sagte ihm gerne zu und er war bereit, auch etwas mehr als vorgeschlagen zu zahlen und erleichterte uns damit den Druck des ersten Heftes. Er war auch sonst außerordentlich hilfsbereit und als ich ihm sagte, daß wir auch als Herausgeber tätig sein müßten und uns die Arbeit kritisch ansehen müßten, bevor sie veröffentlicht wurde, stimmte er ohne weiteres zu. Ich war dann für das erste Jahr der Herausgeber und führte das ein, was wir heute "peer-review" nennen. Jede Arbeit wurde von einem, meistens sogar zwei Kommilitonen gelesen und außerdem von Professor Rosenfeld, der sich freundlicherweise bereiterklärt hatte, uns bei der Veröffentlichung der Zeitschrift zu helfen. So erschien, nach-dem Änderungen vorgenommen worden waren, Lutz Krapps Arbeit als Heft 2. Aber dann kam der nächste Protest. Kommilitonen sagten: "Wie könnt Ihr durch Euer Redigieren dem Autor ins Handwerk pfuschen? Was der Autor schreibt ist sakrosankt und darf nicht verändert werden". Wir setzten uns aber durch und die Verbesserung durch Kritik hat sich sehr gewährt. In den Doktorarbeiten hatte sich nämlich eingebürgert, daß auch Land und Leute beschrieben wurden, und Techniken so detailliert, als ob man sich an Erstsemester wende. Das hätte aber außerhalb des Institutes nicht den richtigen Eindruck hinterlassen. Auch aus meiner jetzigen Sicht waren die Verbesserungsvorschläge alle sehr angemessen und haben dazu beigetragen, die Arbeiten professioneller zu gestalten. Damals allerdings entschieden sich einige Kommilitonen dafür, nicht in der Reihe zu veröffentlichen, weil sie Eingriffen in ihre Autonomie nicht akzeptieren konnten.
Von diesem Zeitpunkt ab gab es dann eine kontinuierliche Reihe von Studenten, die daran interessiert waren, ihre Arbeit in unserer Reihe zu veröffentlichen und es war erfreulich, mit ihnen zu arbeiten und die Hefte herauszubringen. Nach einem Jahr war es Zeit mich wieder starker auf meine eigene Doktorarbeit zu konzentrieren. In dem Moment mußte sich zeigen, ob das Unternehmen breite Unterstützung fand, denn es ging darum, einen Nachfolger zu finden. Für eine Weile sah es so aus, als ob niemand bereit sein würde, aber ich war entschlossen, die Herausgabe abzugeben aus eigenem Zeitmangel und der Überzeugung, daß die Nachfolge gesichert werden mußte. Glücklicherweise war Peter Meiburg bereit, diese als unser nächster Herausgeber zu übernehmen. Es hat mich sehr gefreut, daß auch anschließend immer wieder Studenten volontierten und damit die Kontinuität und der Erfolg dieses ungewöhnlichen Unternehmens, daß Diplomanden und Doktoranden eine wissenschaftliche Zeitschrift herausgeben, langfristig gesichert war. Bis Heft 10 wurden ausschließlich Doktorarbeiten veröffentlicht. Mit Heft 11 und 12 kamen dann ein Fossilkatalog und ein Sammelband heraus.

Mit den Müfos hatte das Institut ein besseres Tauschorgan und erhöhte auch bald die Zahl der Hefte, die es kaufte. Es muß hier gesagt werden, daß die Finanzierung der ersten Hefte "zusam-mengestoppelt" wurde, und daß die Fachschaft auch Anträge beim Fachschaftsrat der Uni stellte. Wir bekamen Zuschüsse, weil Studenten anderer Fachrichtungen beeindruckt waren, daß wir wis-senschaftliche Veröffentlichungen produzierten, insbesondere, gegen den Willen mancher Hoch-schullehrer. Zu diesem Zeitpunkt war es aber nicht möglich, in ein Heft hineinzuschreiben, daß der Herausgeber ein Student war. Wir mußten einfach unsichtbar bleiben, um keine negative Gegenreaktion hervorzurufen. Deswegen stand auch nur hinten auf den Heften: "Herausgegeben von der Fachschaft Geologie in Münster; Druck photo-technische Zentralstelle der Universität Münster". Auf einer Tagung im Jahre 1968 äußerte sich der Leiter des Verlages, der die von Professor Lotze redigierten Zeitschriften druckte, sehr negativ über die Müfos und kritisierte Professor Lotze, daß er diese “Konkurrenz” innerhalb seines Institutes erlaubt habe. Es war eine schöne Anerkennung unserer Bemühungen zu hören, daß Professor Lotze die Müfos verteidigte und sagte, daß er stolz auf diesen Erfolg seiner Studenten sei. In dieser indirekten Form erfuhren wir, daß Professor Lotze zu einer positiven Bewertung der Müfos gekommen war.

Die Entwicklung der nächsten Jahre müssen andere erzählen, denn 1968 promovierte ich und verließ Münster. Aber, drei Jahre später kam ich zu-rück, um zwei Jahre mit DFG-Mitteln am Institut zu arbeiten. Während dieser Zeit passierte etwas, das erwähnenswert ist und den weiteren Verlauf beeinflußt hat. Zu diesem Zeitpunkt, 1971-72, war die Fachschaft 8 Jahre alt, aber es bahnte sich an deutschen Universitäten eine Entwicklung an, daß Fachschaften politisiert wurden. Geologiestuden-ten, die damals die Müfos leiteten und sehr erfolgreich waren (sie hatten zum Beispiel aus Müfo-eigenen Mitteln eine elektronische Satzmaschine gekauft) waren besorgt, daß Fachschaftsgelder, die in der Hauptsache von den Müfos stammten und für die Müfos zur Verfügung stehen sollten, von politisch engagierten Studenten anderweitig beansprucht werden könnten. Sie kamen zu mir, um das Problem zu diskutieren. Inzwischen hatten auch die Professoren gesehen, wie positiv die Müfos waren und waren daran interessiert, sie für das Institut zu übernehmen. Andererseits wollten die Studenten sie gerne weiter selbst herausgeben. Einer von ihnen schlug vor, einen Verein zu grün-den, der die Trägerschaft der Zeitschrift von der Fachschaft übernehmen würde. Wir fanden das gut, erschienen zu sieben beim Amtsgericht und schufen einen eingetragenen Verein mit Satzungen, Vorstand usw. Seitdem werden die Müfos von dem Verein der Geologiestudenten zu Münster herausgegeben und es ist erfreulich festzustellen, wie hier Studenten ein sichtbarer Teil des Institutes geworden sind und wie sehr diese Serie in verschiedener Richtung mitgeholfen hat, Veröffentlichungen in einer Form möglich zu machen, die vorher nicht existierte.

Ich möchte allen, die während der Jahrzehnte mit-gearbeitet haben, danken, und es freut mich, daß die Idee so eingeschlagen hat. Ich wünsche den Müfos viele weitere erfolgreiche Jahrzehnte und ich hoffe, daß es auch in der Zukunft immer Diplomanden und Doktoranden geben wird, die freiwillig die Aufgabe übernehmen werden, die Zeitschriftenreihe des münsterschen Institutes zu redigieren, herauszugegen und zu managen zum Wohle aller Institutsangehörigen und der Geologie.

Glückauf!