Carl Schmitt und die Politische Theologie

Politischer Anti-Monotheismus. Von Jürgen MANEMANN. – 2002, VIII und 400 Seiten, geb. ca. 30,20 d, ISBN 3-402-03965-0.


Seit 1989 wird die liberale Demokratie von Struktur- und Sozialkrisen sowie politischen Legitimationskrisen heimgesucht, von denen sie zuvor verschont geblieben war. Zu den großen Folgen von 1989 gehört die Wiederkehr des Politischen in seinem elementaren Sinn. Das zentrale Anliegen der Habilitationsschrtift ist es, die "Versuchung Carl Schmitts" (F. Balke) in dieser Situation zu fokussieren. Ein besonderes Desiderat in der aktuellen Diskussion ist eine theologische Auseinandersetzung mit Schmitts politischer Theologie: Schmitt selbst bezeichnete ja bekanntlich in seinen Tagebüchern "das Ringen um die eigentlich katholische Verschärfung" als das "geheime Schlüsselwort" seiner "gesamten geistigen und publizistischen Extstenz". Die gegenwärtige Schmitt-Renaissance drückt sich nicht nur in den Schriften der Neuen Rechten aus. Neuere Studien zielen auf eine geistesgeschichtliche Normalisierung Carl Schmitts, der nun zum Großdiagnostiker stilisiert und so entpolitisiert wird. Gegen die gegenwärtige Enthistorisierungen und Entpolitisierungen versucht die vorliegende Arbeit, den Zeitkern der Schmittschen politischen Theologie herauszustellen. Dabei zeigt sich, dass Schmitts politische Theologie nicht, wie häufig angenommen, auf einem totalitären Monotheismus beruht oder sich vorwiegend aus dem Katholizismus speist, sondern gnostisch grundiert ist (s. Dualismus, Katechontik, Christologie etc.) und gerade deshalb im Zusammenhang der gegenwärtig geführten Attacken gegen einen moralischen Universalismus, der dem biblischen Monotheismus entstammt, eine besondere Faszination ausübt.